Duisburg-Rheinhausen. Linda Broszeit ist mit dem Rad und der Digitalkamera unterwegs. Sie hält Kirschblüten in Hamborn fest und Baerls Weite bis zum Horizont.

Duisburg ist schöner und grüner als allgemein angenommen. Das sagen nicht nur die Bewohner, sondern gerne auch Werbebroschüren über die Industriestadt. Linda Broszeit führt darüber in der Rheinhauser Bezirksbibliothek noch bis zum 2. November Beweis. Im Kunst-Kabinett an der Händelstraße 6 ist bis dahin noch ihre Fotoausstellung „Duisburg auf den 2. Blick“ zu sehen. In rund 80 Motiven aus ganz Duisburg zeigen sich die verborgenen Schätze der Stadt.

Duisburgs schlechter Ruf hat sie geärgert

„Es hat mich geärgert, dass Duisburg so einen schlechten Ruf hat und da wollte ich gegensteuern. Die Highlights sieht man häufig. Ich wollte die Highlights in der zweiten Reihe zeigen“, sagt Broszeit, die seit 1981 fotografiert. Damit meint sie nicht, dass sie bekannte Motive wie den Innenhafen, den Landschaftspark oder Tiger and Turtle ausgeklammert hat, sondern sie hat sie aus ganz neuen Blickwinkeln fotografiert. Broszeit hat die Achterbahn-ähnliche Landmarke im Duisburger Süden zum Beispiel aus Hüttenheim mit den dort typischen Industriewohnhäusern festgehalten.

Aber sie fand vor allem das Schöne in der Stadt, in der man es nicht unbedingt vermutet. Es gibt Fotos der Kirschblüte in Hamborn, die auch aus Japan stammen könnten, Aufnahmen aus Mündelheim und Baerl, die weites Land bis zum Horizont darstellen, bei denen die Enge der Stadt nirgendwo zu spüren ist.

Plattenbauten, historische Gebäude und Bauernhöfe

Broszeit, die bis Ende 2016 die „Bücherinsel“ in Rheinhausen betrieb, stellte auch die unterschiedliche Architektur in Duisburg nebeneinander. Zu sehen sind historische Bauten, Bauernhöfe, aber auch Waschbetonplattenbauten. „80 Prozent der Fotos habe ich mit meiner Nikon D90 gemacht. 20 Prozent mit dem Handy“, so Broszeit. So ist zum Beispiel das Bild einer verschneiten Rheinhauser Baumallee auf dem Rückweg von der Post entstanden.

Ansonsten ist die Hobbyfotografin, die seit ihrem Ruhestand mehr Zeit hat für die Fotografie, immer mit dem Fahrrad und ihrer digitalen Spiegelreflexkamera unterwegs. „So kann ich auch auf Wanderwegen oder in Sackgassen fahren. Mit dem Fahrrad sieht man einfach viel mehr als mit dem Auto.“

Jetzt freut sich Linda Broszeit auf den Herbst und Winter

Neben unterschiedlichen Motiven sind auch die Formate ganz verschieden. Es gibt klassische großformatige Farbfotos, aber auch schwarz-weiße, übermalte Polaroids und überblendete. So vielseitig die Stadt ist, so abwechslungsreich sind auch die Bilder von Broszeit. „Die Bilder bieten einen kommentierenden Blick auf Duisburg“, sagt Rainer Schmidt, in der Bezirksbibliothek Rheinhausen zuständig für die Ausstellungen. Für Linda Broszeit ist die Ausstellung noch lange nicht das Ende der Duisburg-Fotografie. Sie freut sich jetzt schon auf den Herbst und Winter. „Wenn die Blätter an den Bäumen gefallen sind, sieht man, was vorher hinter den Bäumen verborgen war.“