Duisburg. Auch in Duisburg fand die „Lange Nacht der Volkshochschulen“ statt. Bekannte TV-Gesichter haben mit Bürgern diskutiert und geraten.

Stolze Mitarbeiter und neugierige Bürger feiern am Freitagabend bis kurz vor Mitternacht zusammen die große Geburtstagsfeier für die Volkshochschule. Seit 1919 ist sie ein Ort für Weiterbildung, bei der Ausprobieren und Mitmachen ausdrücklich gewünscht sind. Das gilt auch bei der langen Nacht der Volkshochschulen. „Ein ganzes Jahr haben wir gemeinsam mit einem großen Team geplant“, sagt VHS-Direktor Volker Heckner, „ich freue mich, dass heute so viele Bürger zu uns gefunden haben“.

In den Gebäuden des Stadtfensters sowie um das ganze Gebäude herum tummeln sich die Besucher. Die Organisatoren haben für verschiedene Aktionen gesorgt. So führt zum Beispiel der große WDR-Truck die Besucher in ein virtuelles Bergwerk. „Das war echt interessant“, findet Christine Schächner, „aber die Warteschlangen waren sehr lang“. Nun wartet sie auf die anstehende Führung in die Archäologische Zone.

Zurück ins 14. Jahrhundert

Von der modernen Einrichtung des Stadtfensters geht es durch eine Glastür runter unter den Eingang des Vortragssaals. Dort können die Besucher noch originale Gebäudeteile des 14. Jahrhunderts bewundern. Dr. Thomas Platz zeigt ihnen besondere Elemente wie große Nischen, die gebaut wurden, um dort Licht hineinzustellen. Später hat die alte Universität Duisburg die Räume genutzt. „Über die bauliche Substanz bin ich erstaunt“, sagt Ulrich Knörr nach der Führung. „Dass die damals schon so eine Technik hatten“, ergänzt seine Frau Susanne.

Vor dem Stadtfenster zeigen rote Pylone den Weg zu den Aktionen. Auf einer Außenbühne zeigt AFiR, eine der bekanntesten Volkstanzgruppen Deutschlands, Tänze aus verschiedenen Regionen der Türkei. Unter freiem Himmel lernen die Besucher einige Schritte. In der Fabrik können sie Eindrücke des „Makerspace“ bekommen und auch beim Goldschmieden zuschauen und mitmachen.

Diskussion um gesellschaftliche Spaltung

Das Café im Gebäude füllt sich währenddessen immer mehr. Dort diskutieren die eingeladenen Gäste über den gesellschaftlichen Zusammenhalt und „Meinungsbildung in Zeiten von Fake News und Filterblasen“. WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn sieht immer eine Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, da auf die Gesellschaft großen Druck wirkt: „Wir leben in einer Zeit, in der dieser Druck so groß ist, wie noch nie. Es ist ein Veränderungsdruck durch technische Veränderungen. Mein Eindruck ist, dass unsere bundesdeutsche Gesellschaft dem Stress erstaunlich gut standhält.“

Der Duisburger Politikwissenschaftler Dr. Martin Florack betont dagegen: „Alle tun so als würde die Technik über uns hineinbrechen und als ob nicht Politik und gesellschaftliche Sachverhalte menschengemacht sind. Sind sie aber. Und die menschengemachten Treiber sind viel wirkungsmächtiger als jede Technik.“ Es gäbe keine Fragmentierung, sondern eine starke Polarisierung. Mit auf der Bühne steht auch Ulrich Aengenvoort, der den am Abend verhinderten Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Deutschen Volkshochschulverbandes Martin Rabanus vertritt. „Wir machen uns Sorgen um eine zunehmende auseinanderdriftende Gesellschaft“, so Aengenvoort. Er sieht hierbei die Funktion der VHS als ein Ort zu dienen, an dem Menschen mit ganz unterschiedlicher Meinung, zusammengeführt werden und miteinander sprechen können.

Volker Heckner, der zusammen mit Josip Sosic, dem Fachbereichsleiter für politische Bildung, die 45-minütige Diskussion moderiert, zieht danach ein kurzes Fazit: „Politische Bildung soll zukünftig bei uns weiterhin verstärkt werden.“ Zuhörerin Ellen Behrendt findet: „Die Gesprächspartner sind gut aufeinander eingegangen und haben sich respektiert, auch wenn sie manchmal verschiedener Meinungen waren.“

Sebastian Jacoby testet Wissen der Besucher

Die lange Nacht der Volkshochschulen mit den Physikanten zum Anfassen.
Die lange Nacht der Volkshochschulen mit den Physikanten zum Anfassen. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Sehnsüchtig erwarten die Besucher am Abend vor allem Sebastian Jacoby, auch bekannt als der TV-„Quizgott“. Zuvor ausgeloste Teilnehmer dürfen an einem Wissenstest über Duisburg teilnehmen, die er moderiert. Am Ende überzeugt Udo Königshofen: „Teilweise habe ich einfach gut geraten. Aber einige Fragen weiß man als Duisburger auch“, sagt der neue Duisburger Sokrates. Vorbereitet hatte er sich vorher nicht, kennt Jacoby aber aus TV-Shows. „Er ist echt sympathisch“, findet Udos Frau Sigrid. Der „Quizgott“ selber kannte die Fragen vorher nicht. „Die Fragen waren vom Niveau her sehr unterschiedlich. Die Duisburger haben sich echt gut geschlagen“, findet Sebastian Jacoby.

Unter den vielen Besuchern sind die Jüngeren am Abend weniger vertreten. So aber etwa Moritz (20) und Sarah (19). „Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so groß ist und so viele Kurse angeboten werden“, sagt Moritz erstaunt, der zum ersten Mal das Stadtfenster von innen sieht. Sarah dagegen ist oft in der Stadtbibliothek und hat auch schon einen Kochkurs mitgemacht. „Dass es die VHS schon so lange gibt, hat mich aber auch überrascht“, sagt sie.