Duisburg. In Mündelheim haben noch nicht alle Bürger vom geplanten Kiesabbau erfahren. Die, die Bescheid wissen befürchten, übergangen zu werden.

„Davon hab’ ich noch nie was gehört“, wundert sich die Bedienung im Bauerncafé Ellerhof angesprochen auf den potenziellen Kiesabbau im Mündelheimer Rheinbogen. IHK Niederrhein und Vero, der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie, schlagen vor, nördlich und südlich der B 288 auf einem 92 Hektar großen Gebiet Kies für den Straßenbau abzubauen. Der Naturschutzbund Nabu spricht sich für den erhalt der „typisch niederrheinischen Landschaft“ aus und protestiert gegen den Kiesabbau in seiner geplanten Form. IHK und Vero rechnen derweil mit wenig Widerstand aus der Bevölkerung – und behalten nur teilweise Recht.

Auch die meisten Gäste des Bauerncafés schütteln mit dem Kopf, wenn es um den Kiesabbau geht. Dabei sind die Wege entlang der betroffen Wiesen ein beliebter Spazierweg – doch die Mündelheimer sind leidgeprüft. „Bei der Deichrückverlegung warten wir ja auch schon seit Jahren, dass man mal was hört“, erinnert sich Claudia Heinen, Betreiberin des Lamastalls „LamaMia“ direkt an den Rheinwiesen in Mündelheim. „Über den Kiesabbau habe ich schon Gerüchte gehört, aber mehr noch nicht“, erzählt Heinen. „Ich will mich da jetzt auch nicht mit belasten. Wir werden ja eh nichts gegen die Pläne unternehmen können“, befürchtet sie.

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Kiesabbau: Mündelheimer Bürger sorgen sich um den Wert ihrer Grundstücke

Gabriele Urbanik wohnt in Mündelheim mit freiem Blick auf den Rhein und die Wiesen davor. „Aber in Zukunft dann wohl eher mit freiem Blick auf die Kiesgrube und die ganzen LKW“, befürchtet sie. „Der Staub, der Stau, der Dreck. Es wäre furchtbar wenn das umgesetzt würde, nicht auszudenken.“

Außerdem befürchtet sie auch einen Wertverlust ihres Grundstücks. Große Chancen, gegen die Pläne der IHK und Vero vorzugehen, sieht sie nicht. „Die Bürger werden ja erst gar nicht gefragt. Der kleinste Mann ist immer der Dumme.“ Das Oberbürgermeister Sören Link auch gegen den Kiesabbau ist, findet Urbanik zwar gut, aber: „Das heißt ja am Ende doch nichts.“

Bauer Heinrich Beumer hat sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt

Heinrich Beumer ist in Mündelheim und darüber hinaus für seine Erdbeeren bekannt. Mit dem Thema Kiesabbau hat sich der Landwirt aber noch nicht beschäftigt. „Das ist ja alles noch sehr spekulativ, man weiß noch gar nichts genaues.“

Lore Schuhen macht sich Gedanken darüber, wie der Kiesabbau die Landschaft im Süden verändern könnte.
Lore Schuhen macht sich Gedanken darüber, wie der Kiesabbau die Landschaft im Süden verändern könnte. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Ich bin gespannt, was da passiert“, sagt Lore Schuhen aus Mündelheim. Sie habe noch nicht konkret über die Pläne nachgedacht, von denen sie in der Zeitung gelesen hat, sieht aber die Bedeutung des Kiesabbaus. „Das war ja schon immer ein gefragtes Material, ohne Kies gibt es ja auch keinen Straßenbau.“ Trotzdem müsse man auch ein Auge darauf haben, was danach kommt. „Abbau im großen Stil verändert die Landschaft ja langfristig, das kann auch negative Folgen haben“, gibt sie zu bedenken. Außerdem wundert sie sich über den Zeitpunkt der Abbauidee. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das zusammen mit der Deichrückverlegung funktionieren soll.“

Mündelheimer Kiesabbau ist eins von acht Gebieten

Zusammen mit dem potenziellen Abbaugebiet in Duisburg haben IHK und Vero noch acht andere Gebiete vorgeschlagen.

Das Duisburger Gebiet in Mündelheim ist mit 92 Hektar die zweitgrößte der möglichen, zukünftigen Kiesabbaustellen

IHK und Vero betonen die Rolle der Kies- und Sandunternehmen als Arbeitgeber in der Region und stellen klar, dass ohne dieses Unternehmen „der Bau von Straßen, Brücken und Häusern unmöglich“ wäre.