Duisburg. Eine Oma will ihrem Enkel in Duisburg aus dem Zug helfen – da geht die Tür zu. Und der Neunjährige fährt mit dem Flix-Train alleine weiter.

Hafenrundfahrt, Miniatur-Wunderland, Stippvisite in der Speicherzeit: Die paar Tage in Hamburg mit dem Enkel (9) hat eine Seniorin aus Duisburg-Buchholz sehr genossen. Schon die Hinfahrt vom Duisburger Hauptbahnhof mit dem kostengünstigen Flix-Train – eine Premiere für die beiden – war sehr entspannend. Was auf die Rückreise allerdings so gar nicht zutraf.

Probleme am Duisburger Hauptbahnhof

„Wir sind nachmittags in Hamburg schon mit 40 Minuten Verspätung losgefahren und waren spätabends wieder in Duisburg“, erzählt die Oma. „Als wir aussteigen wollten, war allerdings die Tür defekt.“ Die nächste ging dann auf, der Zug stand da allerdings schon eine Weile. „Ich bin mit dem Gepäck ausgestiegen und wollte anschließend meinem Enkel aus dem Zug helfen, als die Tür zuging...“

Das sagt Pro Bahn zum Fall

Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn in NRW, hält den Flix-Train-Ärger um einen neunjährigen Jungen am Duisburger Hauptbahnhof für einen bedauerlichen Einzelfall. „Die Züge können zwar teilweise bis zu 30 Jahre alt sein, entsprechen aber den Sicherheitsstandards.“

Außerdem muss Flix-Train, so Ebbers, genauso viele Zugbegleiter vorhalten wie die Deutsche Bahn. Diese sollen auch darauf achten, dass beim Ein- und Ausstieg an den Haltepunkten alles reibungslos funktioniert. Wenn dies in Duisburg nun mal nicht funktioniert habe, könne es auch an der Unübersichtlichkeit des Hauptbahnhofes liegen. „Mülheim ist da noch viel schlimmer“, so Ebbers.

Sie habe ihre Hand gerade noch wegziehen können und dann fassungslos mitansehen müssen, wie der Neunjährige davonfuhr. „Ich bin zum Info-Schalter der Deutschen Bahn gerannt“, so die Buchholzerin. „Da hieß es aber nur, dass man nicht zuständig sei.“ Bei der Bundespolizei habe sie schließlich Gehör gefunden, die die Kollegen in Düsseldorf, dem nächsten Halt des Flix-Train, flugs informierten.

Seit einigen Wochen gibt es eine Flix-Train-Verbindung zwischen Köln und Berlin mit Halt in Duisburg.
Seit einigen Wochen gibt es eine Flix-Train-Verbindung zwischen Köln und Berlin mit Halt in Duisburg. © dpa | Christoph Soeder

Die Seniorin versuchte, ihren Enkel telefonisch zu erreichen, was zunächst nicht funktionierte. „Der Junge hatte sein Smartphone dabei, aber mein altes Handy hat irgendwie gestreikt“, erzählt sie. Zum Glück half ihr die Kassiererin eines Drogeriemarktes im Hauptbahnhof, die gerade Feierabend machen wollte, mit ihrem Mobiltelefon aus. „So konnte ich zumindest meine Schwiegertochter anrufen“, so die Buchholzerin. „Die Festnetznummer kenne ich auswendig.“

Die Mutter des Jungen war ob der Nachricht in heller Aufregung, konnte ihren Sohn aber schließlich im Zug telefonisch erreichen und ihn bitten, in Düsseldorf auszusteigen. Was der Neunjährige dann auch tat. Am Bahnsteig wurde er von der Bundespolizei bereits erwartet und irgendwann auch von der Mutter abgeholt.

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Ende gut, alles gut? Nein!

Die Oma war fix und foxi – und sauer auf Flix-Train. „Das ist doch unglaublich, dass die Tür schließt, obwohl ich die Hand dazwischen hatte. Die muss doch automatisch blockieren“, so die Buchholzerin. „Meine Schwiegertochter hat sich darüber per Mail bei Flix-Train beschwert. Mir war schon aufgefallen, dass die Züge sehr alt sind. Da stimmt doch etwas mit der Sicherheit nicht!“

Kostengünstig reisen mit dem Flix-Bus und Flix-Train

„FlixMobility“ ist ein junger Mobilitätsanbieter und bietet seit 2013 kostengünstiges Reisen unter der Marke Flix-Bus an. Laut dem Unternehmen ist innerhalb kürzester Zeit Europas größtes Fernbusnetz geschaffen worden. Die Zug-Variante gibt es unter dem Namen „FlixTrain“ seit 2018, seit einigen Wochen verbindet er Köln und Berlin – mit Halt in Duisburg.

Die grünen Fernbusse und Fernzüge erfüllen nach Firmenangaben höchste Komfort-, Sicherheits- und Umweltstandards.

Ein Vorwurf, den ein Sprecher von Flix-Train auf Anfrage so nicht stehen lässt. „Unserer Wagenmaterial ist vom Eisenbahnbundesamt zugelassen und entspricht allen Sicherheitsstandards. Zudem prüft unser Zugpersonal vor der Abfahrt, ob sich jemand in Türnähe befindet und gibt den Abfahrtsauftrag nur, wenn das nicht der Fall ist.“ Dass sich der Enkel der Buchholzerin noch im Zug befand, sei offensichtlich nicht bemerkt worden. Als kleine Entschädigung gebe es zwei Freifahrten.

Die Seniorin hat allerdings erst mal die Nase voll von Flix-Train. „Die Hin- und Rückfahrt hat zwar insgesamt nur etwas über 50 Euro gekostet. Aber da investiere ich in Zukunft lieber etwas mehr Geld und fühle mich wohler.“