Noch viele Akten wird die Staatsanwaltschaft wälzen. Sie muss die Vorgänge bei der „Werkstatt für Behinderte gGmbH” (wfbm) aufklären. Dem ehemaligen Geschäftsführer Achim von W. (er ist im letzten Jahr gestorben) und dessen Tochter Corinna von W. wird Untreue und Betrug vorgeworfen
Aufgedeckt hatte die Vorgänge die heutige Geschäftsführerin Roselyne Rogg. In den Privathäusern des damaligen Geschäftsführers sollen Firmen gegen geringes Geld Sanierungsarbeiten durchgeführt haben. Als „Ausgleich” stellten sie der Werkstatt nach erfolgter Leistung erhöhte Rechnungen aus. Gegenangebote vor Auftragsvergaben wurden häufig nicht eingeholt.
Die Geschäftsführung hat nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung Anzeige erstattet. Der Prokuristin Corinna von W. wurde fristlos gekündigt. Roselyne Rogg war geschockt, als sie die Unregelmäßigkeiten feststellte. „Ich achte heute besonders darauf, dass die Spielregeln eingehalten und Gegenangebote eingeholt werden. Damals hat es keinen Kontrollmechanismus gegeben.”
Die Vorfälle in der Werkstatt haben vor allem bei behinderten Beschäftigten Ängste ausgelöst. „Ich hoffe, dass jetzt wieder Ruhe unter den über 900 Beschäftigten einkehrt”, sagt Roselyne Rogg. Sie erhofft sich durch staatsanwaltliche Ermittlungen wie auch durch Ergebnisse des Rechnungsprüfungsamtes weitere Erkenntnisse.
Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp sieht die Spitze des Eisberges in den Jahren, als Achim von W. noch Geschäftsführer war. „Wir ermitteln, wie stark auch die Tochter eingebunden war und welche Rolle Firmen gespielt haben, um entgangenes Geld wieder reinzuholen.” Die Vorwürfe: Bestechung im geschäftlichen Bereich, Beihilfe zur Untreue und Betrug. Bis zu fünf Jahren Haft drohen Beteiligten bei einer Verurteilung.