Dellviertel. Mit eigenen Bannern wollen Duisburger Familien im Dellviertel ihre Solidarität mit den Schülern zeigen. Sie suchen weitere Mitstreiter.

Wer sagt, dass immer nur junge Leute von Erwachsenen lernen können? Im Dellviertel haben sich Familien von der jungen „Fridays for Future“-Bewegung inspirieren lassen: „Wir können selbst nicht an der Demo teilnehmen – deswegen hängen wir jetzt Banner an unseren Häusern auf“, ist Ulrike Gerritzen und ihre Familie vom Elan der Schüler begeistert.

„There is no Planet B“, steht deshalb gepinselt auf einem Laken, das immer Freitags zur Demo aus Fenstern an der Böningerstraße baumelt. Oder das Logo von FFF und andere Sprüche. Mit dabei sind Hattice Demir und Sohn Levin (11): „Wir leben komfortabel mit Auto und Telefon, wir können überall hin fliegen. Aber wenn wir damit unsere Erde zerstören, haben wir auch den Komfort nicht mehr“, ist Levin klar geworden. Er verzichtet auf Plastik und Autofahrten, wo er kann.

Auch in Levins Schulklasse machen immer mehr Schulfreunde mit, sogar mit dem kompletten Englischkurs haben sie eine Exkursion zur Demo gemacht. Jetzt hängt das Logo auf einem großen weißen Laken bei ihm aus dem Fenster.

Ein gesamtgesellschaftliches Problem

„Auch wenn wir das in Europa noch nicht so stark spüren, der Klimawandel ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“, glaubt seine Mutter Hatice Demir. Wenn sich die Wetterextreme wie Dürre verstärken, werde es Klimaflüchtlinge geben, die dorthin fliehen, wo es bessere Bedingungen gibt. In unserem Interesse müssen wir uns ändern, meint sie.

Auch Ulrike Gerritzen hat ihr Verhalten verändert: „Ich fahre mehr ÖPNV. Man lernt mehr Menschen kennen, es ist ein völlig anderes soziales Umfeld als die eigene Auto-Blase.“ Und sie hat gelernt, dass der ÖPNV dringend ausgebaut werden müsste, besonders in Sachen Pünktlichkeit.

Susanne Breidenbach, die nicht nur bei dieser Aktion mitwirkt, sondern in Duisburg auch Kants Garten ins Leben rief, nimmt das Problem ganz lokal in den Griff: „Viele Mitglieder von Kants Garten sorgen dort und bei sich im Garten für Artenvielfalt.“ Für die Engagierten sei es aber ein Schlag, wenn im Hambacher Forst lokal ein ganzer Wald für Braunkohle gerodet werden oder die Duisburger Politik einfach die Baumsatzung fällen würden. „Mich begeistert an Fridays for Future die Klarheit und Konsequenz der Forderungen: Wir müssen die eigenen Klimaziele einhalten.“

Mehr Druck notwendig

Das Duisburger Amt für Grün nimmt Susanne Breidenbach dennoch in Schutz: Es gebe politisch keine Möglichkeit, das notwendige Klimakonzept für Duisburg zu erarbeiten. Mehr Druck sei also notwendig.

Bislang haben sich Familien in der Böninger-, Neue Marktstraße, Dellplatz und Wallstraße an der Aktion beteiligt und hängen ihre einfachen, selbstgestalteten Banner nun jeden Freitag aus dem Fenster. Breidenbach hofft, dass dies im Dellviertel Schule macht: „Wir würden uns freuen, wenn sich noch mehr Nachbarn gemeinsam mit uns solidarisch zeigen.“ Heute gibt es dazu eine neue Gelegenheit.

Aktionen für die Ferien geplant

Auch in den nächsten (Ferien-)Wochen wollen die engagierten Jugendlichen, die die „Fridays for Future“-Demonstrationen organisieren, am Ball bleiben. „Vielleicht wird es nicht jede Woche eine Demo, aber doch eine Veranstaltung geben“, blickt Heinrich Jahn vom Landfermann-Gymnasium voraus. Somit wollen sie alle Kritiker, die glaubten, die Schüler wollen nur den Unterricht schwänzen, eines Besseren belehren.

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In der Vergangenheit haben Heinrich Jahn und einige Mitstreiter außerdem auch Gespräche mit dem Oberbürgermeister geführt. „Den Klimanotstand auszurufen, wäre vielleicht nur Symbolpolitik gewesen, aber jetzt von einer Offensive zu sprechen, ist ein noch größeres Wischi-Waschi“, sagt der Elftklässler. Richtig zufrieden sind die Schüler deshalb nicht mit der Situation in Duisburg. In den Ferien steht aber auch mal „Chillen“ an.