Duisburg. Unter neuen Vorzeichen startet das neue Schuljahr für zwei Duisburger Gymnasien. Sie nehmen als „Talentschulen“ teil am Schulversuch des Landes.

Für rund 85.000 Schüler in Duisburg enden die Sommerferien. Der Mittwoch ist der erste Tag des Schuljahres 2019/20, die Erstklässler starten am Donnerstag in den 75 Grundschulen der Stadt. Das Mercator-Gymnasium (Dellviertel) und das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium (Marxloh) sind nun „Talentschulen“. Sie bereiten sich seit ihrer erfolgreichen Bewerbung im Februar für den sechsjährigen Schulversuch der Landesregierung vor, bekommen dafür zusätzliches Personal und Ausstattung.

Neue Schulleiterin spürt Aufbruchstimmung am Mercator-Gymnasium

„Bei uns herrscht Start-up-Atmosphäre“, sagt Dr. Wibke Harnischmacher. Die neue Schulleiterin am Mercator-Gymnasium (723 Schüler) hat die Nachfolge von Thomas Herden angetreten und registriert eine Aufbruchstimmung im Team. Auslöser sei nicht allein die Ernennung zur Talentschule, sondern auch Qualitätsanalyse, die dem Kollegium gute Arbeit bestätigt. „Der Star ist bei uns das Team, viele Kollegen sind langjährig hier, weil es an dieser Schule ein sehr sinnvolles Arbeiten ist“, sagt Harnischmacher. Die begeisterte Marathon-Läuferin, selbst seit 16 Jahren an der Schule, will besonderen Wert auf die Übergänge von der Grundschule und in die Oberstufe legen.

Ein hoher Anteil von Schülern aus Familien mit Migrationsgeschichte besucht die Schule an der Grenze zwischen Dellviertel und Hochfeld – das prägt auch die Arbeit des 63-köpfigen Kollegiums. „Andere Schulen haben Lehrer, wir hatten Pädagogen“, zitiert Harnischmacher einen Absolventen. „Oft sind nicht die Schüler das Problem, sondern ihre Lebensumstände“, sagt die 42-Jährige. Eine der zusätzlichen Stellen, die das Land gewährt, wird deshalb nun für einen Schulsozialarbeiter ausgeschrieben.

Dr. Wibke Harnischmacher (2.v.l.) ist die neue Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums. Mit im Bild das Schulleitungsteam mit Dr. Susanne Kelle, Christin Young und Dr. Raimund Hermes (vorn v.l.) sowie  Dr. Dietmar Schmitz.
Dr. Wibke Harnischmacher (2.v.l.) ist die neue Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums. Mit im Bild das Schulleitungsteam mit Dr. Susanne Kelle, Christin Young und Dr. Raimund Hermes (vorn v.l.) sowie Dr. Dietmar Schmitz. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Dahlke

Das Mercator-Gymnasium wird als Talentschule seinen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt weiter ausbauen, dazu wurden drei zusätzliche Lehrer eingestellt. „Wir hatten viele Bewerbungen“, berichtet die Schulleiterin, „offenbar überzeugt unser Konzept“. Dreizügig startet die Schule mit dem fünften Jahrgang mit 23 Schülern pro Klasse – deutlich weniger als an anderen Gymnasien.

Uni begleitet Sprachbildung

Erarbeitet hat die Schule außerdem „Sprachbildungskonzepte“ – unter wissenschaftlicher Begleitung der Uni Duisburg-Essen (UDE) soll das Sprachniveau der Schüler ermittelt und gezielt verbessert werden. Als Talentschule werden das Mercator-Gymnasium neben den Wohnbaubau-Projekten im Umfeld dazu beitragen, das Quartier nachhaltig zu stabilisieren, ist Wibke Harnischmacher sicher: „Aus dem Neubaugebiet Dellgrün haben schon die ersten angefragt, ob ihre Kinder diese Schule besuchen können.“

MINT-Schwerpunkt neu am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium

Die Vorbereitungen für den sechsjährigen Schulversuch laufen auch am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium (850 Schüler, 80 Lehrer) auf Hochtouren. „Bei einem pädagogischen Tag im September geht es um die Konzepte“, berichtet Schulleiter Holger Rinn. Für Lehrer mit MINT-Fächern werden mit Blick auf die Einstellungen im November dann die drei zusätzlichen Lehrerstellen ausgeschrieben, hinzu kommen eventuell ein Sozialarbeiter und ein Technikfachmann.

Das Marxloher Gymnasium setzt auf Kooperationen: Bis die eigene naturwissenschaftliche Ausstattung aufgerüstet ist, nutzt die Schule den Technik-Bereich der Grillo-Gesamtschule, mit der künftig gemeinsame AGs und Fortbildungen angepeilt werden, bei der Entwicklung von Sprachbildungskonzepten profitiert das EHKG von den Kontakten des Mercator-Gymnasiums zur Uni. In den vier Eingangsklassen bleibt die Schülerzahl mit 25 überschaubar. „Kleine Klassen allein bewirken allerdings nichts, wir brauchen auch die richtigen Konzepte“, betont Holger Rinn.

Das zusätzliche Personal stellt das Land, die Stadt hat sich verpflichtet, eine „exzellente Ausstattung“ sicherzustellen. Rund 70..000 Euro pro Schule, so erste Kalkulationen, will die Stadt in den Bereichen Technik, Informatik, Elektronik und Robotik investieren. Zunächst würden sich die Schulleiter über leistungsfähiges Internet freuen. Die Breitband-Installation steht auch an den beiden „Talentschulen“ noch aus.

4.390 Duisburger Kinder werden eingeschult

Am Donnerstag starten 4.390 Mädchen und Jungen ihre Schullaufbahn an den 75 Duisburger Grundschulen. Die meisten I-Dötzchen nehmen die Grundschulen Tonstraße (Duissern) und die Abteilschule (Hamborn) mit fast 100 Schülern auf.

An die weiterführenden Schulen wechseln 4.108 Kinder. Davon besuchen künftig 2.383 eine Gesamt- oder Sekundarschule, 1.345 ein Gymnasium, 360 eine Realschule und 20 die letzte verbliebene Hauptschule in Walsum.

Den Mangel an Schulraum sollen weitere Klassen-Container lindern. Weitere Module wurden in den Sommerferien an der Gesamtschule Emschertal (Neumühl), der Herbert-Grillo-Gesamtschule (Neumühl), der Gesamtschule Walsum und der Grundschule Bergstraße in Meiderich aufgestellt.