Duisburg. Obwohl das Spendenaufkommen 2018 leicht rückläufig war, erreichte die Kindernothilfe erstmals mehr als zwei Millionen Kinder weltweit.
Die Kindernothilfe blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück. „Erstmals haben wir mehr als zwei Millionen Mädchen und Jungen mit 600 Projekten in 32 Ländern erreicht“, sagte Katrin Weidemann, Vorstandsvorsitzende des Kinderrechtswerks mit Sitz am Sittardsberg in Buchholz, am Dienstag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts.
Für die Projektarbeit mit rund 200 Partnerorganisationen in Afrika, Asien, Lateinamerika und auch Europa standen der Kindernothilfe im vergangenen Jahr 60 Millionen Euro zur Verfügung. Zu 84,5 Prozent tragen mehr als 200.000 Spender zum Etat bei, viele engagieren sich über Patenschaften langfristig für die Organisation, die in diesem Jahr ihren 60. Gründungstag feiert.
Mehr Erbschaften und Vermächtnisse
Einen wachsenden Anteil haben Erbschaften und Vermächtnisse, die sich im vergangenen Jahr auf 4,1 Prozent summierten. Das Spendenaufkommen ging in 2018 um drei Prozent zurück, ebenso die Gesamtaufwendungen, die sich auf 57,8 Millionen Euro beliefen. Ein Grund: Notlagen, wie etwa die der syrischen Flüchtlinge im Libanon, sind in den Medien nicht mehr so präsent. „Wir haben aber eine solide finanzielle Basis“, so die Vorstandsvorsitzende.
Aus den Erträgen flossen 82,7 Prozent in die Projektausgaben, 17,3 Prozent wurden für Werbung und Verwaltung aufgewendet. „Unser Dank gilt allen, die unsere Arbeit durch ihre Spenden und ehrenamtlichen Einsatz unterstützen“, so Katrin Weidemann. Für ihre Transparenz wird das Kinderrechtswerk seit 1992 alljährlich mit dem DZI-Spendensiegel ausgezeichnet.
In ihrer Projektarbeit setzt die Organisation vor allem auf Bildung, Schutz vor Gewalt, den Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit und die Teilhabe von Mädchen und Jungen an gesellschaftlichen Prozessen. Weltweit hat die Kindernothilfe mehr als 35.000 Selbsthilfegruppen initiiert. „Über die Mütter erreichen wir auch die Kinder. Dieser Ansatz verbessert nicht nur die Lage eines einzelnen Kindes, sondern ganzer Gemeinden und Regionen“, berichtet Sinafikish Legesse, Selbsthilfegruppen-Koordinatorin der Kindernothilfe in Äthiopien und Somaliland.
Frauen sparen für Kleinstkredite
Sie setzt auf Gruppen von 15 bis 20 Frauen, die sich in den Dörfern zusammenschließen, kleine Summen ansparen, um dann mit Kleinst-Krediten Geschäftsideen zu realisieren. Sinafikish Legesse berichtet von Adanetsh, einer alleinstehenden Mutter von fünf Kindern, die es schaffte, mit einem Startkapital von umgerechnet fünf Euro einen Gemüsehandel aufzubauen, ein Fahrzeug anzuschaffen und ein Restaurant zu eröffnen. „Nach einem Jahr konnte sie ihre Kinder zur Schule schicken, nach fünf Jahren war sie ein anderer Mensch“, so Legesse.
Jubiläumsgottesdienst am Donnerstag
Am Donnerstag, 30. Mai (Christi Himmelfahrt), lädt die Kindernothilfe die Duisburger ein, ab 10 Uhr in der Salvatorkirchche den Jubiläumsgottesdienst zum 60. Gründungstag der Kinderrechtsorganisation zu feiern.
Vom 16. bis 20. Juni wandert ein Team der Organisation von Duisburg zum Kirchentag nach Dortmund. Wer möchte, kann sich für einen oder mehrere Tage anschließen. Die Teilnahmegebühr beträgt acht Euro. Auch Sponsoren, die für jeden absolvierten Kilometer spenden, sind willkommen. Alle Informationen unter: www.60jahre-kindernothilfe.de
Hoffnungsvolle Demokratisierungsprozesse, wie aktuell in Äthiopien, begünstigen solche Entwicklungen. In vielen Projektländern, schränken autokratische Regime die Handlungsspielräume von Nichtregierungsorganisationen zunehmend ein. Dennoch sei 30 Jahre nach Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention viel erreicht worden, bilanziert Katrin Weidemann: „Die Zahl der Kinder, die vor ihrem fünften Geburtstag sterben, hat sich seit 1990 halbiert, es gehen mehr Kinder zur Schule als je zuvor, die Zahl der Kinderehen ist seither um 15 Prozent rückläufig.“
Dennoch bleibe noch viel zu tun angesichts von weltweit 263 Millionen Kindern, die keine Schule besuchen und 73 Millionen Mädchen und Jungen, die „unter unsäglichen Bedingungen schuften müssen“. In 60 Jahren, sagt Katrin Weidemann, habe die Arbeit der Kindernothilfe dazu beigetragen, die Lage zu verbessern: „Das macht uns Mut, um alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Kinderrechte zu stärken. Jedes Kind zählt.“