Duisburg. Zehn Jahre „Zebrakids“: Der Duisburger Verein lädt Kinder, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, zum MSV ein. Über einen großen Traum.

Mit dem Aufzug geht’s in die dritte Etage zu den Logen der MSV-Arena. Detlef Gottschlich führt den Besuch rechts den Gang entlang bis zum Ende und öffnet eine Tür. An einer Wand fallen sofort zahlreiche Bilder mit immer dem selben ausgemalten Motiv auf, mit Hugo, dem kleinen Zebra, daneben Dankesworte. Sie stammen von Hospizkindern, die der Verein „Zebrakids“ um den Vorsitzenden Gottschlich mit Familienangehörigen seit der Rückrunde der Saison 2016/17 zu den MSV-Heimspielen in seine Loge einlädt. Es ist eine von vielen bemerkenswerten Aktionen eines Vereins, der 2019 Zehnjähriges feiert.

Der erste Kontakt zum Kinderheim

Angefangen hat alles aber schon 2006. Detlef Gottschlich blickt mit seinen Kumpels Bernd Wangard und Rafael Schwarzer von ihren Stehplätzen auf die leere Südtribüne und überlegen, wie mehr Zuschauer zu den Partien ihres geliebten MSV gelockt werden könnten. „Mein Sohn hatte damals ein Kind aus einem Kinderheim in seiner Klasse und hat mich irgendwann mal gefragt, ob wir den nicht auch mal mit ins Stadion nehmen können“, erzählt Gottschlich. Er nimmt Kontakt zum St. Josef-Heim in Friemersheim auf und am Ende sind es sogar neun Kinder plus Betreuer, die kurze Zeit später mit den „Zebras“ mitfiebern.

„Das Geld dafür haben wir in der Fanszene gesammelt“, so Gottschlich. „Die Resonanz war überwältigend und dann haben wir einfach weitergemacht.“ In der Saison 2007/08 sind es schon Kinder aus vier Kinderheimen in der Region, die regelmäßig zu den MSV-Heimspielen eingeladen werden können. „Das war alles noch sehr improvisiert. Aber als das Ganze immer größer wurde, haben wir dann 2009 einen Verein gegründet.“

Aktuell sind es 80 Kinder – auch aus Flüchtlingsheimen, Jugendheimstätten oder von „Pro Kids“, die im Block O von ihren Sitzplätzen der Truppe von Torsten Lieberknecht im Kampf gegen den Abstieg die Daumen drücken. In der nächsten Saison sollen es aufgrund der großen Nachfrage 100 sein. „Ich träume ja davon, mal einen kompletten Stadionblock mit 300 Kindern voll zu machen“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Das Schönste sind immer die Reaktionen. Sie sind so dankbar. Für viele ist es wirklich das Größte, so ein Spiel mal mitzuerleben oder ein Trikot geschenkt zu bekommen.“

Dass gilt auch für die Hospizkinder, die seit knapp drei Jahren in die Loge eingeladen werden. Die Idee dazu geht auf Nancy Schulz zurück, Mitgründerin und Vorstandsmitglied der „Zebrakids“. Sie starb 2012 an Krebs. „Durch ihre Erkrankung konnte sie nicht mehr in der Nordkurve stehen“, erzählt Gottschlich, damals ihr Lebensgefährte. „Ich habe ihr deshalb Karten im Businessbereich besorgt und so konnte sie weiter die MSV-Spiele verfolgen.“ Dies wollte Nancy Schulz auch schwerstkranken Kindern ermöglichen. Über den „Bunten Kreis“ bekam sie die nötigen Kontakte. „Doch damals war das für den Verein finanziell noch nicht machbar“, so der Vorsitzende. Er ist froh, dass ihre Idee später realisiert werden konnte.

„Derzeit sammeln wir Geld für einen Transporter. Viele Familien mit schwerkranken Kindern haben nämlich gar nicht die Möglichkeit, zum Stadion zu kommen. Das wollen wir ändern“, so Gottschlich.

Weihnachtswunschbaum beim MSV

Auch 2018 gab es die Wunschbaum-Aktion beim MSV.
Auch 2018 gab es die Wunschbaum-Aktion beim MSV. © Christoph Wojtyczka

Der Verein vergibt außerdem seit 2013 den Nancy-Schulz-Preis an Menschen, die sich ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche engagieren. „Und wir sorgen für den größten Weihnachtswunschbaum in Duisburg“, so Gottschlich. „Der steht im Foyer der MSV-Arena und darüber erfüllen wir jährlich über 400 Wünsche von finanziell benachteiligten Kindern.“

50 Stunden pro Monat engagiert sich Gottschlich, hauptberuflich stellvertretender Personalleiter bei DB Cargo in Duisburg, für „Zebrakids“. Er macht das gerne und erzählt mit einem Lächeln im März zum 10. Geburtstag des Vereins im St. Josef-Kinderheim in Friemersheim. Zurück zu den Anfängen, sagt Gottschlich. „Mit Kaffee und Kuchen, dem Vereinsmaskottchen Hugo und ganz vielen lachenden Kindern – einfach wunderbar.“