Duisburg-Ruhrort. Iris Kessner-Hollmann und ihr Mann Michael vermieten eine Ferienwohnung in Duisburg-Ruhrort. So läuft der Urlaub vor der Haustür.
„Schöne Grüße aus Ruhrort!“, begrüßt die Postkarte die Gäste. Jawoll, richtig gelesen. Es gibt Touristen, die einen Wochenendtrip nach Duisburg planen, um sich hier zum Beispiel den Landschaftspark anzusehen oder um Freunde zu besuchen. Vielleicht übernachten sie dann in der „Ferienwohnung am Rheinorange“, gelegen im Hafenstadtteil Ruhrort.
Mehr als 300 Duisburger Wohnungen sind derzeit auf der Plattform „Airbnb“ gelistet. Auch die Touristinfo vermittelt an Interessierte Übernachtungen in Ferienwohnungen. Ein Besuch dort, wo andere Urlaub machen.
Iris Kessner-Hollmann und ihr Mann Michael haben die Bleibe so eingerichtet, wie sie am liebsten Urlaub selbst machen möchten. Den Namen haben sie übrigens ursprünglich wegen des knall-orangenen Kühlschranks gewählt. Die Anfragen kommen über Internetseiten wie „Booking“ oder Portale wie „Traumferienwohnungen“. Denn ein Traum ist die trendig eingerichtete Wohnung wirklich. Die Vintage- und Designer-Möbel passen zum Altbau. Für die Küche hat „Kultkiosk“-Betreiber Hollmann sogar die Regale selbst gebaut. „Wenn wir reisen, übernachten wir am liebsten in Ferienwohnungen“, erzählen die beiden. Dabei haben sie schon in vielen Unterkünften übernachtet, die eher „Standard“ waren. Dabei seien es oft nur Kleinigkeiten, die einen Aufenthalt besonders machen können. Zur Begrüßung stehen deshalb frische Blumen parat, im Kühlschrank warten Getränke auf die Neuankömmlinge.
Iris Kessner-Hollmann betreibt eine Yogaschule. „Wir hatten immer wieder Anfragen, ob man in der Nähe übernachten kann. So sind wir auch auf die Idee mit der Ferienwohnung gekommen.“ Die Zahl wächst und manchmal kommen die Anfragen auch ganz spontan. „Mittlerweile sind wir gut organisiert, machen nach der Abreise direkt wieder sauber, so dass wieder jemand einziehen könnte“, erklärt Michael Hollmann. Die Betreuung der Gäste teilen sie sich mit ihrem Freund Mike. Übernachten kann man im Doppelbett sowie auf einer Couch, die sich ausziehen lässt.
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Im Wohnzimmer gibt es eine Flyer-Sammlung mit Tipps, was man in der Umgebung unternehmen kann und sogar eine kleine Bibliothek. Das lustige Taschenbuch „Ferien mit Donald Duck“ steht darin ebenso wie „Kleine Geschichte der Stadt Duisburg“ oder „Komm zurück Schimmi“. In einer Mappe empfehlen die Gastgeber den Kuchen einer nahe gelegenen Konditorei und stellen als Lokalpatrioten „ihr“ Ruhrort „Duisburgs neues In-Viertel“ vor. Dabei spielen sie auch mit den Klischees: „Gerade unser wundervolles Hafenviertel und Kreativquartier beweist einmal mehr, dass Duisburg eine Stadt mit wunderbar bewegter Geschichte und Zukunftspotenzial ist.“
Später liegt es dann an den Gästen, ob sie mit den Vermietern ins Gespräch kommen wollen oder nicht. „Als ich neulich auf der Terrasse gewerkelt habe, sind wir ganz nett ins Plaudern gekommen, aber da ist jeder unterschiedlich“, weiß Michael Hollmann, der seine Urlauber auch mal auf eine Currywurst an den Kuki lockt - ganz, so wie es das dekorative Windlicht im Wohnzimmer verspricht: „Iss’ gut, reise oft.“
Messegäste zu Besuch in Duisburg-Duissern
Petra Füten gehört ebenfalls zu den Duisburger Gastgebern. In ihrem Haus vermietet sie die ehemaligen Kinderzimmer in Duissern. „Viele Gäste kommen für Messen wie die Pro-Wein, Boot oder die Spielemesse in Essen. Es waren aber auch schon chinesische Deutsch-Sprachkursteilnehmer, die sich auf ein Studium in Deutschland vorbereiten hier oder Studenten, die ihre Master-Arbeit in Firmen schreiben“, berichtet sie.
Der erste Gast blieb mehr als zwei Wochen, weil er im Rhein-Ruhr-Zentrum einen Laden ausgestattet hat. Für viele Landschaftsarchitektur-Studenten, in der Regel aus englischsprachigen Studiengängen in Deutschland, ist es offenbar ein Muss, den Landschaftspark-Nord mal gesehen zu haben.
Sie selbst holt sich so auch ein bisschen die Welt nach Hause: „Wir reisen nicht so sehr viel – auch, weil wir mit dem ganzen Beherbergen anderer ziemlich beschäftigt sind. Aber wenn, über Couchsurfing.“ Beim Couchsurfing übernachtet man bei Gastgebern auf dem Sofa und zahlt dafür nichts. Im Umkehrschluss muss man seine Couch allerdings auch zur Verfügung stellen. Ihre Erfahrung zeigt aber: „In touristischeren Gegenden kann man einfach nicht Couchsurfen. Zuletzt waren wir in Serbien und Montenegro. Für unseren nächsten Urlaub in Georgien habe ich aber eher so familiengeführte Pensionen im Sinn.“