Duisburg. Wolfgang Brendjes ist als neuer Bezirksbeamter in Duisburg-Neudorf unterwegs. In seiner Freizeit ist der 48-Jährige Frontmann einer Metal-Band.
Die Kaffeetasse steht vor Wolfgang Brendjes auf dem Schreibtisch. „Metal“ steht darauf. Der 48-Jährige singt in der Band „Caustic Blood“. Als „rhythmische Tanzmusik“ bezeichnet er die Musikrichtung und lächelt. Zweifellos geht bei ihnen richtig die Post ab. Bevor er zur Polizei ging, studierte er Chemie – nicht sein Ding, merkte der Meidericher Jung’ nach dem Vordiplom und entschied sich für den Polizeidienst.
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Er schob Wach- und Wechseldienst und arbeitete in den 1990er Jahren in Bonn beim Objekt- und Personenschutz, unter anderem für Avi Primor. „Unser Büro lag auf amerikanischem Gebiet, ich musste mich immer morgens bei den GIs anmelden“, erinnert er sich.
Urkunde zum 25-jährigen Dienstjubiläum
Als er neulich seine Urkunde zum 25-jährigen Dienstjubiläum in den Händen hielt, brachte seine Frau den Stein ins Rollen. „Wie soll das weiter gehen?“, fragte sie. „Meine Familie hat die unterschiedliche Arbeits- und Einsatzzeiten immer gut mitgemacht, meine Frau hatte sich damit arrangiert, dass sie dann und wann alleine zu Feiern gehen musste.“
Dennoch bewarb sich Wolfgang Brendjes, der zuletzt in Buchholz eingesetzt war, für den Job als Bezirksbeamter. Und dann ging es schneller als gedacht. Sein Vorgänger, Gerhard Kamps, ist auf dem Weg zur Arbeit plötzlich verstorben.
„Ich trete in große Fußstapfen“
„Ich hab’ ja auch kein Herz aus Stein, leicht war das nicht, die Nachfolge anzutreten. Ich trete in große Fußstapfen.“ Als er neulich eine Runde durch die Oststraße drehte, brauchte er eine halbe Stunde für ein paar Meter. „Die Leute sprechen einen an.“ Manche erzählen Anekdoten, andere haben doch einen Hinweis für Ermittlungen parat.
An die Arbeitsweise im Bezirksdienst muss sich Wolfgang Brendjes noch ein bisschen gewöhnen. Draußen ist er gerne, er mag es, dass Gesicht der Polizei zu sein. „Als Bezirksbeamter klingel’ ich manchmal an Türen, die ich von früher kenne. Früher wäre ich nicht reingekommen, jetzt bieten sie einem Kaffee an.“ Er ermittelt Autobesitzer, stellt Haftbefehle zu, hilft bei der Schulwegsicherung und ist auch bei Stadtteilfesten präsent.
2018 gab es 1428 Delikte
In Duisburg sind 50 Bezirksbeamte in den Stadtteilen unterwegs. Dabei sind sie nicht häufig in den Außenstellen anzutreffen, sondern drehen ihre Runden durch die Bezirke. Meist sind Bezirksbeamte Polizisten, die schon viele Jahre im Dienst sind und über entsprechende Erfahrung verfügen.
1.428 Delikte gab es 2018 in Wanheimerort. Damit liegt der Stadtteil im Mittelfeld. Zum Vergleich: Mit 3.957 Taten liegt das Dellviertel vorne, gefolgt von der Altstadt (2.931). 40 Prozent aller Straftaten sind Diebstahlsdelikte.
Elf Raub-Delikte gab es in Wanheimerort. In Neudorf waren es 30. Die Zahl der Wohnungseinbrüche liegt mit 40 in Wanheimerort im oberen Bereich. Taschendiebstähle gab es 29 in Wanheimerort und 48 in Neudorf-Nord.
„Netzwerk-Arbeit ist wichtig“, weiß er. Feste Öffnungszeiten an der Polizei-Außenstelle an der Gneisenaustraße gibt es nicht. „Aber es klingelt öfter, als man so denkt.“ Was ihn ein bisschen überrascht hat: Als Bezirksbeamter hat man mehr Bürokram zu erledigen, als er gedacht hat. Deshalb hat er sich neulich erst einmal bei den Kollegen vorgestellt, die die Vorgänge ebenfalls bearbeiten. „Da bin ich alte Schule.“
Auf Neudorf freut er sich. Der Uni-Stadtteil gehört eher zu den ruhigeren. „Man kann hier zwischen Bahnhof und Uni gut und ruhig leben und muss keine Angst haben“, betont Dirk Taschau, zuständiger Beamter für Neudorf-Nord. Mit ihm teilt sich Brendjes ein Büro. Die Arbeitszeit kann sich der Neue selbst einteilen. „Aber wenn am Wochenende ein Stadtfest ist, dann muss ich da natürlich auch hin.“
>>>Jörg Splettstößer neuer Bezirksbeamter in Wanheimerort
„Hömma, hat Eure Kantine heute auf?“, fragt der Passant, als er Jörg Splettstößer auf der Straße Im Schlenk entdeckt. „Jo“, antwortet der. „Speiseplan steht im Internet.“ Die Polizei, dein Freund und Helfer. Jörg Splettstößer ist der „Neue“ in Wanheimerort und ist fortan dort als Bezirksbeamter unterwegs. Er hat das Amt von Polizeihauptkommissar Hans-Jürgen Donnermann übernommen, der sieben Jahre in Wanheimerort auf Streife war und jetzt pensioniert wurde.
„Ich war früher sehr sportlich, deshalb hat mir meine Mutter vorgeschlagen, zur Polizei zu gehen.“ Die Prüfung hat er auf Anhieb bestanden. Im Dienst-Büro steht sein Rad, jeden Morgen radelt er von Rheinhausen zur Arbeit. „Aber mein Bezirk ist zu klein, da steht mir kein Dienstrad zu“, erklärt er. Er ist für den Bereich von der Düsseldorfer Straße bis zum Kalkweg zuständig, also für den ruhigeren Teil.
Anfänge beim Bundesgrenzschutz
Angefangen hat der heute 52-Jährige beim Bundesgrenzschutz. „Das war damals eine andere Zeit. Ich war sogar noch an der deutsch-deutschen Grenze eingesetzt.“ Später wechselte er in den Landesdienst und gehörte der Hundertschaft an. „Es gibt Leute, die sind froh, wenn sie dort wieder weg sind. Mir haben die Einsätze immer Spaß gemacht.“ Fußballspiele, Demonstrationen und andere Großereignisse gehörten dazu. Jörg Splettstößer war zum Beispiel für die technische Aufbereitung zuständig und hat die Videoaufnahmen gesichtet, die im Umfeld von Fußballspielen erstellt wurden. So lassen sich Straftaten beweisen.
Danach ging’s zu einem Einsatztrupp des so genannten Kriminalkommissariats 16. Als Beamter in Zivil observierte er mit seinen Kollegen Kriminelle. „Es gibt viele Stammkunden. Wenn irgendwo ein Auto geklaut wird, ahnt man vielleicht schon, wer das gewesen sein könnte“, erklärt Jörg Splettstößer.
In Wanheimerort will er nun „der Repräsentant der Polizei vor Ort sein“.