Duisburg-Stadtmitte. . Frühjahrsputz am Innenhafen: Taucher haben am Wochenende das Becken gereinigt. Bei ihren Tauchgängen stoßen sie auf kuriose Fundstücke.

Versunkene Schiffe liegen am nördlichen Ende des Innenhafens, vor dem Museum Küppersmühle. Doch sie haben keine Golddublonen oder teure Gewürze aus dem Orient geladen, das Innenleben des gut einen Meter langen Modellboots präsentiert einen Haufen verschmorter Kabel. Hobbytaucher Clemens Venmans hat es aus dem Wasser gezogen. „Es lag auf halbem Weg zu dem U-Boot in drei Metern Tiefe, versunken im Schlick. Wahrscheinlich ist der Akku durchgebrannt, und das Ding ist abgesoffen“, sagt er.

Seit 15 Jahren reinigen Hobbytaucher den Innenhafen

Venmans ist einer von etwa 20 Hobbytauchern, die an diesem Samstagvormittag das Becken des Innenhafens reinigen – eine Tradition, die seit rund 15 Jahren Bestand hat, erzählt Michael Drecker, Vorsitzender des Vereins Taucher im Nordpark. „Hier findet man wirklich allerhand Schätze. Einmal haben wir eine Armbanduhr aus dem Wasser gefischt, die lief sogar noch. Aber niemand wollte sie haben“, sagt er. Im letzten Jahr haben die Taucher ein 80 Zentimeter dickes Stahlrohr geborgen. „Das gehört da alles nicht rein. Am Ende haben wir immer so einen Kubikmeter Müll“, sagt Drecker. „Wir machen das im Frühjahr, da der Algenbewuchs jetzt noch nicht so stark ist und man bessere Sicht hat.“

Wie Ocean Ranger fühlen sich die Hobbytaucher bei ihren Müllsuchtauchgängen im Innenhafen.
Wie Ocean Ranger fühlen sich die Hobbytaucher bei ihren Müllsuchtauchgängen im Innenhafen. © Fabian Strauch

Derweil schnallen sich Dirk Grüters und Tochter Nadine ihre Druckluftflaschen um und steigen vorsichtig in das trübe Wasser. Die junge Taucherin spuckt in ihre Taucherbrille und lässt sich von ihrem Vater in die Handschuhe helfen. „Kann mir mal jemand die Taucherflossen geben?“, ruft sie mit nasaler Stimme, nachdem sie die Taucherbrille aufgesetzt hat. „Gut Luft“ ruft Drecker den Tauchern zu. Alle Froschmänner- und frauen sind zu zweit unterwegs. Vater und Tochter geben sich noch ein letztes Handzeichen, dann tauchen sie ihre Gesichter ins Wasser. Wenig später sind nur noch Luftblasen an der Stelle zu sehen, an der die Grüters gerade nach Unrat suchen.

Schwefel und ein Hecht: Das Ökosystem ist intakt

Mit Netzen sammeln die Taucher, zu denen auch Mitglieder befreundeter Tauchclubs gehören, Flaschen, Dosen und Plastiktüten ein. Größere Gegenstände ziehen sie hervor und bringen sie ans Ufer. Ein Höhepunkt ist für die Taucher das U-Boot, in das man vom Wasser aus hineinsehen kann.

Drecker wartet am Ufer, bis die Taucher zurückkommen. Einige von ihnen durchsuchen den Abschnitt vor der Brücke. Etwa sechs Fußballfelder ist das Areal groß, schätzt er. „Es ist gar nicht möglich, alles zu finden“, meint er. Die Wirtschaftsbetriebe sammeln die Funde ein und entsorgen sie fachgerecht. Wie ein Ocean-Ranger, jemand, der Müll vom Meeresboden sammelt, fühlt sich Clemens Venmans. „Das Wasser hat eine gute Qualität. Am Boden liegt eine Schwefelschicht, das ist ein gutes Zeichen, dass das Ökosystem intakt ist“, weiß er. Ein anderer Beweis ist an den Tauchern vorbei geschwommen: „Wir haben sogar einen Hecht gesehen.“