Duisburg. Die neu besetzte Sichtungskommission der Duisburger Filmwoche hat ihre Arbeit bereits aufgenommen. 200 Dokus wurden bislang eingereicht.

Die neue Doppelspitze, eine neue Auswahlkommission: Auch wenn fast alle, die in der ersten Sichtungsrunde für die 43. Duisburger Filmwoche die Werke auswählen, schon einmal mit dem Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms zu tun hatten, muss man sich in dieser Konstellation erstmal zusammenfinden. Da sei „doppelte Kreativität“ gefragt, sagt Gudrun Sommer, die mit Christian Koch die Nachfolge von Werner Ruzicka angetreten hat. „Wir streiten über Filme und über den Modus des Streitens.“ Das heißt beispielsweise, Kriterien für die Bewertung der Filme zu finden.

200 Dokus sind bislang eingereicht worden, bis Ende August rechnet man mit rund 400 Einreichungen – sowohl von etablierten als auch von jungen Filmemachern. „Es gibt eine unheimliche Bandbreite an Themen und ästhetischen Zugängen“, ist Christian Koch nach zwei Tagen intensivem Filmegucken beeindruckt. Er ist zum ersten mal an der Auswahl beteiligt.

Kommissionsmitglieder sind für zwei Jahre berufen worden

Diese Doppelspitze ist die neue Leitung der Duisburger Filmwoche: Gudrun Sommer und Christian Koch.
Diese Doppelspitze ist die neue Leitung der Duisburger Filmwoche: Gudrun Sommer und Christian Koch. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Kommissionsmitglieder, die für zwei Jahre berufen wurden, hat er mit Sommer ausgewählt und eingeladen. Sie hat zwar schon mal an Sichtungsrunden teilgenommen, das war aber bevor sie das „doxs!“-Festival für Kinder- und Jugenddokumentarfilm aufgebaut hat.

„Wir müssen eine Struktur finden, die den Filmemachern am besten dient und ein System entwickeln, unser Bestes zu geben“, sagt der Schweizer Luc Schaedler, der mit seinem Film „Made in Hong Kong“ (1997) die Filmwoche und ihre oft auch provokante Diskussionskultur kennen gelernt hat. „Das ist ein ganz starkes Autorenfestival“, sagt der Filmemacher und Produzent, der auch Mitglied im Stiftungsrat von Swiss Films ist. In Duisburg würden Filme „auf Herz und Nieren“ geprüft.

Bettina Braun ist Grimme-Preisträgerin

Die Kölner Regisseurin und Grimme-Preisträgerin Bettina Braun stellte bei der Filmwoche unter anderem ihre Arbeiten „Was lebst Du?“ (2004) und „Lucia und ihre Kinder“ (2018) vor und wurde 2004 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Der Medienwissenschaftler und Filmjournalist Jan Künemund kennt die Filmwoche seit seinem Studium in Bochum und war im Rahmen seiner Tätigkeit für den Filmverleih Edition Salzgeber und die Uni Hildesheim immer wieder in Duisburg zu Gast.

Auch dabei: Alex Gerbaulet. Sie lehrte unter anderem an der Kunsthochschule in Braunschweig und arbeitete als Filmemacherin und Produzentin bei der Berliner Produktionsfirma Pong. Seine Rolle gewechselt hat der Wiener Alejandro Bachmann, der in den vergangenen Jahren Mitglied der Arte-Jury war.

Filmsichtungen erfolgen im kleinen Saal des Filmforums

Die meisten Filmanmeldungen erreichen das Festival inzwischen per Streaming-Link. Jan Galka, der für die Sichtungsorganisation zuständig ist, zeigt der Kommission die Filme nun vom Laptop über einen Beamer auf großer Leinwand, entweder in der Filmwerkstatt an der Goldstraße oder vormittags im kleinen Saal des Filmforums.

Am Programmprofil der Filmwoche wollen Gudrun Sommer und Christian Koch festhalten. Auf Nebenreihen und Parallelvorführungen soll weiter verzichtet werden, obwohl das die Auswahl natürlich schwieriger macht. Am Ende können so nur rund 20 Filme gezeigt werden.

Wie bisher sind die Kommissionsmitglieder auch Gastgeber der Diskussionen nach den Filmvorführungen. Dabei stellen sich die Autoren persönlich dem Gespräch mit dem fachkundigen Publikum.