Erst lange geschlafen, dafür jetzt aber viel abholzen? Der geplante Umgang mit Duisburgs 50.000 Alleebäumen ist einfach zum Gruseln.

Zur Erinnerung diese Zahl: 22.500. Diese Anzahl an alten Alleebäumen an den Straßenrändern der Industriestadt Duisburg steht hinter der Betrachtung, oder sagen wir besser, steht hinter dem Wunschdenken des auf Kostensenkung bedachten Baumpflege-Experten der Duisburger Wirtschaftsbetriebe, wenn er gestern in der NRZ aufrechnet: 40 bis 45% der alten Straßenbäume in Duisburg ginge es dermaßen schlecht, dass sie alsbald (!) ausgetauscht werden sollten.

Alleenkataster und das Landesnaturschutzgesetz

Oh weh! Wie müssen wir dies deuten? Wenn er, der oberste Baumpfleger der Stadt Duisburg, frei schalten und walten dürfte, wie er wollte, dann würde er in kurzer Zeit 22.500 alte Bäume abholzen lassen und sie durch kleine, junge , neue, pflegeleichtere Bonsai-Bäume ersetzen lassen?

Gäbe es nicht das Alleenkataster und das Landesnaturschutzgesetz NRW, müsste man den Stoßseufzer zum Himmel senden: „Gott schütze uns vor solchen Baumexperten.“

Rechtzeitig und in ausreichendem Umfang

Doch zum Glück hat der Staat gesetzlich geregelt: „Alleen an öffentlichen oder privaten Verkehrsflächen und Wirtschaftswegen sind gesetzlich geschützt. Die Beseitigung von Alleen sowie alle Handlungen, die zu deren Zerstörung, Beschädigung oder nachteilige Veränderung führen können, sind verboten.“

Und der Staat hat ebendort ebenfalls geklärt: „Um den Alleenbestand nachhaltig zu sichern und zu entwickeln, sollen von den für die öffentlichen Verkehrsflächen zuständigen Behörden rechtzeitig und in ausreichendem Umfang Neuanpflanzungen vorgenommen werden.“ Rechtzeitig und in ausreichendem Umfang! Ein sehr wichtiger Hinweis an das Umweltamt und an die Müllbetriebe der Stadt Duisburg, die unsere Bäume pflegen. Niemand wird bestreiten, dass alte Stadt-Bäume auch mal gefällt und ersetzt werden müssen.

Die Bürger sind sensibel geworden bei grünen Themen

Bestritten wird aber der hastige, motorsägenlastige Umgang mit dem lebenskostbaren Gut „Baum“. Die Stadtverwaltung wie CDU/SPD im Rat hoffen jetzt auf das „Alleenkonzept“, das ihnen ein Fremdgutachter zum Jahresende vorlegen soll, um daraus das vermeintlich fachliche Mandat abzuleiten, im großen Stil die Säge anwerfen zu dürfen.

Aber Vorsicht: Die Bürger sind - wie man zuletzt bei der Europawahl ablesen konnte - sehr sensibel geworden bei grünen Themen wie dem Natur- und dem Klimaschutz.

Gut möglich, dass schon im kommenden Herbst 2020 bei der Kommunalwahl zuerst dieser GroKo im Duisburger Stadtrat das Regierungsmandat und dann den WBD die Motorsäge und aus der Hand genommen wird.