Duisburg. . Unter Regie von Johannes Witt meistern die Musiker die schwierige Akustik der Liebfrauenkirche. Gedenken an Konzertmeister Gerhard Stienissen.

Mit Victor Hugos berühmten Zitat über den Zauber der Musik startete das Konzert des Studio-Orchesters Duisburg am Samstag – und zwar in der Liebfrauenkirche, dem Wasserschaden im Theater sei Dank. Und obwohl es sich in der wunderschönen Kirche auch hervorragend Musik machen lässt, musste das Konzert mit traurigen Tönen beginnen. Im Februar war Konzertmeister und Gründungsmitglied Gerhard Stienissen plötzlich verstorben, das Orchester widmete ihm das Konzert.

Schnörkelloses Dirigat von Johannes Witt

Den Platz am Pult nahm am Samstag Johannes Witt ein. Der zweite Kapellmeister des Aalto-Theaters in Essen führte das Orchester in der ersten Hälfte mit schnörkellosem Dirigat durch das Klarinettenkonzert von W.A. Mozart.

Die Solistenrolle übernahm dabei der Kasseler Klarinettist Stefan Hülsermann, der sich hervorragend darauf verstand, seine Solopassagen zwar differenziert auszuspielen, in den Tutti-Abschnitten aber auch homogen mit dem Orchester zu verschmelzen.

Hülsermanns filigrane Kaskaden

Generell war die Dynamik die große Stärke der Musiker an diesem Konzertabend, und das in der schwierigen Akustik des halligen Kirchenraums. Die nahezu gehauchten Pianopassagen sorgten dann natürlich dafür, dass die Forte-Explosionen um so mehr krachten.

Hülsermann bestach vor allem mit filigranen Klangkaskaden, die als Bindeglieder zwischen den Abschnitten mit vollem Orchester für angenehme Abwechslung sorgten. Besonders das tiefe Holz, sowohl gestrichen als auch geblasen, erschuf druckvolle Klangwände, die durch den Kirchenraum fegten.

Die Musiker des Studio-Orchesters Duisburg meisterten die schwierige Akustik der Kulturkirche Liebfrauen.
Die Musiker des Studio-Orchesters Duisburg meisterten die schwierige Akustik der Kulturkirche Liebfrauen. © Frank Oppitz

Im zweiten Satz schlug dann die Stunde der Hörner, während die Streicher vorwiegend Fläche für den Solist bereiteten, zeigten die Hornisten in ihren Soloeinwürfen, warum ihr Instrument in jedem Orchester unentbehrlich ist. Die Hörnerstöße blieben im sehr sanften Satz die größte akustische Spitze, Highlight des Abschnitts waren die sehr sanglichen Klarinettenlinien - die Filmfans auch als Musik aus dem Filmhit „Jenseits von Afrika“ bekannt sein dürfte. Im Finale bestach Stefan Hülsermann vor allem mit seinen präzisen Glissandi so sehr, dass er nach großem Applaus noch eine kurze Solozugabe spielte.

Gegen Tempo-Trend in der Klassik

Die zweite Hälfte bestritt das Orchester dann mit Brahms 2. Sinfonie, und auch hier überzeugte das Orchester mit einer sehr dynamischen Version von Brahms möglicherweise berühmtester Komposition. Gerade die lieblichen Flötenmotive begeisterten das Publikum, dank zusätzlicher Blechbläser und eines Paukers klangen aber auch die lauten Passagen voll und präsent.

Außerdem verzichtet Johannes Witt darauf, sich dem Tempo-Trend in der Klassik zu beugen und ließ sein Orchester im gemächlichen Tempo durch das Werk streiten, sodass die Nuancen, besonders die fanfarenartigen Einwürfe der Hörner, gut zu hören waren.

Die geradezu stereotyp-romantischen Melodien im zweiten Satz lullten die Hörer ein, bevor sie im streicherlastigen Allegretto des dritten Satzes wieder wachgerüttelt wurden. Mit allem, was das Instrumentarium hergab, verabschiedete sich das Orchester mit einem hervorragenden, hymnischen vierten Satz.

>>> Ensemble für ambitionierte Laien-Musiker

Das Studio-Orchester Duisburg wurde 1970 gegründet. Die Reisen des Laienorchesters haben die Musiker schon bis nach China geführt

Im Orchester spielen zwar auch Profis, prinzipiell ist das Ensemble aber für alle ambitionierten Musiker offen. Mehr Informationen unter Studio-Orchester.de