Duisburg. . Die Strick-Szene trifft sich erstmals in Ruhrort. Hobby-Handarbeiter finden flauschigen Nachschub und bekommen etwa in Workshops zahlreiche Tipps.
Wolle, wohin frau blickt: Bunte, flauschige, gesprenkelte - als Strang gewickelt oder als feines Garn. Mehr als 1000 Hobby-Handarbeiterinnen strömen am Wochenende ins Binnenschifffahrtsmuseum nach Ruhrort, um das erste Woll-Fest „Kielgeholt“ zu feiern. Teilweise kommen die Besucher von weit her. Ebenso begeistert wie von der angebotenen Auswahl sind sie vom Veranstaltungsort. „Der ist etwas ganz besonders und die Hafenrundfahrt war echt cool“, gerät eine Besucherin ins Schwärmen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass die Wolle so bunt sein kann. Es ist schön, dass das Fest Farbe ins Haus bringt“, lobt Bernhard Weber, ehemaliger Leiter des Binnenschiffahrtsmuseum das Engagement der Organisatorinnen Mascha Dähne und Andrea Lenz. Weber verrät: Früher hat er sich sogar mal selbst einen Schal gestrickt. Mit Interesse läuft er nun durch das Haus, wo überall Stände aufgebaut sind.
Hoher Frauenanteil
Petra Peine hat sich mit einigen Metern neuem Garn eingedeckt. „Früher habe ich ganz viel selbst gestrickt, dann gab’s eine lange Pause und vor ein paar Jahren habe ich wieder angefangen“, erzählt sie. Den Strang lässt sie sich gerade so aufwickeln, dass sie später direkt mit dem Stricken beginnen kann. Der Frauenanteil überwiegt. Die paar Männer, die sich sehen lassen, werden gebührend gelobt. „Ich versteh das nicht, warum man darum so ein Bohei macht. Früher war Spinnen und Sticken ein Männer-Handwerk, den Frauen war das höchstens für den Hausgebrauch gestattet“, sagt Sylvie Rasch. Sie ist ein Star in der bundesweiten Strickszene, hat beispielsweise Bücher wie die „Tunesische Häkelbibel“ herausgebracht. In Ruhrort verrät sie Teilnehmern eines Workshops wie sie Dreieckstücher quer stricken. „Erst in der Theorie, dann in der Praxis.“ Nebenan erklärt Helmut Neumeier: „Was Sie schon immer übers Häkeln wissen wollten, sich aber nicht zu fragen trauten.“ Und da gibt es einiges: Er zeigt, wie man Reliefstäbchen oder gar Popcornmaschen fertigt, damit das Gehäkelte zu etwas Besonderem wird.
Der Andrang ist groß. Zwischendurch mussten die Türen sogar für kurze Zeit geschlossen werden, weil es zwischen den Exponaten zu voll wurde. Mit-Organisatorin Mascha Dähne ist überwältigt. „Das ist toll, wie viele Leute sich auf den Weg gemacht haben und woher sie kommen.“ Sie und Andrea Lenz sind Wollfärberinnen hatten sich auf einem anderen Woll-Fest kennen gelernt. Der Name „Kielgeholt“ ist eine Hommage an den „kiezigen“ Stadtteil Ruhrort. „Das passt einfach total gut hier hin“, ist Mascha Dähne überzeugt. Schließlich ist Ruhrort auch der Stadtteil, in dem auch die Strickguerilla aktiv war. Die beiden Färberinnen sind sich sicher: Das Fest soll wiederholt werden.