Duisburg. Verwahrlost oder verwunschen? Der Chinesische Garten im Duisburger Zoo hat seit Jahren Renovierungsbedarf. Reparaturen sind aber kompliziert.

Der Löwe bröckelt auseinander. Ob die Wildkatze in Marmor vor dem Chinesischen Garten im Duisburger Zoo in diesem Zustand noch die bösen Geister abhält – so wie es bei der Eröffnung 1988 angedacht war? Tierpark-Besucher Dirk Schuchardt hat seine Zweifel: „Der Garten macht einen ungepflegten Eindruck.“

Stolperfallen im Chinesischen Garten in Duisburg

Es fehlen Ziegel in der Mauer, das Holz im Eingangs- und Wasserpavillon ist rissig, der Weg aus Kieselsteinen ist teilweise beschädigt, so dass Stolperfallen entstehen. „Der Chinesische Garten ist in die Jahre gekommen. Zurzeit werden in Wuhan neue Pläne für den Garten erarbeitet“, erklärt eine Stadtsprecherin.

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Mit Grünspan überzogenes Geländer beim Rundgang am Mittwoch, den 06.12.17 durch den Chinesischen Garten im Zoo Duisburg. Der fast 30 Jahre alte Chinesische Garten ist an vielen Stellen marode und soll saniert werden.              Foto: Tanja Pickartz / FUNKE Foto Services
Von Ulla Saal (Text)und Tanja Pickartz (Fotos)

Spontane Reparaturen oder Ausbesserungen sind auf der 5.500 Quadratmeter großen Gartenfläche nicht möglich: Sämtliche Original-Materialien stammen aus China, 110 Tonnen davon lieferte Wuhan Ende der 1980er Jahre per Schiff nach Duisburg.

Nach chinesischer Tradition von Hand bearbeitet

Alle Werkstoffe wurden nach chinesischer Tradition von Hand bearbeitet: Jeder grüne Ziegel wurde nach „alten“ Vorschriften gebrannt und glasiert, Marmor aus der Provinz Hebei und Holz aus Sichuan wurden extra angekarrt. Etwa die sechseckige Pagode oder der Wasserpavillon sind aus besonders hartem, mehrmals geschliffenem und wetterbeständigem Holz aus dem „Reich der Mitte“.

  Auch diese Wandtafel hat schon bessere Tage erlebt.
  Auch diese Wandtafel hat schon bessere Tage erlebt. © Schuchardt

Eine zehnköpfige chinesische Delegation traf am 21. September 1987 zeitgleich mit dem Containerschiff in Duisburg ein. Zusammen mit deutschen Arbeitern bauten sie ein halbes Jahr lang die mit Bambus und Kirschbäumen bestückte Oase am Rande des Delfinariums auf.

„Deswegen kann man nicht in den nächsten Baumarkt gehen und den Garten ausbessern – es ist eben etwas komplizierter“, sagt Christian Schreiner, Zoo-Sprecher. Renovierungsarbeiten seien nötig, gerade auf den verschlungenen Wegen, „aber hier ist ein richtig schönes Fleckchen Natur entstanden, so wie wir es im Zoo haben wollen.“

„Kinder mögen die verschlungenen Pfade“

Und dieses verwunschene Fleckchen nutzen die Zoo-Gäste liebend gerne, beobachtet Christian Schreiner: „Gerade Kinder mögen die verschlungenen Pfade rund um den Teich.“ Dieser ist an der Oberfläche grün zugewuchert, so dass es den Anschein hat, dass das Gewässer mit einem Kunstrasenplatz ausgetauscht wäre. „Wasserlinsen bevölkern die Teichdecke, sie vermehren sich immens schnell“, erklärt der Zoo-Sprecher. Allerdings sieht er kein Problem darin: „Hier hat die Natur übernommen und das steht dem Zoo gut zu Gesicht.“

Wuhan: Partner seit 37 Jahren

1982 war Duisburg die erste bundesweite Kommune, die mit einer chinesischen Stadt – der Industriemetropole Wuhan – einen Partnerschaftsvertrag schloss.

Der Chinesische Garten war ein Geschenk Wuhans an die Duisburger Partner. 1984 begannen die Arbeiten an den Plänen für den Chinesische Garten im Tierpark am Kaiserberg.

Renovierungsarbeiten im „Garten des Kranichs“ sind also geplant – schon seit geraumer Zeit. 2017, anlässlich der 35-jährigen Städtepartnerschaft, erklärten Vertreter beider Städte, dass 2018 die Sanierungsarbeit umgesetzt werden soll. Auf Nachfrage, warum die Renovierung bis dato noch nicht erfolgt ist, welche Personen mit in die Planung involviert sind und was es kosten könnte, antwortet die Stadt: „Die Pläne werden derzeit erstellt. Da sie noch nicht fertig sind, kann man noch nichts dazu sagen.“