Duisburg-Huckingen. Die Sekundarschule am Biegerpark bietet digitalen Unterricht im kürzlich eröffneten Entdecker-Lab. Das Projekt ist für einen Preis nominiert.
Für den Biologie-Unterricht schnell mal ein virtuelles 3D-Herz untersuchen, in Geschichte kurzzeitig in die antike Stadt Palmyra reisen: In der Sekundarschule Am Biegerpark lernen die Schüler digital im Entdecker-Lab – mit Virtual Reality, Augmented Reality und 3D-Stiften. Der neue Raum ist erst seit wenigen Wochen in Betrieb und schon für einen Preis nominiert.
Nein, das Entdecker-Lab ist kein normaler Schulraum. Hier endet die oftmals langweilige Litanei der Lehrer. In diesem Raum gibt’s zwar noch Kreide und Tafeln, die Relikte wirken allerdings antiquiert und deplatziert bei der modernen Technologie, die hier zur Verfügung steht. „Wir haben hier vor vier Wochen einen einzigartigen, digitalen Lernraum erschaffen“, sagt Schulleiter Pavle Madzirov stolz. Der Lerneffekt sei durch virtuelles Erleben deutlich höher als durch klassisches Schulbankdrücken, sagt er überzeugt.
Augmented Reality im Schulunterricht
Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt. Augmented Reality lässt etwa ein virtuelles 3D-Herz auf dem Display erscheinen. Die Schüler können ran- und reinzoomen, Arterien und Aorta aus einer beliebigen Perspektive detailreich inspizieren. Ebenfalls lassen sich Klima-Phänomene aufs Tablet projizieren. Die Auswirkungen von Hitze, Trockenheit oder steigendem Meeresspiegel werden anschaulich auf digitalen Landschaften dargestellt. „Wir müssen ja in der Schule bleiben, aber wir können uns die Welt und das Wissen durch Technologie hierhin holen“, sagt Pavle Madzirov.
Die Welt ins Klassenzimmer holen? Funktioniert. Die Achtklässler, die kurz vor den Herbstferien am Projekt „Kulturen in Europa“ arbeiten, besuchen mal kurz den Petersdom, spazieren durch London oder schauen sich Norwegens Fjorde genauer an. Mit VR-Brillen kein Problem. Im Entdecker-Lab lernen die Jungen und Mädchen nicht nur Inhalte, die im Lehrplan stehen, sondern auch den Umgang mit multimedialer Technik: Sie filmen, schneiden und bearbeiten Kurzfilme zu ihrem Projekt, sie sprechen Podcasts ein, nutzen verschiedene Apps, um Bild und Sound nach ihren Vorstellungen zu kreieren.
Schüler freuen sich über digitalen Unterricht
„Das ist so viel besser, als einfach nur am Tisch zu sitzen und zuzuhören“, findet Samuel (13). Zusammen mit seinem Partner Timuel (14) tüfteln die beiden auf dem Tablet an ihrem Film zu England. Verschiedene Sehenswürdigkeiten aus London sind zu sehen, jetzt muss noch stimmige Hintergrundmusik rein, „vielleicht können wir schon am Anfang Applaus einfügen“, witzelt Samuel, der sich wieder in die Arbeit vertieft. Genau wie jeder Achtklässler, der im Entdecker-Lab lernt, arbeitet und vieles ausprobiert.
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Gerade beim Arbeiten mit dem 3D-Stift hängen einige Zungen etwas angestrengt aus dem Mund – das ist der Konzentration geschuldet. „Die Stifte sind erstmal dazu da, um grundlegend die Funktionen von 3D-Druckern kennenzulernen – davon bekommen wir nämlich in den nächsten Wochen einen“, sagt der Schulleiter. Mit einem 3D-Stift ist es möglich, Kunstwerke oder funktionale Dinge plastisch zu erschaffen. Dafür wird Kunststoff erhitzt und fließt aus der Stiftspitze heraus; der erhitzte Stoff kühlt ab und wird schnell hart.
Digitaler Unterricht muss nicht teuer sein
So ein multimedialer, digitaler Unterricht sei auch für „kleines Geld“ zu haben, weiß Pavle Madzirov: „Die Podcast-Mikros kosteten 14 Euro, die VR-Brillen unwesentlich mehr, und für das Foto- und Filmstudio inklusive Greenscreen und Beleuchtung haben wir 99 Euro ausgegeben.“ Einfach mal machen, lautet die Devise des Digital-Direktors. Die Schüler danken’s ihm.