Duisburg/Gladbeck. Schüsse in Gladbeck, eine wilde Verfolgungsjagd, Schüsse auf der A42: Die Polizei präsentierte jetzt Ermittlungsergebnisse und sucht Zeugen.

Was Polizei und Staatsanwaltschaft Duisburg in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Mittwochmittag veröffentlichten, liest sich wie das Drehbuch für eine Folge der RTL-Action-Reihe „Alarm für Cobra 11“. Ein Streit zwischen zwei südosteuropäischen Männern, der auf dem Aldi-Parkplatz an der Horster Straße am Rande der Gladbecker Innenstadt seinen Anfang nahm, endete nach einer wilden Verfolgungsjagd durch das halbe Ruhrgebiet und einer Schießerei mit zwei Festnahmen. Das ist geschehen:

Obwohl die Ermittler zu vielen Fragen mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen noch nichts konkreteres sagen wollen, scheint bisher klar, dass am frühen Morgen des 16. August Zeugen die Polizei in Gladbeck alarmierten, weil sie einen lautstarken Streit gehört hatten. Auf einem Parkplatz hatte nach Angaben der Duisburger Polizei ein 35-jähriger Mann auf einen 48-Jährigen geschossen, der zu diesem Zeitpunkt in einem schwarzen VW Touareg saß. Die Kugel schlug in der Motorhaube ein, der 48-Jährige blieb unverletzt. Der mutmaßliche Schütze flüchtete anschließend gemeinsam mit mehreren Personen in einem weißen VW Bulli vom Typ T5 auf die A 42 in Richtung Duisburg.

Verfolgung auf der A 42

Der Mann, auf den gerade noch geschossen wurde, nahm die Verfolgung in seinem Touareg auf, raste dem Bulli hinterher und soll nach ersten Erkenntnissen noch auf der Autobahn zurückgeschossen haben. Niemand soll dabei verletzt worden sein.

Die Polizei stellte unter anderem den VW sicher, auf den geschossen worden war.
Die Polizei stellte unter anderem den VW sicher, auf den geschossen worden war. © PolizeI

Irgendwann im Laufe der Verfolgungsjagd rief ein Mann aus dem VW Bulli die Polizei an. Der Anruf landete bei der Duisburger Leitstelle. Der Beamte wies den Mann an, nach Möglichkeit die Autobahn zu verlassen und auf die Polizei zu warten, falls der Verfolger nicht mehr zu sehen sei. Die Fahrer des VW folgte zunächst den Polizei-Anweisungen, lenkte den Wagen zu einer Tankstelle an der Rheinberger Straße in Moers. Als der Streifenwagen dort ankam, war von den Männern aber weit und breit nichts mehr zu sehen. Allein die beschossene Heckscheibe des Bullis lag auf dem Boden.

Durch intensive Ermittlungen konnte der 48-Jährige am 21. August in Gladbeck festgenommen und sein Wagen sichergestellt werden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ der Haftrichter einen Haftbefehl wegen versuchten Totschlags.

Durch weitere Erkenntnisse gelang es den Mitarbeitern der Duisburger Mordkommission nun, den Mann in Weißenfels aufzuspüren, der in Gladbeck geschossen haben soll. Dank Unterstützung eines Sondereinsatzkommandos aus Magdeburg konnte der 35-Jährige am 22. August festgenommen werden. Gegen ihn hatte das Amtsgericht Duisburg auf Antrag der Staatsanwaltschaft zuvor Haftbefehl unter anderem wegen versuchten Mordes erlassen.

Polizei sucht Zeugen

Innerhalb von von elf Tagen Ermittlungen werteten die Polizisten die Notrufaufzeichnungen der Leitstelle und Videoaufzeichnungen der Tankstelle aus, vollstreckten Wohnungsdurchsuchungsbeschlüsse, stellten Handys, Hülsen, Projektile sowie beide Autos sicher und vernahmen Zeugen. Die Waffen, die benutzt wurden, sind bisher aber noch nicht gefunden worden. Zwar seien die ballistischen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, aber aufgrund der Größe des Einschusslochs schließt die Polizei darauf, dass es sich um eine eher kleinere Pistole handelt.

Aus diesem VW Touareg soll auf den VW-Transporter geschossen worden sein.
Aus diesem VW Touareg soll auf den VW-Transporter geschossen worden sein. © Polizei | Foto

Auch die durch die Schüsse beschädigten Wagen untersuchten die Mitarbeiter der Kriminaltechnischen Untersuchungsstelle akribisch. Nachdem die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht an die Öffentlichkeit gehen konnte, bittet sie jetzt die Bevölkerung um Unterstützung und fragt: Wer hat die beiden Wagen in Gladbeck, auf der Autobahn 42 in Fahrtrichtung Moers oder in der Nähe der Tankstelle an der Rheinberger Straße in Duisburg gesehen? Das Duisburger Kriminalkommissariat nimmt Zeugenhinweise unter 0203/280-0 entgegen.

Zu den Gründen für den Streit zwischen den beiden Festgenommenen will sich die Polizei noch nicht äußern. Wie unsere Redaktion erfuhr, handelt es sich aber um Motive privater Natur, und nicht etwa um Organisierte Kriminalität. Kommentieren wollen die Behörden dies aber auf Nachfrage nicht.