Duisburg. Mehr Menschen fühlen sich in Duisburg von Obdachlosigkeit bedroht. Der Beratungsbedarf steigt. Die Probleme kommen aber nicht plötzlich:

Der Tag, an dem ein wohnungslos gewordener Duisburger buchstäblich auf der Straße steht, kommt selten überraschend, sagt Ute Bichtawi, Sozialpädagogin und Leiterin des Zentralen Anlauf-, Beratungs- und Vermittlungsstelle (ZABV) in Duisburg. Es sei vielmehr ein längerer Kampf um eine gesicherte Existenz, den einige Menschen unbemerkt verlieren. „Man büßt die Wohnung ganz zum Schluss ein“, sagt sie, „vorher hat man schon seine Zuversicht verloren, sein Netzwerk an hilfsbereiten Mitmenschen und die Kraft, sich um den Behördenkram zu kümmern.“

Die Zahl der Personen, die sich von Obdachlosigkeit bedroht fühlen, ist in den vergangenen Jahren in Duisburg gestiegen, sagt Ute Bichtawi. Bei der ZABV wurden im Jahr 2018 insgesamt 1300 Erstberatungen durchgeführt. „Noch vor drei Jahren waren wir bei 900 bis 1000 Beratungen jährlich“, sagt die Leiterin.

Wege in die Obdachlosigkeit sind vielfältig

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Bei einigen Klienten gibt es auch die berühmte Kiste voller ungeöffneter Briefe, die zeige, dass jemand kapituliert hat und sich in die Verdrängung der Probleme geflüchtet hat. „Nach außen wird aber aus Scham die Fassade aufrecht erhalten.“ Der Weg in die Obdachlosigkeit ist vielfältig: Der Verlust des Einkommens, so dass die Miete nicht mehr gezahlt werden kann, oder Gründe wie Krankheit, Sucht, Depression oder Einsamkeit – der Mix aus all den Problemen ist individuell, sagt Ute Bichtawi.

Der Duisburger Wohnungsmarkt erschwere Obdachlosen die Situation, eine dauerhafte Bleibe zu finden: „Es ist in Duisburg viel schwieriger geworden, eine günstige Wohnung zu bekommen.“ Oder: der vorhandene Wohnraum ist für Obdachlose nicht vermittelbar, da sie die Forderungen der Vermieter, etwa nach Schufa-Auskunft, nicht erfüllen können.