Duisburg.. Gerhild Diamant betreibt ein parkähnliches Naturparadies in Duisburg. Im Gespräch plaudert sie über Beetgestaltung und botanische Namen.
In den Beeten von Gerhild Diamant wachsen „Treue Begleiter, Sonnige Gemüter und Himmelsstürmer.“ 1,5 Hektar ist das parkähnliche Naturparadies groß, das sie im westlichen Zipfel Duisburgs, in Rumeln-Kaldenhausen, bewirtschaftet. Menschen mit grünem Daumen finden bei ihr neue Pflanzen für den heimischen Garten. Die Staudengärtnerei Diamant unterscheidet sich allerdings von einem herkömmlichen Gartencenter. Es ist ein so genanntes Arboretum, eine Sammlung verschiedener Gehölze, die der Vater vor Jahren angepflanzt und gesammelt hat. Außerdem bauten er und seine Frau Zierpflanzen und Schnittblumen an. An jedem Wochenende kamen die Kunden, um sich frische Sträuße binden zu lassen. Im Gespräch unter einer Goldparmäne, einem Apfelbaum, erzählt sie, wie sie als Kind botanische Bezeichnungen lernen sollte, eigentlich Landwirtin werden wollte und am Ende doch nach Rumeln-Kaldenhausen zurückkehrte.
Oft sitzen Sie wahrscheinlich nicht auf der Bank und genießen die Zeit im Garten?
Nein, ich bin an drei Tagen pro Woche bei Kunden und gestalte dort Gärten. Wenn ich dann hier bin, gibt es immer etwas zu tun. Wir befinden uns hier im Mutterpflanzenquartier, wo die die Stauden wachsen, die dann auf unterschiedliche Art vermehrt werden. Wir haben die Beete so angelegt, dass man sich vorstellen kann, wie es auch zu Hause aussehen könnte.
Wie war das als Kind - mochten Sie die Arbeit im Garten?
Meine Geschwister und ich hatten eigene Beete, die wir pflegen sollten. Unsere Eltern haben uns sogar ein Vokabelheft gegeben und sonntags wurden quasi botanische Namen abgehört. Das war pädagogisch natürlich nicht besonders sinnvoll. Die Floristik hat mir gut gefallen, aber eigentlich wollte ich lieber Landwirtin werden. So gesehen, war schon ziemlich früh klar, dass ich keinen Job machen möchte, wo man drinnen sitzt.
Warum hat das nicht geklappt?
In den 1980er Jahren waren Lehrstellen in der ökologischen Landwirtschaft sehr beliebt. Ich bin dann auf einen Hof nach Österreich gegangen, allerdings durften Frauen nur in der ländlichen Hauswirtschaft arbeiten. Das habe ich dann abgebrochen und bin erst einmal gereist. Später habe ich dann durch Zufall meine Lehrstelle bei einer Staudengärtnerei in Unterfranken angefangen. Bei einem Besuch mit meinem Vater in dieser Gärtnerei hat mich die Vielfalt an Formen, Farben und Gerüchen von rund 5000 Arten und Sorten sofort fasziniert.
Nach der Lehre folgten ein paar Wanderjahre.
Das war eine tolle Zeit. Wanderjahre sind bei uns im Beruf gut angesehen. Ich war zum Beispiel in der Eifel, in der Schweiz und in Belgien. Es war überhaupt kein Problem, eine Stelle zu finden. Manchmal denke ich, dass ich das länger hätte machen sollen. Später habe ich dann in Hannover die Meisterschule besucht.
Konnten Sie sich noch an die botanischen Namen, die Sie als Kind lernen sollten, erinnern?
Nicht im einzelnen, aber ich hatte den Klang noch im Ohr. Vielleicht ist es mir so leichter gefallen. In Unterfranken und in den anderen Gegenden bin ich in meiner Freizeit immer gerne botanisieren gegangen. Dort wachsen viel mehr Pflanzen an den Wiesenrändern, es gibt Kalkmagerrasen, die besonders artenreich sind. Hier wächst leider nicht so viel.
Merken Sie, dass sich die Leute wieder verstärkt für Haus und Garten interessieren?
Ja, das sind so Wellenbewegungen. Auch die Debatte über Insektensterben führt dazu, dass sich die Leute wieder mehr damit beschäftigen, was im Garten wächst.
Die Wenigsten haben so viel Platz wie Sie. Welchen Tipp können Sie für einen eher kleinen Hausgarten geben?
Je kleiner der Garten, umso wichtiger ist es, über die dann feststehenden Strukturen nachzudenken; also wie groß muss die Terrasse sein, wo könnte ein Baum stehen etc. Ist das alles schön platziert, kann man mit den Stauden spielerisch das i-Tüpfelchen setzen. Selbst ausprobieren, was gut zusammenpasst und gedeiht, dadurch lernt man die Pflanzen am besten kennen. Natürlich helfe ich aber auch gerne bei der Beetgestaltung.
Es ist schon Juni. Was kann man jetzt noch im Garten machen?
Man kann schon auch noch was pflanzen, allerdings sollte man nicht kurz danach vier Wochen in den Urlaub fahren, sondern sich weiter kümmern.
Apropos Urlaub. Mein Opa hat seinen Urlaub immer danach ausgerichtet, wann zum Beispiel die Johannisbeeren und Kartoffeln reif waren. Bei Ihnen ist es mit dem Reisen sicher auch schwierig.
Das stimmt, es gibt immer etwas zu tun. Vielleicht denke ich deshalb so sehnsüchtig an die Wanderjahre zurück. Andererseits, wenn samstags der letzte Kunde gegangen ist und ich wieder alleine bin, dann versinke ich gerne in der Arbeit.