Duisburg. Kaum ein anderes Thema emotionalisiert vor der Europawahl so sehr wie Migration. Allein vor dem braunen Schreckgespenst zu warnen, reicht nicht.

In wenigen Wochen steht die Europawahl an. Schenkt man den Prognosen und Warnungen glauben, dann wird es eine Zäsur für unseren Kontinent der offenen Grenzen.

Obgleich die Unkenrufe und Warnungen vor dem politischen Gegner natürlich auch wahlkampftaktisches Instrument sind, so ärgerlich ist, dass ausgerechnet die trivialste und in weiten Teilen rassistische Partei, als Einzige zu den Gefühlen vieler Bürger durchzudringen scheint: Der Sorge davor, Fremder in der eigenen Heimat zu werden.

Heimat bedeutet Identität, Geborgenheit und Harmonie. Sie zu schützen ist ein Urinstinkt, der uns Menschen innewohnt. Welche Bedeutung die Wahrung der Kultur unserer Heimat hat, sehen wir in unserer Gesellschaft täglich. Neben zahllosen friedfertigen, interkulturellen und interreligiösen Begegnungen, Festen und Freundschaften, die unser Land bereichern, erleben wir immer mehr Konflikte, die die Folge vermeintlicher Wahrung von Heimatkultur sind.

Während einige ihr Verständnis von Tradition und Brauchtum ignorant und respektlos der deutschen Gesellschaft aufzwingen, verhärtet sich die Front jener, die ihre Heimat eben deshalb in Gefahr sehen.

Rassismus entgegen treten

Wir müssen Rassismus immer entschieden entgegen treten, wie am 1. Mai in Wanheimerort. Wir dürfen aber auch nicht die Augen vor den Problemen verschließen, die langfristig entstehen, wenn in Hochfeld, Marxloh und auf den Autobahnen und Straßen, wildgewordene Angeber Straßen für ein „besonderes“ Hochzeitsfoto blockieren.

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Eine nicht zu unterschätzende Zahl an Menschen, die mit der hiesigen Heimatkultur (andere nennen sie auch „Leitkultur“) aufgewachsen ist bzw. diese achtet, fühlt sich zunehmend unwohl, zunehmend fremd. Fremd in der eigenen Heimat.

Vor dem braunen Schreckgespenst zu warnen, ist das Eine, das Andere ist, die Sorgen vieler Bürger ernst zu nehmen. Andernfalls wird der Wähler die Einfältigen damit beauftragen. Die Migrationsfrage ist nicht die einzige Herausforderung unserer Zeit, aber es ist eben doch die emotionalste, denn ihre Auswirkungen sind unmittelbar.

Mehr und unmissverständlicher Integration einzufordern, ist keine Assimilation. Das ist ein notwendiger Gesellschaftsvertrag! Notwendig, damit unsere Gesellschaft weiter offen und tolerant bleibt!