Duisburg. Eltern investieren viel Geld in den Schulstart. Für Schreibwarengeschäfte ist diese Zeit überlebenswichtig. Die Branche hat in Duisburg Probleme:

Nach den Sommerferien ist vor dem Schulstart: In Duisburg werden in der kommenden Woche rund 5000 Kinder eingeschult. Von den Grundschulen gibt es vorab Listen, was bei Erstklässlern in den Schulranzen wandern soll. Für Mäppchen, Turnbeutel, Tornister und Co. geben Eltern dabei im Schnitt 228 Euro aus. Grund zum Jubeln hat der Schreibwarenhandel – der Schulanfang lässt die Kassen klingeln. Doch die Branche hat es schwer:

„Das sind unsere umsatzstärksten Wochen“, sagt Angelika Maurer. Seit 36 Jahren ist sie Inhaberin eines Schreibwarengeschäftes an der Großenbaumer Allee. Für sie beginnt mit den Ferien die Hochsaison der Hefte, Füller und Buntstifte. „Anfang der Sommerferien kommen die ersten Eltern mit ihren Material-Listen“, sagt die 63-Jährige.

228 Euro für Füller, Tornister und Co.

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Nicht alle Mütter und Väter planen mit so viel Weitsicht. „Viele kommen auch kurz vor knapp.“ Täglich wandern aktuell etwa zehn Füller über die Ladentheke. „In der ersten Schulwoche herrscht Hochbetrieb.“ Dann beraten sechs Fachkräfte zeitgleich. „Die Mitarbeiter müssen zu der Zeit alle da sein.“ Etwa 50 bis 60 Euro lassen Eltern im Laden, wenn die gesamte Material-Liste eines Erstklässlers vor Ort gekauft wird, sagt Maurer.

Da sind die Kosten für einen Tornister nicht eingerechnet. „Ein Markentornister kostet zwischen 200 und 250 Euro.“ Von der Summe, die Eltern für Schulranzen, Mäppchen und Co. ausgeben, entfallen 47 Euro auf Bücher und Schreibwaren, wie eine vom Handelsverband Deutschland (HDE) beauftragte Umfrage zeigt. Die Verbraucher in Deutschland geben laut HDE in diesem Jahr insgesamt 580 Millionen Euro für Geschenke und Schulausrüstung zur Einschulung aus.

Zusätzliche Umsätze durch neue Geschäftsfelder

Für Angelika Maurer bedeutet das einen spürbaren Umsatzimpuls. Ohne diesen sei das Überleben schwierig. „Viele Fachgeschäfte in Duisburg haben zugemacht.“ Im Jahr 2008 gab es in Duisburg noch 3022 Einzelhandelsbetriebe wie etwa Boutiquen, Schreibwarengeschäfte und Co. – neun Jahre später waren es laut einer Erhebung des Handelsverbandes Niederrhein nur noch 2195 Geschäfte. „Ein Rückgang von 27 Prozent“, sagt dessen Hauptgeschäftsführer Wilhelm Bommann. Dies sei aber kein Duisburger Phänomen, sondern betreffe viele Städte.

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Angelika Maurer hat ihr Geschäftsfeld erweitert: In einem Anbau hat die Duisburgerin eine Postfiliale im Einzelhandel eröffnet. Dort können ihre Kunden etwa Briefe und Pakete annehmen und abholen. Ohne diese zusätzlichen Umsätze sei das Überleben schwierig. „Wir haben so eine andere Kundenfrequenz.“

Discounter heizen Preiskampf an

Verkäufer Danny Schiffer zeigt Kundin Bettina Römer einen Tornister.
Verkäufer Danny Schiffer zeigt Kundin Bettina Römer einen Tornister. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Branche hat es schwer, weiß Wilhelm Bommann: „Die Marktanteile haben sich zu Lasten der Fachgeschäfte verschoben.“ Gerade auch, weil Onlinehandel und Discounter den Preiskampf anheizen. Mit Aktionen sind Aldi, Lidl und Co. auf den gewinnträchtigen Zug in den Sommermonaten aufgesprungen und werben mit Schulmaterial.

Doch die Auswahl beim Discounter sei nicht so groß – und schon gar nicht immer günstiger, so Einzelhändlerin Angelika Maurer. Die Strategie der Billiganbieter: Sie werben mit Signalprodukten – der Klassiker, so Maurer, sei der Pelikan-Malkasten, der extrem günstig angeboten wird. Angelockt von solchen Angeboten, verzichteten Eltern dann bei Buntstiften oder Blöcken auf einen Preisvergleich.

Beratung ist Trumpf

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Maurer versucht vor allem mit kompetenter Beratung, den Umsatz zu halten. So etwa beim Tornister-Kauf. „Anprobieren ist wichtig, und der Tornister muss anliegen.“ Auch das breite Angebot ziehe neben der Beratungskompetenz Kunden wieder zurück in die Fachgeschäfte, glaubt Maurer. „Der Laden ist mein Lebenswerk. Solange ich gesund bleibe, möchte ich den noch weiterführen.“