Duisburg. Der zweite Hitzesommer in Folge hat den Fichtenbestand im Duisburger Stadtwald vernichtet. Auch ein Teil der Buchen ist stark geschädigt.
„Noch so ein Sommer wäre der Super-GAU“, hatte Stefan Jeschke Anfang Juni gesagt. Drei Monate später sind die schlimmsten Befürchtungen des Stadtförsters Realität: Der zweite trockene Hitzesommer in Folge hat den Fichtenbestand im Stadtwald praktisch vernichtet. Noch größere Sorgen macht Jeschke, dass mittlerweile auch eine wachsende Zahl von Buchen stark geschädigt ist. „Nach dem 2. Weltkrieg hatten wir noch nie so eine Katastrophe wie in diesem Jahr.“
Borkenkäfer vermehren sich bei hohen Temperaturen sprunghaft
Schon für den Laien ist erkennbar, das die Gruppe von rund 20 Fichten, auf die der Förster weist, abgestorben ist. Dafür verantwortlich ist der Borkenkäfer. Die Löcher, die er in die Rinde der von der zehnwöchigen Dürre im vergangenen Jahr bereits geschädigten Bäume gebohrt hat, sind ebenso unübersehbar wie die Schäden darunter. Kupferstecher und Buchdrucker werden die Insektenarten aufgrund des Fraßbildes genannt: Feine Kanäle, die sie in das Holz fräsen, unterbrechen den Flüssigkeitstransport im Baum. Der stirbt binnen weniger Wochen ab. „Wenn nur einer oder zwei Bäume befallen sind, können Sie den gesamten Bestand vergessen“, erklärt der Stadtförster.
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Durch die hohen Temperaturen hat sich der Schädling sprunghaft vermehrt. Jeschke: „Statt wie üblich zwei Generationen pro Jahr gab es vier, aus einem einzigen Paar entsteht bis zu einer Million Borkenkäfer.“ Die schmecken zwar dem Specht, „aber gegen diese Zahl kommt er auch nicht an“. Die Schäden sind nicht auf Duisburg begrenzt. Am Niederrhein, im Münsterland und im Großteil des Bergischen Landes werde es bald keine lebenden Fichten mehr geben“, lautet die düstere Prognose von Dr. Matthias Niesar, Fachmann der Landesforstverwaltung.
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Zu Geld machen lassen sich die Bäume kaum noch. „Der Markt ist mit Fichtenholz überschwemmt“, erläutert Stefan Jeschke. In diesem und dem vergangenen Jahr standen 100 Millionen Festmeter zum Verkauf. „Irgendwann wird sich das wieder drehen, dann wissen sie nicht mehr, woher das Fichtenholz kommen soll.“
Stadtförster setzen auf einen gesunden Mischwald
Den Verlust der Fichten kann der Stadtwald verschmerzen – sie machen gerade ein Prozent des Gesamtbestandes aus, weil Jeschke und sein Kollege Axel Freude schon seit langem strategisch nicht auf Monokulturen, sondern auf einen gesunden Mischwald setzen. „Wir sind dort, wo andere noch hinwollen“, sagt Jeschke.
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Allerdings beschränken sich die Schäden nicht nur auf die Fichten. Eine wachsende Zahl von Buchen ist ebenfalls schwer geschädigt oder bereits abgestorben. An der Ecke Worringer Reitweg/Am Kreuz zeigt Jeschke auf ein über 200 Jahre altes, kahles Exemplar: „In den vergangenen zwei Jahren hat das dramatisch zugenommen. Das zieht sich bis hinüber nach Mülheim.“
Was nun? „Wir werden Versuchspflanzungen machen mit Waldkiefer, Esskastanie, Rot- und Stileichen. Die sind resistenter gegen Trockenheit“, kündigt der Stadtförster an. Statischtisch belegt sei, dass sich die Vegetationszeit zwischen Haselblüte und Laubfall der Eiche in den vergangenen 60 Jahren um einen Monat verlängert hat, dass die Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad gestiegen ist. Die beiden Hitzesommer werden wohl nicht die letzten gewesen sein. „Aber wie wir mit dieser Situation umgehen sollen, dass kann uns noch kein Wissenschaftler sagen“, so der Stadtförster.
Schäden auch in anderen Beständen im Stadtgebiet
Die Schäden durch Hitze und Dürre zeigen sich auch in anderen Baumbeständen in Duisburg. Stefan Jeschke nennt Jubiläumshain und Mattlerbusch sowie die Obere Sterkrader Straße, alle im Stadtnorden.
Insgesamt bewirtschaften die Stadtförster rund 800 Hektar Kommunalwald und 100 Hektar Privatwald, darunter auch Flächenbesitz der Stadtwerke im Bereich Wittlaer/Kaiserswerth.
Den größten Artenanteil im Stadtwald haben die Buchen mit 24 Prozent, gefolgt von Eiche (20 %), auf Nadelhölzer entfallen acht Prozent, die übrigen 48 % verteilen sich auf weitere Laubhölzer wie Ahorn, Kirsche und Esche.