Duisburg-Homberg. Der Freundeskreis Historisches Homberg erinnert an die Judenverfolgung. Ein Kapitel, das lange in den Geschichtsbüchern des Stadtteils fehlte

Ein dunkles Kapitel der Homberger Stadtgeschichte hat Dirk Lachmann vom Freundeskreis Historisches Homberg am Dienstagabend im Gemeindehaus der St. Johannes Kirche an der Marienstraße beleuchtet. Auf Einladung der Kolpingfamilie erinnerte er an die „Verfolgung der Juden in Homberg während der Zeit des Nationalsozialismus.“

Dieses Kapitel ist so dunkel, dass es bis in die späten 70er Jahre von der heimatkundlichen Geschichtsschreibung lieber außen vor gelassen wurde. Das war nach dem Zweiten Weltkrieg an vielen Stellen in Deutschland so, über die Verbrechen während der NS-Zeit wurde möglichst nicht gesprochen. „Als Vater der Homberger Geschichtsschreibung muss der Rektor Theodor Mohr bezeichnet werden. Als er 1968 die ‚Geschichte der Stadt Homberg‘ veröffentlichte, war über die barbarischen Geschehnisse während der Hitler-Diktatur kein Wort zu lesen“, sagt Lachmann. Aufgrund dieses Mangels habe sich der Freundeskreis-Vorstand 2013 dazu entschieden, Lachmann mit der Erforschung des Projektes „Homberg unterm Hakenkreuz“ zu beauftragen.

Deportiert nach Lettland

Der schlimmste Tag für die Menschen jüdischen Glaubens in Homberg war der 11. Dezember 1941. An diesem Tag wurden die letzten von ihnen, die in so genannten „Judenhäusern“ auf der Rheinstraße und der Moerser Straße lebten, zuerst über Moers und Krefeld nach Düsseldorf gebracht, bevor sie nach Riga in Lettland deportiert wurden. Dort wurden sie zum Arbeitsdienst beim Barackenbau eingesetzt und starben oft an Entkräftung. Wer vorher krank wurde, sei entweder direkt erschossen worden oder in den nahe gelegenen Wald von Biķernieki gebracht und dort ermordet worden. Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen

„Am Ende des 11. Dezembers konnten die Nazis sagen, dass Homberg – wie sie es nannten - ‚judenrein‘ war. Dabei handelte es sich bei den Menschen um echte Homberger Bürger, die zum großen Teil auch in Homberg geboren wurden“, so Lachmann. Wie sehr jüdische Menschen in Homberg verwurzelt waren, zeige das Beispiel von Moses Coppel. Er war ein wohlhabender Kaufmann und Viehhändler. Von 1878 bis 1904 war er im Gemeinderat Hombergs. „Neben Heinrich Pattberg war er der einzige Homberger, der den höchsten Steuersatz der Kategorie 1 zahlte.“ Noch vor dem Naziterror im Jahr 1922 verstarb er.

Die vier erwachsenen Nachfahren von ihm und seiner Frau Johanna überlebten den Krieg allerdings nicht. „Moses Coppel war ein so honoriges Mitglied der Homberger Gesellschaft, dass er es Wert wäre, dass nach ihm ein Platz oder eine Straße benannt würde“, findet Lachmann. Bereits vor 1941 mussten Juden in Homberg viel ertragen. Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 machte auch vor Homberg nicht halt.

So wurde das Textilgeschäft der Familie Coppel an der Rheinstraße genauso verwüstet wie das Lebensmittelgeschäft Gerson an der Moerser Straße. Bereits ab 1933 flohen jüdische Menschen aus dem braunen Homberg. Dirk Lachmann hat das Leben von 95 Menschen jüdischen Glaubens erforscht, die vor oder während des Zweiten Weltkriegs in Homberg gewohnt haben. „Nur 15 haben nachweislich überlebt.“


Informationen zum Projekt Homberg unterm Hakenkreuz gibt es auch im Internet unter: www.homberg-unterm-hakenkreuz.de.