Duisburg. Höhenangst sollte man bei diesem Job nicht haben. Der Turm der Salvatorkirche muss ausgebessert werden. Ein Besuch.
„Höhenangst sollte man in diesem Job nicht haben, aber eigentlich weiß man auch, dass das auf einen zukommen kann.“ Steinmetz-Meister Jerome Zimek hat beste Sicht auf Duisburg. Auf Lage 22 geht ein laues Lüftchen, die wohl höchste Duisburger Baustelle liegt derzeit auf 44 Metern. Der Turm der Salvatorkirche muss saniert werden - in der Vergangenheit sind morsche Steine heruntergefallen. Es sind keine Kleinigkeiten, die an der Stadtkirche erledigt werden müssen.
Rund 3,1 Millionen Euro kostet die Restaurierung. „Das kann eine Gemeinde nicht alleine stemmen. Wir sind froh, dass alle evangelischen Gemeinden beschlossen haben, das gemeinsam zu finanzieren“, sagt Martin Winterberg, Pfarrer an der Salvatorkirche. Zusätzlich gab’s Zuschüsse vom Bund sowie von der der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland. Engagierte Bürger und Gemeindeglieder hatten 336.000 Euro gespendet. „Wir haben einen Puffer eingebaut. Wenn wir den nicht benötigen, könnten wir auch die Türen erneuern lassen“, so Winterberg.
Große Vorarbeiten werden in der Werkstatt erledigt
Der Steinmetzbetrieb Paetzke hat sich auf historische Gebäude spezialisiert. „Am Anfang schaut man sich vielleicht ein bisschen um, aber jetzt konzentrieren wir uns auf die Arbeiten“, erklärt der 30-Jährige Zimek, warum er die Aussicht nicht mehr wahrnimmt. Allerlei Werkzeug liegt auf den Brettern. Als nächstes muss ein schmuckvolles Teilstück eines Fensters eingepasst werden. Die großen Steine werden in der Werkstatt im westfälischen Hörstel vorbereitet und anschließend zur Salvatorkirche gebracht. „Das kann man sich so vorstellen wie bei einem Zahnarzt. Man nimmt einen Abdruck, fertigt den dann in der Werkstatt und setzt ihn wieder ein“, vergleicht Geschäftsführer Werner Paetzke den Job. Alles wird dann vermörtelt und teilweise noch mit Stäben im Gemäuer gesichert. Sollte sich etwas lösen, kann das nicht herunterfallen.
Gearbeitet wird mit den gleichen Techniken, die auch schon die früheren Baumeister kannten. Auch der Stein aus Obernkirchen ist original. „Allerdings entwickelt sich die Technik weiter“, betont Jerome Zimek. Soll heißen: Er und seine Kollegen müssen nun auch Schäden ausbessern, die vor noch nicht allzu langer Zeit entstanden sind. So war es bis vor kurzem noch üblich, dass man die Steine wasserdicht versiegelte. „Allerdings befindet sich in den Steinen ja auch Feuchtigkeit, die dann nicht mehr verdunsten kann. Der Stein fängt an zu gammeln.“ Auf 44 Metern wird niemandem auffallen, dass einige Bereiche heller sind als andere. „Ich finde, man kann ruhig sehen, dass an der Kirche gearbeitet wurde“, so Zimek. Schon jetzt wechseln sich helle und dunklere Farben ab. Die Patina ist nichts anderes als Schmutz aus Regen und Smog.
Momentan liegen die Bauarbeiten gut im Zeitplan. „Wenn mal unter der Woche ein Gottesdienst stattfindet, sagen wir Bescheid, dass man eine Stunde auf lautes Gerät verzichten sollte“, erklärt Pfarrer Winterberg. Die Fachleute arbeiten sich von oben nach unten vor.
Gemeinde muss Rücklage bilden
Pro Jahr muss die Kirchengemeinde Alt-Duisburg 120.000 Euro zurücklegen, um Gebäude sanieren zu können. „Wir wissen aber, dass der Austausch der Bodenplatte allein 700.000 Euro kosten wird. Es wird immer schwieriger, die Kosten zu stemmen“, erklärt Pfarrer Winterberg.
Zum Vergleich: Die Kirchensteuereinnahmen belaufen sich in der Gemeinde Alt-Duisburg auf rund 600.000 Euro jährlich. Deshalb sind Spenden und Zuschüsse notwendig.