Duisburg-Wedau. Die Eisenbahndekoration für den Kreisverkehr ist da, freut sich Ratsherr Dieter Lieske (SPD). Jetzt wirft der Bürgerverein ihm Ideenklau vor.

Es ist die nächste Haltestelle auf dem Weg zu einer Eisenbahn-bezogenen Gestaltung des neuen Wedauer Kreisverkehrs: Die Eisenbahnsignale, die nach dem Entwurf eines Wedauer Bürgers auf der Mittelinsel des Rondells an der Ecke Kalkweg/Wedauer Straße installiert werden sollen, sind inzwischen da. Jetzt kommt allerdings noch einiges an Arbeit auf die Beteiligten zu, bevor sie auf dem Kreisverkehr aufgestellt werden können. Und: Es gibt Streit.

Der Bürgerverein Wedau/Bissingheim und einzelne Bürger hatten angeregt, den Kreisverkehr mit eisenbahntypischen Exponaten zu dekorieren, um an die Eisenbahnervergangenheit der beiden Stadtteile zu erinnern: 90 Jahre, von 1914 bis 2004, lang prägte das Ausbesserungswerk Wedau mit seiner Werkssiedlung den Stadtteil, mehr als 2000 Angestellte arbeiteten dort noch in den 1960er Jahren. Das Werksfeuerwehrgebäude mit dem dazugehörigen Uhrenturm steht heute unter Denkmalschutz. Auch der Rangierbahnhof, ein Verschiebebahnhof für den Güterverkehr, war von großer Bedeutung.

Signale bearbeiten und Fundament installieren

So teuer war der Umbau

Die Kreuzung Wedauer Straße/Kalkweg wurde ab Juni 2017 zum Kreisverkehr umgebaut, Kostenpunkt: 680.000 Euro.

Die Baumaßnahme war Teil des sogenannten KIDU-Pakets; die Kosten wurden zu 90 Prozent vom Bund getragen, die Stadt selber musste nur die verbleibenden zehn Prozent zahlen.

21.000 Autos fahren dort täglich entlang.

Neben den Eisenbahnsignalen soll den Kreisverkehr künftig auch ein doppelachsiges Waggondrehgestell zieren. Ratsherr Dieter Lieske (SPD), der sich des Gestaltungsprojekts angenommen hat, skizziert die weiteren Schritte, bis die Eisenbahndeko aufgestellt werden kann: Die Signale „müssen so bearbeitet werden, dass sie verkehrssicher auf dem Kreisverkehr installiert werden können“; das übernehmen Azubis eines Duisburger Stahlwerksdienstleisters. Der Boden unter den Signalen muss mit entsprechenden Fundamenten bestückt werden. Und natürlich muss das Vorhaben noch mit dem städtischen Planungsamt abgestimmt werden. „Das Ganze ist ein sehr anspruchsvolles Projekt“, sagt Lieske.

Der Entwurf für die eisenbahnerische Gestaltung des Kreisverkehrs stammt von einem Wedauer Bürger. Er hatte eine Fotomontage erstellt, die seine Vision für das Rondell zeigt. Diese Montage fügten als Gestaltungsvorschlag SPD, Grüne und Linke ihrem Antrag an, mit dem im Herbst 2018 die Verwaltung beauftragt wurde, eine entsprechende Gestaltung an dieser Stelle umzusetzen. Bis dahin bittet Lieske noch um Geduld: „Da sich alle beteiligten außerstädtischen Akteure ehrenamtlich engagieren, brauchen wir bis zur endgültigen Fertigstellung noch Zeit. Wir sind aber sicher, dass der neue Kreisverkehr nach seiner Fertigstellung ein echter Hingucker ist.“

Bürgerverein Wedau/Bissingheim spricht entrüstet von „Ideenklau“

Bernd Piplack und Wolfgang Gebhard ärgern sich: Die Ideen des Bürgervereins Wedau / Bissingheim für die Gestaltung des Kreisverkehrs seien geklaut worden.
Bernd Piplack und Wolfgang Gebhard ärgern sich: Die Ideen des Bürgervereins Wedau / Bissingheim für die Gestaltung des Kreisverkehrs seien geklaut worden. © Funke Foto Services | Jory Aranda

Entrüstung herrscht beim Thema Kreisverkehrdekoration beim Bürgerverein Wedau/Bissingheim (BV). „Die Ursprungsidee kommt aus dem Bürgerverein“, erklärt dessen stellvertretender Vorsitzende Bernd Piplack. Auch die Fotomontage, auf der die künftige Gestaltung beruhen soll, sei auf Bitten des BV entstanden. „Wir sind in Kontakt mit dem VRR, der Bahn, der Stadt; wir rechnen, prüfen, machen Vorschläge, und das alles ehrenamtlich“, zählt Piplack auf.

Mehrfach habe der BV versucht, mit Stadt und Dieter Lieske zusammen an dem Projekt weiterzuarbeiten, habe Ideen eingebracht und Vorschläge gemacht, wie sich zum Beispiel Geld sparen lasse. Antworten darauf habe es nicht gegeben. Piplacks bitteres Fazit: „Uns werden die Ideen geklaut, und der Bürgerverein wird nicht erwähnt. Und wir müssen uns bei den Bürgern rechtfertigen, die uns fragen: Was macht Ihr eigentlich?“

Konfrontiert mit diesen Vorwürfen, reagiert Dieter Lieske erbost. „Ich glaube, dass der Frust über das eigene Unvermögen, dieses Projekt zu realisieren, beim Bürgerverein sehr tief sitzt.“ Der Vorwurf des Ideenklaus sei „genau so falsch wie billig“. Eine Anfrage des Bürgervereins zur Zusammenarbeit beim Projekt habe es nicht gegeben. „Offensichtlich lebt der Bürgerverein in der falschen Vorstellung, dass nur er allein vertretungsberechtigt im Sinne der Bürger auftreten darf. Das darf er lediglich für seine Mitglieder.“