Duisburg. Pfarrer Jürgen Widera von der Stiftung „Duisburg 24.7.2010“ entgegnet der Lopa-2010-Kritik: „Wir helfen vielen Verletzten und Traumatisierten.“
Die Stiftung „Duisburg 24.7.2010“ bestreitet die Vorwürfe der Betroffenen-Initiative, dass sie die Verletzten und Traumatisierten der Loveparade-Katastrophe nicht genügend unterstütze.
Geholfen werde den Betroffenen auch weiterhin – etwa bei der Erstellung von Rentenanträgen, der Vermittlung von Therapieplätzen sowie der Kostenübernahme von Therapien, betonte die Stiftung in ihrer Jahresbilanz. Auch werde stets geprüft, ob es für Betroffene die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung gebe.
Auch neuen Jahre nach der Loveparade-Katastrophe melden sich bis dato unbekannte Betroffene
Laut Pfarrer Jürgen Widera aus dem Stiftungsvorstand würden sich auch neun Jahre nach der Katastrophe noch immer Betroffene melden, die erstmals um Hilfe bitten. Die vermittelten Therapien hätten natürlich nicht immer den gewünschten Effekt. Er erinnerte aber an einen Betroffenen, der kürzlich seine Therapie abgeschlossen habe und nun wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen könne, was ihm zuvor über Jahre nicht möglich war, so Widera.
Oder an die Rollstuhlfahrerin, die eine Psychotherapie bei einem Spezialisten bezahlt bekam, der sich sonst auch um die Betreuung von Berufssoldaten kümmert, die zuvor in Afghanistan im Auslandseinsatz waren. „Die Frau hat sich bei uns gemeldet und bedankt. Die Therapie hat ihr sehr geholfen“, berichtet Widera.
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Die Stiftung bietet seit dem Beginn des Loveparade-Strafverfahrens auch eine psychologisch-seelsorgerische Betreuung an. Diese richtet sich an alle Prozessbeteiligten. „Allein im Jahr 2018 haben wir rund 650 solcher Gespräche geführt. Im ersten Quartal 2019 waren es schon wieder rund 100“, sagte Richard Bannert. Der 62-jährige Diakon aus Wedau ist seit rund einem Vierteljahrhundert der Koordinator der Notfallseelsorge. Und er gehört zum Team, das beim Prozess in der Düsseldorfer Messe für Gespräche bereit steht.
Seelsorgerische Betreuung beim Loveparade-Prozess auch für Zeugen
Nachdem in der ersten Prozessphase vor allem die als Nebenkläger auftretenden Eltern der 21 Todesopfer sehr viel Redebedarf mit den Seelsorgern gehabt hätten, machten zuletzt auch viele Zeugen von dem Angebot Gebrauch, so Bannert. Herausgekommen sei, dass auch unter den Polizisten und Feuerwehrleuten, die aussagen mussten, noch viele gewesen seien, die die Ereignisse bis heute belasten.
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Bannert selbst habe seine Erlebnisse vom Katastrophentag im Juli 2010 verarbeitet. „Ich habe alles in eine Schublade meines Lebensschranks gelegt und diese fest verschlossen. Deshalb wühlt mich das nun nicht mehr so auf“, so Bannert. Es gebe viele Situationen in seinem Dienstalltag, die ihn inzwischen seelisch mehr belasten. Etwa, wenn er die Polizei begleitet, die nach Unfällen Todesnachrichten an Angehörige überbringen muss. „Ich versuche dann, die geschockten Hinterbliebenen zu stabilisieren, damit sie überhaupt erst mal begreifen können, was da gerade passiert ist.“