Duisburg. Der Tag des offenen Denkmals wird in Duisburg an 15 Orten in der ganzen Stadt gefeiert. Wie ein Privatmann ein Gebäude lebendig und schön erhält.

Der alte Meidericher Bahnhof war zum Schandfleck geworden, heute gehen hier wieder Menschen ein und aus wie zu besten Bahnhofszeiten. Er ist das Lieblingsobjekt von Denkmalschützerin Petra Kastner, die den jährlichen Tag des offenen Denkmals in Duisburg organisiert. Am Sonntag, 8. September, will sie im 1912 errichteten Gebäude mitfeiern, das von Eric Nellen zu einem Gesundheitszentrum umgebaut worden ist. „Er erhält das Denkmal lebendig und schön, unsere Stadt lebt davon, dass Geschichte erkennbar bleibt“, lobt auch Andree Haack, der Dezernent für Strukturentwicklung, Nellens Engagement.

Historische Fliesen der Bahnhofshalle lagen hinter Rigips-Wänden

Der Physiotherapeut aus den Niederlanden hatte zuvor schon eine Praxis in Meiderich. Den 1912 errichteten Bahnhof kaufte er 2011, weil er erweitern wollte. Bis 2014 wurde das Gebäude in ein Schmuckstück verwandelt, wurden etwa die historischen Fliesen hinterm Rigips frei gelegt, wurde in der ehemaligen Bahnhofshalle ein Gymnastikraum so errichtet, dass durch die Glasfronten die Blickachse vom Eingang bis zu den Fenstern am Ausgang zu den Gleisen erhalten blieb. Modernes, klares Design und historische Architektur im Einklang – das erfreut Denkmalschützer ebenso wie die Besucher der Hauses.

Feier zum 25-Jährigen mit großem Programm am Denkmaltag

Nellen nutzt den Denkmaltag, zugleich das 25-jährige Jubiläum seiner Praxis zu feiern, die unterm alten Bahnhofsdach mit einer orthopädischen Praxis und einem Sanitätshaus zu einem Gesundheitszentrum geworden ist. Das Programm beginnt um 10.30 Uhr mit einem Blick in die Geschichte des Bahnhofs, es gibt unter anderem Musik, Dönekes op Platt, ein Kinderprogramm und drei Führungen durchs Gebäude (12, 14 und 16 Uhr).

Der Meidericher Bahnhof war übrigens das erste eingetragene Baudenkmal in Duisburg, weiß Petra Kastner. Erst am 2. August 1985 wurde das Register begonnen, das Datum markiert einen Wandel in der Stadtplanung, die seither das historisch Gewachsene mehr respektiert als es in den abrissfreudigen 70er Jahren der Fall war. 711 Denkmale sind bis heute eingetragen, „über 1500 noch nicht“.

Es geht um Umbrüche in Kunst und Architektur

Insgesamt 15 Orte beteiligen sich am Tag des offenen Denkmals, der 2019 das Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ hat, 13 werden im städtischen Flyer vorgestellt; die Salvatorkirche (14 Uhr Orgelführung mit Konzert, 16 Uhr Kirchenführung) und die St. Dionysius in Mündelheim hatten sich zu spät gemeldet, um noch aufgenommen zu werden, so Petra Kastner. Sie hofft auf manches „Ah“ und „Oh“ hofft, wenn die Duisburger ihre Stadt aus anderer Perspektive erleben.

Im Landesarchiv wird eine Ausstellung über Literatur eröffnet

Ebenfalls ein Beispiel für die Verbindung von Alt und Neu ist das Landesarchiv NRW im Innenhafen mit dem zum Archivturm umgebauten Speicher und dem wellenförmig angebauten Bürotrakt. Hier beginnt das Programm um 10.45 Uhr mit der Eröffnung der Ausstellung „Poesie, Prosa und Protest. Literarische Überlieferung in Archiv und Bibliothek“. Anschließend lesen Schüle des Landfermann-Gymnasiums Texte aus dem Landesarchiv, um 15 Uhr gibt Rolf Peter Kleinen literarische Kostproben aus dem Archiv. Ab 10 Uhr können sich Besucher für die Führungen anmelden, die von 10.30 bis 17.30 Uhr halbstündlich beginnen.

Siedlungen, Kirchen, Museen, Hüttenwerk und eine Apotheke

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Zwei Führungen gibt es durch das Bauhaus-Karree an der Kampstraße/Ecke Kantstraße in Hamborn (11 und 14 Uhr, Treffpunkt auf dem zentralen Platz bei den Skulpturen, wo der Heimatverein auch einen Informationsstand aufbaut).

Durch die Einschornsteinsiedlung in Neudorf führen um 10 und 16 Uhr Mitarbeiter der Denkmalbehörde zum Thema „Modernes Wohnen in den 1920er Jahren“ (Anmeldung erforderlich bis 6. September unter 0203 283 8714).

Die Siedlung Hüttenheim mit dem Wahrzeichen Uhrenturm, Hasendong 10, kann man bei einer zweistündigen Führung um 15 Uhr genauer kennenlernen. Die Rheinpreußensiedlung in Hochheide, Mauererstraße 2a, wird in zwei Führungen um 15 und 16.30 Uhr erkundet und außerdem in der Fotoausstellung „Siedlung und Bergbau“ vorgestellt.

Barock, Jugendstil und „Ultramodern“

Die barocke Dorfkirche in Friemersheim ist ein Schmuckstück.
Die barocke Dorfkirche in Friemersheim ist ein Schmuckstück. © FUNKE Foto Services | Diego Tenore

In der barocken evangelischen Pfarrkirche Friemersheim an der Friemersheimer Straße 8 gibt es um 14, 15 und 16 Uhr „kleine Orgelepisoden“ und Führungen bei Bedarf. Die Central Apotheke in Homberg, gebaut im Übergang von Jugendstil zum Art déco an der Moerser Straße 98 kann bei Führungen um 15, 16 und 17 Uhr genauer betrachtet werden (Anmeldungen wie oben).

Das Binnenschifffahrtsmuseum in Ruhrort an der Apostelstraße lädt von 10 bis 17 Uhr zum Kinderfest ein. die Kreuzeskirche in Marxloh an der Kaiser-Friedrich-Straße 40 lädt nach dem Gottesdienst um 10 Uhr zur Führung mit Orgelbesichtigung und Glockenturm um 11.30 Uhr ein.

Über das Tor 1 des ehemaligen Hüttenwerks Rheinhausen im Stil des „Ultramodernen“ gibt es um 11, 14 und 16 Uhr im Direktorat des Casinos Bliersheim in Friemersheim, Bliersheimer Straße 83, Vorträge über „Architektur und Entwicklungsgeschichte des Baudenkmals“.

Die Kulturkirche Liebfrauen am König-Heinrich-Platz zeigt von 13 bis 18 Uhr die Wanderausstellung „Kunst im sakralen Raum“, Führungen beginnen um 14 und 16 Uhr. Und das Lehmbruck-Museum widmet seine Sonntagsführung um 11.30 Uhr der Architektur des Hauses. Von 11 bis 17 Uhr bestimmen Besucher den Einritt selbst.