Duisburg. Verspätungen zu den Stoßzeiten: In den Ersatzbussen von Duisburg nach Düsseldorf und Essen läuft nach der Streckensperrung noch nicht alles rund.

Es ist Tag drei der Bahnstreckensperrung zwischen Duisburg, Düsseldorf und Essen. Doch der Montag gilt für die Deutsche Bahn als erster echter Härtetest. Denn nach dem Start am vergleichsweise ruhigen Wochenende müssen die rund 70 Busse, die zwischen den drei Metropolstädten hin und her pendeln, nun beweisen, dass sie auch an Werktagen als Schienenersatzverkehr auf diesen zentralen ÖPNV-Strecken funktionieren.

RE-1-Ersatzbus benötigt bis Essen Hauptbahnhof 35 Minuten – wenn kein Stau ist

Hinweistafeln wie diese am Rande der Neudorfer Straße sollen den Fahrgästen bei der Orientierung helfen.
Hinweistafeln wie diese am Rande der Neudorfer Straße sollen den Fahrgästen bei der Orientierung helfen. © Thomas Richter | THomas richter

Wie immer, wenn Zehntausende von einer Sperrung betroffen sind, gibt es viele, die sich über die Zustände heftig beklagen und genauso viele, die sich pragmatisch mit der Situation abgefunden haben. Zu letzterer Gruppe gehört eindeutig Ernst Schollenberger. Der Neumühler reist dreimal in der Woche mit dem Regionalexpress von Duisburg nach Dortmund, um seine dort lebende Partnerin zu besuchen. „Das dauert jetzt natürlich alles länger“, so Schollenberger. Der RE-1-Ersatzbus habe vom Essener bis zum Duisburger Hauptbahnhof rund 35 Minuten gebraucht. In dieser Zeit habe er mit einem normal durchfahrenden Zug bereits die komplette Strecke Dortmund - Duisburg zurückgelegt. „Natürlich nervt mich das ein bisschen“, sagt Schollenberger, „aber wenn gebaut werden muss, dann ist das nun mal so“.

Ob ein Rad mit in den Bus darf, entscheidet der Fahrer

Klaus Hoffmann, der in der Duisburger City lebt, ist auf dem Weg vom Hauptbahnhof in Richtung Düsseldorf. Er wartet auf den nächsten Bus, der die ausgefallene S 1 in Richtung Süden ersetzt. Der ältere Herr hat sein Fahrrad mit dabei, weil er vom S-Bahnhof Angermund aus eine Pedaltour starten möchte. „Ich weiß aber noch gar nicht, ob ich mein Rad überhaupt mit in den Bus nehmen darf. Das entscheidet wohl immer der Busfahrer mit Blick darauf, wie voll der Bus ist“, so Hoffmann.

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Diese Information hatte Hoffmann von Helfern der Deutschen Bahn erhalten. Diese sind leicht an ihren knallroten Pullovern zu erkennen. Sie stehen an einem Infoschalter im Verbindungstunnel des Hauptbahnhofs, aber auch rund um die Abfahrts- bzw. Ankunftshaltestelle der Ersatzbusse am Rande der Neudorfer Straße. „Ich bin seit heute Morgen um 5 Uhr vor Ort und habe schon über 40 Suchenden weiterhelfen können“, berichtet Surojit Seal. Er studiert normalerweise an der Uni Duisburg-Essen, jetzt springt er als stets freundlicher DB-Ansprechpartner für alle Pendler ein.

Die 70 Ersatzbusse kommen aus ganz NRW und gehören nicht zur DVG

Heinz Liebold braucht keine Tipps von den Helfern. Am Samstag ist er mit dem S-1-Ersatzbus nach Essen gefahren, der wegen vermehrter Zwischenstopps – etwa in Mülheim-Styrum oder Essen-Frohnhausen – rund 50 Minuten gebraucht hätte. Auf der Rückfahrt ging es mit 35 Minuten im RE-1-Ersatzbus spürbar schneller. Dieser hält bei seinem einzigen Zwischenstopp nur am Mülheimer Hauptbahnhof an. Und was sagt er zu den Großbaustellen samt Streckensperrungen? „Irgendwann muss ja gebaut werden“, so der Rentner aus Rheinhausen.

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Zur Busflotte, die den Schienenersatzverkehr übernimmt, gehören rund 70 Fahrzeuge. Sie zählen nicht zur Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), sondern stammen aus ganz NRW. Das gilt auch für die Fahrer dieser Ersatzbusse. Diese Fahrer wurden im Vorfeld der Sperrung gemeinsam zu allen Streckenverläufen geschult. Dennoch kommt es offensichtlich vor, dass es unterwegs Probleme gibt. Eine Facebook-Nutzerin schreibt, dass sie am Samstagmorgen auf dem Weg nach Düsseldorf war und der Fahrer des S-1-Ersatzbusses überall angehalten hat, wo Fahrgäste aussteigen wollten – also nicht nur an den vorgesehenen Haltestellen. Zudem habe er auf Nachfragen der irritierten Fahrgäste eingeräumt, dass er die Strecke, die er fahren sollte, nicht kenne.

Nur Niederflurgelenkbusse kommen zwischen Essen und Duisburg zum Einsatz

Auch die Beschilderung vorne hinter der Windschutzscheibe zeigen an, welche Strecke der jeweilige Ersatzbus zurückgelegt.
Auch die Beschilderung vorne hinter der Windschutzscheibe zeigen an, welche Strecke der jeweilige Ersatzbus zurückgelegt. © Thomas Richter

Wichtig für alle Fahrgäste mit Behinderung: Zwischen Duisburg und Essen kommen ausschließlich Niederflur-Gelenkbusse zum Einsatz, die auch über Rollstuhlrampen verfügen. Bis zu 120 Fahrgäste passen in diese Großbusse. Sie pendeln werktags im Zehn-Minuten-Takt. Noch ein Tipp: Alternativ fährt auch die Straßenbahnlinie 901 zum Mülheimer Hauptbahnhof. Und zum Essener Hauptbahnhof oder zum Essener Uni-Campus kommen Fahrgäste auch über den Bahnhof Essen-Altenessen (etwa mit der S 2) und von dort weiter mit der U-Bahn.