Duisburg/Bamako. René ist seit zwei Monaten für die Bundeswehr in Mali. So ist für den 26-Jährigen der Einsatz in der angespannten politischen Lage:

800 deutsche Soldaten sind aktuell in Mali stationiert. Ein Auftrag nicht ohne Risiken: Der Einsatz gilt laut der Bundeswehr als die gefährlichste UN-Mission weltweit. Einer der Soldaten vor Ort ist René aus Duisburg. Zum Schutz seiner Familie nennt diese Zeitung nur seinen Vornamen. Der 26-Jährige ist seit zwei Monaten und zum zweiten Mal im Einsatz im westafrikanischen Staat. So ist das Leben vor Ort, weit weg von der Familie und in der angespannten politischen Lage:

„Hier kann jederzeit irgendwas anfallen. Ständig müssen wir in Bereitschaft sein“, sagt der Duisburger am Telefon, rund 4.500 Kilometer von seiner Heimat entfernt. Für 13 Jahre hat er sich bei der Bundeswehr verpflichtet. Mittlerweile ist er Oberfeldwebel. In Mali ist er für die Basis Einsatzzentrale Logistik im Einsatz und kümmert sich um den IT-Betrieb und die -Sicherheit.

Sieben Tage in Mali im Einsatz

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Die Basis Einsatzzentrale Logistik sorgt dafür, dass ankommendes Material und Personal der Bundeswehr am Flughafen der malischen Hauptstadt Bamako empfangen und weitergeleitet wird – etwa an das Camp Castor, Militärbasis der Bundeswehr nahe der Stadt Gao im Norden des Landes. Er kümmert sich etwa auch um Wartungsarbeiten an den Computer-Servern. Ständig drohen Stromausfälle, die Systeme kurzzeitig auszusetzen.

Zur Ablenkung: Oberfeldwebel René mit einem Kamerad am Kickertisch.
Zur Ablenkung: Oberfeldwebel René mit einem Kamerad am Kickertisch. © Bundeswehr | Gerald Schinn

Sieben Tage die Woche sind die Soldaten in Mali im Dienst. „Ich arbeite jeden Tag von 7 bis 20 Uhr“, sagt René. Und dennoch gelingt es abzuschalten. „Wir haben einen Kicker.“ Abwechslung bietet auch eine Spielekonsole. Jeden Tag steht ihm als Soldat drei Stunden Internet zur Verfügung, dann sind Videoanrufe in die Heimat möglich.

Hitze in Mali: Temperaturen an die 40 Grad

Bei seinem ersten viermonatigen Einsatz in Mali war René im Camp Castor stationiert. Dort ist die Mehrheit der deutschen Soldaten. „Hier herrscht eine sehr trockene Hitze.“ Temperaturen an die 40 Grad sind normal. Für die Soldaten ist das eine zusätzliche Belastung. „Die Hitze hatte man sich vorab nicht so vorgestellt.“ Übernachtet wird in Containern oder in großen Zelten. Den Schlafplatz teilen sich jeweils drei Soldaten. „Da hat man natürlich weniger Privatsphäre.“

René beim Ausrichten einer Antennenanlage. 
René beim Ausrichten einer Antennenanlage.  © Bundeswehr | Gerald Schinn

Bei seinem zweiten Einsatz ist er nun im Camp Séènou in der Nähe des Flughafens der Hauptstadt Bamako stationiert. „Wir sind hier 20 Soldaten. Das ist ganz anders.“ Die Atmosphäre ist noch familiärer. Samstags gibt es etwa immer einen Filme-Abend. Geschlafen wird in Einzelcontainern mit normalen Betten. „Die Bettwäsche habe ich von Zuhause mitgebracht – da schläft es sich am besten drin.“ Schützen müssen sich die Soldaten vor allem vor Tieren: Mücken, die Malaria übertragen, Skorpione und Schlangen gibt es in Mali und verirren sich auch mal ins Camp.

Die unsichere Lage im „Hinterkopf“

Wenn die Soldaten dieses verlassen, ist höchste Sicherheit geboten: „Dann tragen wir Schutzwesten, Waffen und Helme.“ Die unsichere politische Lage habe man „im Hinterkopf“, aber: „Man lässt sich davon nicht nervös machen.“ In keiner Situation habe er sich bisher unsicher gefühlt.

Einsatz in Mali

Mali stürzte nach einem Militärputsch, bewaffneten Unruhen und dem Vormarsch militanter Islamisten aus dem Norden des Landes in eine sehr unbeständige Sicherheitslage. Im Jahr 2015 haben die Konfliktparteien ein Friedensabkommen unterzeichnet. Dessen Einhaltung zu überwachen, ist die Kernaufgabe der UN-Mission MINUSMA, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist.

Der Einsatz gilt der Sicherung des Friedens, Terrorismus und Kriminalität sollen eingedämmt werden. An der Stabilisierungsmission beteiligen sich 50 Nationen mit rund 11.000 Blauhelmsoldaten. Bis zu 1100 deutsche Soldaten können bei der Mission eingesetzt werden. Das aktuelle Mandat gilt bis zum 31. Mai 2020.

Im Austausch mit Einheimischen werden die Soldaten von Sprachvermittlern begleitet. Ohne Französischkenntnisse, die Amtssprache in Mali, ist ein Gespräch nur schwierig möglich. „Die Zivilgesellschaft ist gegenüber uns Soldaten positiv eingestellt.“

Weihnachten und Silvester ohne die Familie

Als Erinnerung an Zuhause hat er ein Foto der Freundin dabei. Für den Auslandseinsatz ihres Partners zeigt sie Verständnis – sie selbst ist Soldatin und wird noch in diesem Jahr zwei Monate in Mali stationiert sein. Und Gedanken an Duisburg? Alle zwei Wochen kommt per Post ein Paket als Erinnerung an die Heimat. Da sind dann etwa Lebensmittel enthalten, oder Dinge, die es in Mali nicht zu kaufen gibt.

An Weihnachten fällt das Paket dann schon einmal ein bisschen größer aus. Bei seinem erstenMali-Einsatzwar René nämlich über Heiligabend, Silvester und seinen Geburtstag von Zuhause getrennt. „Das war schon komisch und ich wäre gerne bei der Familie gewesen.“ Aber die Kompanie vor Ort hat gemeinsam gefeiert. Weihnachten sogar mit festlichem Essen und Tannenbaum. „Aber aus Plastik“, lacht René. Der Einsatz in Mali soll nicht seine letzte Station im Ausland sein: „Ende 2020 werde ich für vier Monate nach Afghanistan gehen.“