Duisburg. Stefan Cassone hatte am Montag seinen ersten Arbeitstag als Leiter der JVA Hamborn. Der 47-jährige kennt sich besonders im Frauenvollzug aus.
Mehrere Jahre Gefängnis hat Stefan Cassone hinter sich: Doch nie als Insasse, sondern als Vollzugsbeamter. Seit Montag ist der 47-jährige Leiter der Justizvollzugsanstalt Duisburg-Hamborn. Besonders kennt er sich mit dem Frauenvollzug aus – ein Aspekt, der auch in seiner neuen Position auf ihn zukommen wird. Cassones Vorgänger Reimund Kintrup war Ende Juni in Ruhestand gegangen, zuvor war die Stelle aufgrund einer Erkrankung Kintrups schon seit Dezember praktisch unbesetzt.
Die JVA hinter dem Hamborner Amtsgericht ist Cassones erste Station als Leiter eines Gefängnisses. „Es geht jetzt erst einmal darum, den Laden und die Abläufe kennenzulernen“, sagt der 47-Jährige. „Bei allen Entscheidungen, die zu Veränderungen führen, will ich die Bediensteten mitnehmen. Mir ist es wichtig, niemandem etwas von oben herab aufzudrücken, sondern den Mitarbeitenden selbst Gestaltungsmöglichkeiten zu geben.“ Durch die breit aufgestellten Fachbereiche sei die Anstaltsleitung in der Lage, jeden Häftling passgenau zu behandeln. „Jeder von ihnen bringt ja eine eigene Vita mit, da kann man nicht alle über einen Kamm scheren“, so Cassone.
Erst Rechtsanwalt, dann Vollzugsbeamter
Sein Lebenslauf liest sich wie folgt: Geboren und aufgewachsen ist der Sohn eines Sizilianers in Recklinghausen. Er studierte Jura in Bochum und absolvierte dort am Landgericht sein Referendariat. Später arbeitete er vier Jahre als Rechtsanwalt. Ab 2006 wandte er sich dem Strafvollzug zu, unter anderem war er stellvertretender Leiter der JVA Gießen und Wuppertal-Ronsdorf. Auch in Bochum-Langendreer und Moers-Kapellen wurde er mit leitenden Aufgaben betraut. Seit 2015 arbeitete er für das nordrhein-westfälische Justizministerium und war dort im Behandlungsreferat für den Jugend- und Frauenvollzug zuständig.
Das Hamborner Gefängnis ist für Kurzzeitaufenthalte ausgelegt, also für Personen, die eine Haftstrafe von bis zu drei Monaten oder ihre Untersuchungshaft absitzen – die kann jedoch auch länger als drei Monate dauern. Einen größeren Verwaltungsaufwand bedeutet das aber nicht: „Die Arbeit ist aber anders. Jemand, der nur drei Monate einsitzt, wird vom Personal anders betreut als jemand, der 15 Jahre inhaftiert ist“, sagt Cassone. Neben den Angelegenheiten zu Mitarbeitenden und Häftlingen gehört auch das Übergangsmanagement zu Cassones Arbeitsbereich.
Auch Leiter des Frauengefängnisses in Dinslaken
Die JVA Hamborn
Die Justizvollzugsanstalt wurde in den 1920er Jahren zunächst als Gerichtsgefängnis gebaut.
Zwischenzeitlich war nicht klar, ob sie im Jahr 2020 geschlossen werden würde. Das ist zunächst vom Tisch. Die Zukunft der Zweigstelle Dinslaken, die seit 1996 der JVA Hamborn untersteht ist dagegen unklar.
Es gibt Platz für 243 männliche und 70 weibliche Häftlinge. Diese sitzen in Dinslaken ein.
„Gemeint ist der Übergang von der Freiheit in den Vollzug und umgekehrt. Zudem müssen wir ständig die Bedingungen anpassen. Wenn sich die Welt draußen verändert, müssen wir sie auch drinnen anpassen, um den Insassen einen leichteren Übergang in die Freiheit zu ermöglichen“, sagt Cassone.
Von den 313 Plätzen sind 70 für Frauen ausgelegt. Diese sitzen in einer Zweigstelle der JVA in Dinslaken ein. Cassone hat sich jahrelang mit dem Frauenvollzug befasst und kennt die Unterschiede bei der Unterbringung: „Frauen sind häufig kommunikativer und haben höheren Gesprächsbedarf. Außerdem haben sie ein geringeres Gewaltpotenzial, dafür öfter Probleme mit Drogen. Das bezieht sich aber nicht auf die JVA in Hamborn, das sind allgemeine Erkenntnisse.“
Cassone: „Gespräche können für die Häftlinge sehr sinnvoll sein“
Nicht nur von Gesetz wegen wolle er für Gespräche mit Insassen zur Verfügung stehen: „Kommunikation ist sehr wichtig, die Leute sind hier, weil sie draußen nicht kommunizieren konnten. Ihnen wertschätzend gegenüber zu treten, kann sehr sinnvoll sein.“