Duisburg. Mit Schmuck aus Muttermilch betreibt eine Duisburgerin einen florierenden Shop. Ihre Kunden sind zu Tränen gerührt, aber es gibt auch Kritiker.
Feines Silber umschlingt eine glänzende weiße Perle, hübsch sieht der Schmuck aus. Aber er birgt ein Geheimnis, das manche Trägerin für sich behält, wenn sie nicht in eine Diskussion geraten will. Denn die Perle ist aus Muttermilch. Und damit für die Besitzerin ein wertvolles Unikat, eine Erinnerung an eine besondere und innige Zeit mit dem Kind.
Melanie Käpple macht diesen intimen Schmuck. Damit ist sie so erfolgreich, dass sie die Möglichkeit zur Bestellung limitiert: Alle drei Monate wird aus bis zu tausend „Bewerbungen“ ausgelost, wessen Milch sie zu einem Erinnerungsstück verarbeitet.
Schmuck aus Muttermilch - Duisburgerin hat Technik selbst entwickelt
Die Technik hat die 36-Jährige selbst entwickelt. Die Basis ist ein Zwei-Komponenten-Harz, der Rest viel handwerkliches Geschick und kreatives Können. Auf die Idee kam sie, weil ihre eigene Stillerfahrung eher betrüblich war. „Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, und dann hab ich monatelang um jeden Tropfen gekämpft“, erzählt Käpple.
Um eine Erinnerung zu haben, schickte sie wenige Milliliter der kostbaren Milch zu einem Shop und erhielt eine Perle, die sich nach wenigen Wochen bräunlich verfärbte.
Duisburgerin entwickelte Ehrgeiz in der Elternzeit
Aus dem Ärger entwickelte sie noch in der Elternzeit Ehrgeiz: Mamas aus der Krabbelgruppe spendeten Milch, damit Käpple experimentieren konnte - im Gegenzug schenkte sie ihnen ihre ersten Werke. Und noch vor dem ersten Geburtstag von Sohn Matthias eröffnete sie ihren eigenen Shop, entwickelte aus ihrer Kellerwerkstatt heraus das Angebot. Die Bestellungen kommen aus ganz Europa, der Transport mache der Muttermilch nichts aus, versichert Käpple.
Das Geschäft läuft so gut, dass sie in ihren alten Job als Sozialversicherungs-Fachangestellte nicht mehr zurückgekehrt ist.
Wenn ein Paket mit der Muttermilch kommt, rührt sie einige Tropfen in das Harz ein, gießt es in die entsprechende Form und lässt es mindestens anderthalb Wochen trocknen. Danach wird es geschliffen, poliert, gefasst. „Das ist echte Fummelarbeit“, beschreibt sie. Manche Mutter hat so dezidierte Vorstellungen, dass lange Anleitungen und Zeichnungen kommen, andere entwickeln erst durch Käpplers Beratung einen klaren Wunsch. Die Silber- und Gold-Elemente liefert ihr ein Goldschmied zu.
Vertrauen und Sicherheit sind ihre größte Währung: Sorgsam beschriftet sie alles, verschickt Produkte und Reste von Nabelschnur oder Haar in separater Post, wartet mit dem Vernichten übrig gebliebener Muttermilch, bis die Post bei der Mama angekommen ist, macht nie gleichzeitig zwei gleiche Aufträge, damit es nicht zu Verwechslung kommt.
Große Schmuckschalen und kleine Anhänger aus Muttermilch
Käpple bietet in ihrem Shop ständig neue Dinge an, die sich aus Harz und Muttermilch formen lassen. Kleine Dinge wie Ohrringe, Charms oder Kettenanhänger, große wie Schmuckschalen, außerdem Deko-Artikel wie Schnecken oder Schildkröten. Die Muttermilch bleibt mal reinweiß, mal kommt Glitzer rein, mancher wünscht sie sich eingefärbt, andere wollen noch eine Haarsträhne eingearbeitet haben oder ein Stück Nabelschnur. Ihnen allen ist gemein, dass man auf Anhieb nicht sieht, aus welchem Material sie gemacht sind - unzerstörbar wirken die Perlen.
Auch für Eltern von Sternenkindern macht die Duisburgerin kostbare Erinnerungsstücke - auch ohne Milch. „Ich verarbeite Elemente von der Geburt über das Leben bis in den Tod, bei Bedarf auch Asche“, sagt Käpple und gesteht, dass das auch für sie nicht immer leicht sei. Auf ihrer Webseite erzählt sie vom Verlust ihrer eigenen Sternenkinder.
Werbung über soziale Netzwerke
So wie sie sich selbst das Handwerk beigebracht hat, so lernt sie täglich, auch ihre Werbung in den verschiedenen sozialen Netzwerken zu optimieren. Leider gebe es regelmäßig auch spöttische oder gehässige Kommentare, zu den harmloseren gehöre, dass man mit dem Schmuck automatisch Mütter diskriminieren und herabwürdigen würde die nicht stillen konnten.
Mancher findet die Vorstellung, einen Ring aus Muttermilch am Finger zu tragen, auch ekelig. Dieses Gefühl aber findet Käpple völlig absurd, schließlich ist ihre Kunst eine Verneigung vor einem wahren Lebenselixier.