Duisburg. Das im Duisburger Innenhafen beheimatete Unternehmen Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe hat einen Großauftrag von VW an Land gezogen.

Die Volkswagen AG hat Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe (MHPS Europe) für die Modernisierung des Heizkraftwerkes Wolfsburg-West mit dem Bau eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks in Wolfsburg beauftragt. Die neuen Anlagen werden schlüsselfertig errichtet. Der Auftrag sorgt für Erleichterung bei dem Unternehmen mit Sitz an der Schifferstraße im Innenhafen. Die MHPS-Anlagenbauer leiden wie Mitbewerber Siemens unter der Krise im Kraftwerksbau.

Die beiden bisherigen Steinkohleblöcke des Heizkraftwerks West auf dem Gelände des Automobilwerkes werden durch einen mit Erdgas befeuerten Doppelblock ersetzt. Das neue GuD-Kraftwerk mit einer Gesamtleistung von 288 Megawatt (MW) elektrischer und ca. 265 MW Wärmeleistung soll im Herbst 2022 in den kommerziellen Betrieb gehen.

Von Steinkohle- auf Erdgasbetrieb umstellen

Der VW-Konzernvorstand hatte Anfang 2018 beschlossen, die beiden unternehmenseigenen Groß-Kraftwerke am Standort Wolfsburg grundlegend zu modernisieren und von Steinkohle- auf Erdgasbetrieb umzustellen. In diesem Zuge sollen mehrere neue Gas- und Dampfturbinenanlagen als Ersatz für die bestehenden Steinkohlekessel errichtet werden. Dafür werden insgesamt rund 400 Millionen Euro investiert. Mit den neuen und hocheffizienten Gasturbinen für die Kraftwerke in Wolfsburg sollen die CO2-Emissionen in der Strom- und Wärmeerzeugung dauerhaft um rund 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden.

Der zwischen Volkswagen und MHPS Europe unterzeichnete EPC-Vertrag (Engineering, Procurement and Construction) beinhaltet die Lieferung von zwei Gasturbinen der H-100-Klasse, zwei Abhitze-Dampfkessel, zwei Dampfturbinen und Generatoren, Nebenanlagen sowie Bau und Inbetriebnahme. Auch ein langfristiger Servicevertrag ist Bestandteil der Vereinbarung.

Insgesamt fast 20.000 Mitarbeiter

Zahlen und Fakten

Jeder dritte Arbeitsplatz werde abgebaut, hatte Mitsubishi Hitachi Power Systems Anfang 2017 angekündigt. „Die Energiewende hat uns komplett eingeholt“, hatte Rainer Kiechl, damals Vorsitzender der Geschäftsführung, erklärt.. Hintergrund ist der Rückgang von Aufträgen für thermische Kraftwerke auf den westeuropäischen „Kernmärkten“, vor allem auch in Deutschland. Kiechl: „Die Energiewende hat im Bereich klassische Stromerzeugung zu Strukturbrüchen in der gesamten Branche geführt.“

Von den etwa 800 Mitarbeitern im Europa-Stammsitz am Innenhafen – ein Niederlassung gibt es auch in London – haben rund 130 mittlerweile das Unternehmen verlassen. „Der Stellenabbau erfolgte sozialverträglich und ist abgeschlossen“, teilt Unternehmenssprecher Hasan Gürpinar auf Anfrage mit. Insgesamt beschäftigt MHPS in Europa nun rund 1100 Mitarbeiter, etwa 20.000 sind es weltweit.

„Dieser Auftrag ist eine weitere Bestätigung für unsere herausragende Expertise als Energieanlagenbauer und Anbieter von Energielösungen“, sagt Thomas Bohner, CEO von MHPS Europe in Duisburg. Als Teil der weltweit tätigen MHPS-Gruppe, die insgesamt rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigt, habe das Unternehmen Zugriff auf eine umfangreiche Palette an Technologien für eine sichere und gleichzeitig umweltverträgliche Stromerzeugung.

Künftig könnten Kraftwerke sogar vollständig CO2-neutral Strom erzeugen. „In den Niederlanden testen wir bereits, wie aus erneuerbaren Energien gewonnener Wasserstoff in einem Gaskraftwerk genutzt werden kann“, so Thomas Bohner. Auch synthetisches Erdgas, das in so genannten „Power-to-Gas“-Anlagen produziert werden kann, ließe sich für die Stromerzeugung nutzen. Thomas Bohner: „Das Know-how und die notwendigen Technologien stehen bereits jetzt zur Verfügung.“