Es sollte eine lustige Nacht in der Disco werden. Das Ende war ein Horror. Am Samstagabend zog Heiko Kersting aus Duisburg-Fahrn mit einem Freund um die Häuser, landete schließlich in einer Essener Discothek. Doch dann wurde er mit einem der Ausbrecher verwechselt, die die Polizei in Atem hielten.

Das Duo feierte ausgelassen bis drei Uhr. Was die Männer nur wenige Sekunden, nachdem sie das Lokal verlassen hatten, erlebten, hätte prima in einen Action-Thriller gepasst. Dass sowas aber tatsächlich passieren kann, hätten sie nie geglaubt.

Pistole am Kopf

Die beiden kommen aus dem Eingang, und schon springen etwa zehn Vermummte auf die Männer. „Ich bekam sofort einen Faustschlag ins Gesicht und ging zu Boden”, schildert Heiko Kersting. „Ich wusste gar nicht, was los war. Dachte, wir würden überfallen. Ich habe sofort geschrien, nehmt mein Portmonee.” Aber darauf waren die Vermummten nicht aus. Es handelte sich um eine Spezial-Einsatztruppe der Polizei, die auf der Suche nach den ausgebrochenen Schwerverbrechern Heckhoff und Michalski waren. Der Fahrner, 52 Jahre alt und Mitarbeiter der Emschergenossenschaft, soll angeblich einem der Männer entfernt ähnlich sehen.

Wer der Polizei den Tipp gegeben hat, dass sich Verdächtige in der Discothek aufhalten, das weiß Kersting nicht. Interessiert ihn auch nicht. Ihn interessiert nur, wie man ihn behandelt hat. Er spricht von Misshandlung. Mehrfach sei er geschlagen worden. Schon am Boden liegend, soll er auch noch getreten worden sein. „Ich habe Todesängste ausgestanden! Die haben mir die Pistole an den Kopf gesetzt.”

Rechtliche Schritte gegen die Polizei

Dann habe man ihm die Hände mit Kabelbindern gefesselt und ihn ins Polizeiauto gezerrt. Obwohl die Beamten zu dem Zeitpunkt längst seinen Ausweis kontrolliert hätten, habe man ihn zur Essener Wache mitgenommen. Dort musste er notärztlich behandelt werden: Er hatte einen Asthma-Anfall erlitten. Später sei er im Krankenhaus noch untersucht und dann entlassen worden.

„Von der Polizei gab es kein Wort der Entschuldigung”, ärgert sich Kersting. Noch am Sonntag, nach einer schlaflosen Nacht, erstattete er Anzeige gegen die Polizeibeamten. Am Montag ging er zu seinem Hausarzt, der die Verletzungen dokumentierte und ihn krank schrieb. Zudem schaltete er einen Anwalt ein.