Hochfeld/Wanheimerort. Nach dem verheerenden Brand soll die Tafel die alte Feuerwache in der Dickelsbachsiedlung nutzen. Ein Besuch bei der Essensausgabe in Hochfeld.
Klaus (Name von der Redaktion geändert) isst genüsslich seinen Kartoffelsalat mit Würstchen. 15 Kilo Kartoffeln haben die Ehrenamtlichen der Tafel verarbeitet, eine riesige Wanne voll Salat ist entstanden. Das reicht für die rund 50 Personen, die aktuell jeden Tag zum Mittagstisch kommen. Nach dem verheerenden Brand im vergangenen Dezember, bleibt die Tafel erst einmal in der Cafeteria des Helios Marien-Hospitals in Hochfeld. Bei dem Feuer war der Container, in dem Bedürftige Frühstück und Mittagessen bekamen, komplett zerstört worden. Der Umzug nach Wanheimerort in die ehemalige Feuerwache verzögert sich und soll voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres abgeschlossen sein. In Wanheimerort hatte es ohnehin Ärger gegeben, weil die Tafel dorthin verlagert werden soll.
Rund 230.000 Euro wurden gespendet
Geschäftsführer Günter Spikofski ist indes erleichtert, dass die Tafel die Cafeteria so lange nutzen kann, bis der neue Standort hergerichtet ist. Helios-Geschäftsführer Birger Meßthaler betont: „Zwar denken wir über eine Entwicklung des Grundstückes nach, wollen aber weder den Mitarbeitern und Helfern der Tafel noch den Gästen von Mittagstisch und Kleiderkammer eine weitere Interimslösung zumuten.“ Besucher Klaus findet: „Das ist hier schon fast luxuriös. Es gibt genügend Sitzplätze, eine Küche, es ist hier schön.“ Dennoch sind einige Stammgäste, die zu Fuß unterwegs sind, weg geblieben. Hochfeld ist ihnen zu weit entfernt von der Innenstadt. Andere sind hinzugekommen. Günter Spikofski glaubt, dass es auch nochmal einen Wechsel geben wird, wenn die Tafel die ehemalige Feuerwache in der Dickelsbachsiedlung nutzen wird. Auf dem Nothilfe-Konto sind in der Vergangenheit rund 230.000 Euro eingegangen, um den Umzug zu finanzieren. Das Architektenbüro Druschke und Grosser spendet der Tafel die Planung.
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„Am neuen Standort erfüllen wir uns einen langgehegten Wunsch, der immer wieder zur Sprache kam: Wir bauen eine Dusche ein“, blickt Spikofski voraus. Das würde Klaus und den anderen Besuchern, die auf der Straße leben, helfen. Der Mann sieht gepflegt aus. Momentan nutzt er die Sanitäranlagen der Suchthilfe, dort gibt es auch die Möglichkeit zu duschen. Alle seine Habseligkeiten, die er besitzt, transportiert er am Fahrrad. Ein Zelt baumelt am Gepäckträger, die Isomatte ebenso. „Ach, man kann da schon noch mit fahren“, sagt er und lächelt.
Es sollen Gespräche mit den Nachbarn geführt werden
In der Dickelsbachsiedlung entsteht ein kleiner Anbau, der mit der Denkmalbehörde abgestimmt ist. Eine komplett neue Küche muss eingebaut und die Fläche so verändert werden, dass sie für die Zwecke der Tafel nutzbar ist. Der neue Standort in Wanheimerort ist freilich nicht unumstritten. In der Vergangenheit hatte es Versammlungen mit aufgeregten Bürgern gegeben, die sich um ihre Kinder sorgten, die vielleicht mit alkoholisierten Personen konfrontiert würden. Um zum neuen Gebäude zu gelangen, müssten die Tafel-Besucher einmal die Siedlung durchqueren. Spikofski hält diese Argumente für vorgeschoben und will, wenn die Baupläne vorliegen, erneut das Gespräch mit den Nachbarn suchen - und sie auch in die Cafeteria im Marien-Hospital einladen. „Das sind alles ruhige Besucher.“ Torsten Steinke, SPD-Ratsherr und Bewohner der Dickelsbachsiedlung bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Gespräche soll es geben. Derzeit ist das nach meinem Eindruck kein großes Thema.“
Inzwischen wurden die Pläne auch dem Dezernenten für Soziales, Thomas Krützberg, vorgestellt. „Als nächstes wird ein Bauantrag gestellt und weitere Abstimmungen mit dem Immobilienmanagement getroffen“, teilt die Stadt auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Spikofski denkt schon weiter: „Wir können uns noch viele weitere Aufgaben vorstellen und wollen zum Beispiel die Ausgabe von Tierfutter neu regeln.“ Dazu müsste allerdings ein neuer Wagen angeschafft werden. „Es sind zwar viele Spenden auf dem Not-Konto, aber dadurch ist die Spendenbereitschaft für den normalen Betrieb ein wenig zurück gegangen“, bedauert der Geschäftsführer. Darüber wollen sie dann beraten, wenn sie am neuen Standort angekommen sind. Klaus und die anderen sind erstmal froh, dass die Tafel so lange am Marien-Hospital bleiben kann.