Duisburg. Die Schauspielerin Claudia Michelsen erinnert in der Stadtbibliothek an die Film-Diva und Sängerin. Polizeiruf-Kommissarin liest souverän.

Die Leinwand-Legende Marlene Dietrich gehörte zu den wenigen deutschen Filmstars in Hollywood, wo sie an der Seite von Gary Cooper oder Spencer Tracy Weltruhm erlangte. Für die künstlerische Betreuung der amerikanischen Truppen im Kampf gegen das Hitler-Regime wurde die 1901 in Berlin geborene und 1992 in Paris verstorbene Schauspielerin und Sängerin hoch dekoriert. Unvergessen bleibt ihre Lola in Sternbergs „Blauem Engel“ an der Seite von Emil Jannings aus dem Jahr 1930. „Sag mir, wo die Blumen sind… Erinnerungen an und von Marlene Dietrich“ lautete der Titel der Lesung von Claudia Michelsen, die jetzt beim Verein für Literatur in der Stadtbibliothek zu Gast war.

Lesung ohne theatralische Effekte

Die 1969 in Dresden geborene Michelsen machte sich als Theater-Schauspielerin unter anderem an der Volksbühne Berlin bei Volker Castorf einen Namen und kann schon in jungen Jahren auf ein umfangreiches und erfolgreiches Werk an Filmen und Bühnenspielen zurückblicken. Zu ihren prominentesten Rollen zählt die als Kommissarin in der Serie „Polizeiruf 110“ oder in Sönke Wortmanns „Die Päpstin“. Dass sie auch eine exzellente Vorleserin ist, die auf theatralische Effekte und Dramatisierungen verzichtet, steht für souveräne Professionalität.

„Der letzte Scheinwerfer ist erloschen. Die Show ist aus.“ Nie mehr wird sich ihr Gesicht aus der Dunkelheit herausschälen, der blasse Vamp war zur Geschichte geworden. Als alte Frau hat dann die große Marlene Dietrich in ihrer Wohnung an der Avenue Montaigne in Paris ihre Biografie geschrieben. Aber es gibt auch noch das Buch, das ihre Tochter Maria für „Marlene“ geschrieben hat. Der Zuhörer wird dann auf eine Zeitreise in das Jahr 1914 mitgenommen, als die kleine Marlene in Berlin die Schule besucht. Marlene Dietrich erinnert sich an eine unbeschwerte Jugend mit einer liebevollen Mutter und Großmutter in einem klassisch gebildeten Haushalt von aristokratischer Großbürgerlichkeit. Marlene soll Geigerin werden, doch eine Verletzung hindert sie daran. Worauf sie den Weg zum Theater sucht, dort ihren späteren Ehemann Rudolf Sieber kennen lernt und schließlich den Regisseur Josef von Sternberg, der sie mit ihrer ersten Hauptrolle in „Der blaue Engel“ zum jungen Weltstar macht. Der Weg nach Hollywood ist frei...

Aus dem Leben einer großen Diva

Das Publikum erfuhr hier dann noch mehr aus dem Leben einer großen Diva, die ihre Karriere außerhalb Nazi-Deutschlands in den USA fortsetzte und bei ihrer Rückkehr nach dem Krieg nicht nur gefeiert, sondern auch als „Vaterlandsverräterin“ beschimpft wurde. Viel Beifall für Claudia Michelsen.