Duisburg. Der Pianist Saleem Ashkar spielt im Lehmbruck-Museum. Im vorletzten Konzert der achtteiligen Reihe erklingen vier eher selten gespielte Werke.
Langsam neigt sich der Zyklus der Aufführung der Beethoven-Klaviersonaten durch den israelisch-palästinensischen Pianisten Saleem Ashkar dem Ende zu.
Im vorletzten Konzert der achtteiligen Reihe erklangen im Lehmbruck-Museum vier eher selten gespielte Werke. Spielt Saleem Ashkar in den Konzerten sonst gerne eine Auswahl an Sonaten, die aus verschiedenen Schaffensperioden stammen, so liegen zwischen der Sonate Nr. 5 c-Moll op. 10 Nr. 1 und der Sonate Nr. 16 G-Dur op. 31 Nr. 1 gerade einmal sechs Jahre. Zeitlich befinden wir uns zwischen 1796 und 1802.
In die eröffnenden Allegro Sätze stürzt sich Saleem Ashkar mit großem Elan. Die Sonate Nr. 5 steht als einzige in einer Moll-Tonart, aber Ashkar spielt das Stück trotzdem als beschwingtes Powerplay mit kraftvollen Aufschwüngen. Beethoven wird so zum melancholischen Optimisten. Eine ähnliche Stimmung erlebt man in der Sonate Nr. 15 D-Dur op. 28, der sogenannten „Pastorale“. Trotz der Dur-Tonart bekommt die idyllische Melodie etwas Fragendes. Ashkar lässt diesen Satz von dem Weltschmerz eines Franz Schubert durchwehen.
Die Adagio-Sätze zeigen, welch großartiger Melodiker Beethoven ist. Der zweite Satz der Sonate Nr. 5 kommt hier wie ein großer Monolog daher. Ashkar akzentuiert die Melodie wie gesprochene Sätze, lässt Akkorde zur musikalischen Interpunktion werden. Während das Andante grazioso der Sonate Nr. 16 seinem Namen alle Ehre macht und der Pianist die Hauptstimme kunstvoll ausführt, formt er den zweiten Satz der Sonate Nr. 11 zu einer schön ausgesungenen Opernarie. Wenn man dann noch sieht, wie Ashkar stumm die Lippen bewegt, wird deutlich, dass diese Komposition eigentlich ein Gesang für das Klavier ist.
Faszinierende Wirkung
Ein klassischer Konzertsaal ist der Lehmbruck-Trakt natürlich nicht. Der Klavierklang wird hier nicht weich gemischt, sondern klingt durch die Betonwände oft hart und kalt. Beim Forte-Spiel in den hohen Registern, kommt es manchmal sogar zu Klirrgeräuschen. Trotzdem ist es faszinierend, Beethoven in diesem Saal mit modernen Skulpturen zu hören. Da fragt man sich sogar manchmal, zu welcher der Figuren diese oder jene Melodie am besten passt?
Beendet Ashkar die Eröffnungssätze mit kraftvoll markierten Schlussakkorden, die manchmal sogar triumphal klingen, so werden die letzten Töne des Finales meist nur dezent dahin getupft. Das ist wenig effektvoll und weil das Publikum auf diese Weise auch gar nicht zum großen Beifall animiert wird, wirkt es sympathisch bescheiden. Fast scheint es, als wolle Ashkar das große Tastenfeuerwerk, das er vorher geboten hat, als Bagatelle erscheinen lassen. Das Duisburger Publikum zeigt sich aber rotzdem begeistert und spendet lang anhaltenden Beifall.
Das letzte Konzert der Beethoven-Reihe findet am 19. Juni im Lehmbruck-Museum statt.