Duisburg. Im Traum und unter der Dusche hat der Bestseller-Autor seine besten Ideen. Im Museum Küppersmühle berichtet Schätzing, wie seine Werke entstehen.
In der Küppersmühle hat der Erfolgsautor Frank Schätzing dem Hausherrn Walter Smerling vor großem Publikum manchen Schwank aus seinem Leben erzählt. Dabei hatte es der Museumsdirektor schwer, in seiner eigenen Gesprächsreihe „Kunst trifft...Literatur“, selber auch zu Wort zu kommen.
Schätzing macht nach eigenem Bekunden keine Lesungen aus seinen Büchern. Er habe selbst als Zuhörer solche Lesungen mit oft unwilligen Autoren, die schlecht vorlesen könnten, immer als unangenehm erlebt. „Ich finde ja, Lesungen müssten genauso professionell gemacht werden, wie eine Aufführung von Mahlers erster Symphonie“, sagte der frühere Artdirektor, der seine Brötchen in der Werbung verdiente.
Schätzing erzählt von ausgedehnten Recherchereisen
Er persönlich erzähle doch viel lieber von seinen ausgedehnten Recherchereisen und davon, wie seine Bücher entstünden. Und schon prasselten die Anekdoten auf das gespannte Publikum nieder wie das heiße Wasser aus Schätzings Dusche. Da hat er nämlich seine besten Ideen.
Oder im Schlaf. Die Idee für seinen Bestseller „Der Schwarm“ kam ihm in einem Traum und er schrieb sie beim Aufwachen auf einen Zettel, der dann fünf Jahre in der Schublade lag. Dann machte er sein bisher erfolgreichstes Buch daraus, dass sich innerhalb eines halben Jahres in 26 Länder verkaufte und fünf Millionen Auflage hat.
„Du verliebst dich in eine Idee und die Idee verliebt sich auch in dich“, sagte Schätzing zu Schmerling über den Entstehungsprozess. Und schwärmte von seinen ausgedehnten Recherchephasen. Für „Der Schwarm“ hat er zum Beispiel am Frankfurter Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum einen ausgewiesenen Wurmexperten aufgesucht. Und sich unterwegs gefragt, wie wohl so ein Wurmexperte aussehen mag.
Realität gibt es nur aus erster Hand
Die Realität gäbe es halt nicht aus zweiter Hand, deshalb habe er sich das Silicon Valley und die kalifornische Bergeinöde von Sierra County genau angeschaut, bevor er begann, seinen neusten Wälzer zu schreiben. Die „Tyrannei des Schmetterlings“ befasst sich mit künstlicher Intelligenz.
Und Schätzing befasste sich in einem „echten Saloon voller Cowboys und Goldgräber“ mit seinen Vorurteilen über das ländliche Amerika. „Ich möchte mich gerne beim Rest der Welt für das Arschloch da in Washington entschuldigen“, sagte ein „riesiger Buffalo Bill mit Knebelbart und Zopf“ zu ihm. Soviel zum Abschied von der Vorstellung erzkonservativer amerikanischer Hinterwäldler.
Das fertige Buch kam bei den Kritikern nicht so gut an. „Nur das Feinschmecker-Feuilleton hat diesmal beschlossen, dass ich gar nicht schreiben kann, aber ich lese sowieso keine Kritiken“, behauptete Schätzing auf Schmerlings Frage. Ob er denn auch mal einen Thriller über den Kunstbetrieb schreiben würde, fragte der Museumsdirektor hoffnungsvoll. Warum nicht, erwiderte der Autor lässig, ihn interessierten immer die unbekannten Welten.