Duisburg. Auch in Duisburg ist die Zahl der aktiven Blutspender seit Jahren rückläufig. Das Blutspendezentrum in der City beklagte im Juni ein Rekordtief.

Die Zahl der aktiven Blutspender ist bundesweit seit Jahren rückläufig. So auch in Duisburg. Vor allem in den Sommermonaten lässt das Interesse spürbar nach. „Aber so schlimm wie in diesem Juni war es bei uns noch nie“, sagt Brigitte Dingermann, Sprecherin des Blutspendezentrums Duisburg (BZD) mit Sitz auf der Königstraße in der Innenstadt. Der Rückgang im Vergleich zum Juni 2017 und 2018 hätte bei rund 25 Prozent gelegen.

Dienstagvormittag, kurz nach 10 Uhr. Nur vier der insgesamt zwölf Plätze für Vollblutspender sind belegt. „Normalerweise ist es deutlich voller“, stellt Sprecherin Dingermann klar. Die heiße Jahreszeit sorge traditionell für eine gewisse Spendemüdigkeit unter den Stammkunden. Hinzu komme, so Dingermann, dass gerade jetzt viele Spender nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub abgewiesen werden müssen.

Bis zu einem halben Jahr Spender-Pause nach Urlaub in Teilen der Türkei

Brigitte Dingermann ist die Sprecherin des Blutspendezentrums Duisburg. Sie hofft, dass bald wieder mehr Spender den Weg zur Königstraße in der Innenstadt finden.
Brigitte Dingermann ist die Sprecherin des Blutspendezentrums Duisburg. Sie hofft, dass bald wieder mehr Spender den Weg zur Königstraße in der Innenstadt finden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Es bestehen vermehrt Infektionsrisiken. Wer etwa in Italien oder Österreich im Urlaub war, darf danach 28 Tage kein Blut spenden, weil dort Fälle des West-Nil-Fiebers aufgetreten sind“, so Dingermann. Und wer den Süden der Türkei bereist hat, wo Malaria-Erkrankungen bekannt geworden sind, muss sogar ein halbes Jahr aussetzen. Allein im Juni gab es deshalb für 90 Spender eine Zwangspause. „Das macht sich sofort in unseren Bilanzen bemerkbar“, so die Sprecherin.

Auf einem der kippbaren Plätze im BZD ruht Bodo Dathe. Die Nadel ist in einer Vene seines linken Armes fixiert. Das Blut läuft von dort in gemächlichem Tempo in einen Plastikbeutel, in dem die rund 500 Milliliter Blut aufgefangen werden Der Service-Techniker (44) aus Buchholz ist gemeinsam mit seiner Frau Melanie zum Blutspenden gekommen. „Man kann ja selbst mal schnell in die Bredouille kommen und auf eine Blutspende angewiesen sein. Deshalb ist das für mich eine Selbstverständlichkeit“, begründet er sein Engagement.

50 Prozent aller Blutspenden für die Behandlung von Krebspatienten

Dies ist heute seine 14. Spende. Und eine Notsituation könnte schneller entstehen, als einem lieb sei, so Dathe. Jemand aus seinem Umfeld sei an Leukämie erkrankt. Und daher wisse Dathe auch genau, wie wichtig Blutkonserven gerade auch für Krebspatienten sind. Zudem sei er Motorradfahrer. Und auch nach Verkehrsunfällen ist so manches Opfer bei der Notfallversorgung auf Fremdblut angewiesen.

Der Bedarf ist in jedem Einzelfall riesig. „Hat etwa ein Leukämiepatient einen passenden Stammzellenspender gefunden, benötigt er nicht nur diese Stammzellen, sondern dazu auch noch mindestens 50 Blutkonserven – meistens sind es sogar deutlich mehr“, nennt Dingermann Zahlen und ergänzt: „Rund 50 Prozent aller Blutspenden bundesweit werden für die Behandlung von Krebspatienten während ihrer Chemotherapie genutzt.“

Aufwandsentschädigungen von bis zu 60 Euro für Blutspender

Die Nadel ist fixiert, das Blut von Spender Bodo Dathe läuft in gemächlichem Tempo in den Plastikauffangbeutel.
Die Nadel ist fixiert, das Blut von Spender Bodo Dathe läuft in gemächlichem Tempo in den Plastikauffangbeutel. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Spender Bodo Dathe nennt noch einen Grund für seine regelmäßigen Besuche im BZD: Er werde vor jeder Spende vom Arzt durchgecheckt, wichtige Blutwerte würden untersucht. „Da hat man auch gleichzeitig die Sicherheit für sich selbst, dass alles klar ist.“ BZD-Sprecherin Dingermann erklärt, dass aufgrund dieser Untersuchungen pro Jahr ein bis zwei Spender auffallen, die ernsthaft erkrankt waren. „Wir schicken sie dann sofort zum Hausarzt für weitergehende Untersuchungen“, so Dingermann.

Ach ja: Geld erhalten die Spender auch. Genauer gesagt: eine Aufwandsentschädigung. Diese liegt je nach Spendenart zwischen 15 und 60 Euro. Für eine Vollblutspende gibt es 20 Euro. Diese ist für Männer sechs Mal und für Frauen vier Mal pro Jahr möglich. Für eine Plasmaspende, die zur Hwerstellung von Medikamenten genutzt wird und bis zu 60 Mal im Jahr geleistet werden kann, gibt es 15 bis 17 Euro. Und für eine Thrombozytenspende (maximal 26 Mal pro Jahr) werden bis zu 60 Euro gezahlt.

Das Blutdepot in Duisburg war phasenweise nahezu leer

Obwohl die Spenderzahlen im Juli und auch in den ersten Tagen des August besser als im Juni waren, seien sie laut Dingermann „weiterhin nicht ausreichend“. Phasenweise konnten die Anforderungen der Krankenhäuser aus der Region nach Blutkonserven nicht erfüllt werden. „Unser im Averdunkzentrum untergebrachtes Depot war so gut wie leer“, so die Sprecherin. Wäre es zu einem Krisenfall mit vielen Verletzten gekommen, hätte der Vorrat nicht ausgereicht.

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Daher hofft das BZD, in dem rund 25 fest angestellte Ärzte und medizinische Fachangestellte arbeiten, zeitnah wieder auf mehr Spender. Gerade in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen habe das Interesse spürbar nachgelassen. Das zeigen Ergebnisse einer Befragung, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durchgeführt hatte. Auffällig: Mehr Männer (52 Prozent) als Frauen (43 Prozent) haben in ihrem Leben mindestens einmal Blut gespendet.

„Interessierte Vollblutspender können auch ohne Termin zu uns kommen. Bei der Erstuntersuchung muss man aber rund anderthalb Stunden Zeit einplanen – inklusive der Vorspräche mit dem Arzt“, so Dingermann. Das BZD hat geöffnet: montags bis freitags 8 bis 19 Uhr, samstags 8 bis 13 Uhr.