Duisburg. . Oliver Kisse ist Objektschützer der Luftwaffe, spielt nebenbei in Reality-Dokus. Früher war der Duisburger öfter mit Vitali Klitschko zu sehen.
Er ist ein Kerl wie ein Baum, ein echter Typ – und führt ein Leben zwischen Bundeswehr und TV-Reality-Dokus. Der eine oder andere Promi ist Oliver Kisse (53) auch schon über den Weg gelaufen. Als der Neudorfer als junger Mann eine Ausbildung zum Maler und Lackierer macht, ist allerdings zumindest die Fernsehwelt noch weit entfernt.
Nach der Lehre zieht es Kisse erst einmal zum Bund. Er lässt sich gleich für vier Jahre verpflichten, schlägt die Laufbahn des Unteroffiziers ein. „Ich weiß auch nicht recht warum, aber mich hat das immer schon fasziniert.“ Von 1988 bis 91 ist er in Geilenkirchen an der niederländischen Grenze stationiert. Das Ende des Kalten Krieges, den Fall der Mauer, bekommt der Duisburger zunächst gar nicht mit. „Das war recht skurril“, erzählt der 53-Jährige und muss schmunzeln. „Ich war mit Kameraden im Wald und habe geübt, Raketen in Stellung zu bringen, als wir plötzlich gefragt wurden, was wir denn hier noch machen...“
Nach der Bundeswehrzeit macht er sich als Maler und Lackierer selbstständig. „Als Wasserballer bei den Freien Schwimmern Duisburg habe ich dann mal an einem Benefiz-Beachvolleyballturnier im Kampf gegen Leukämie teilgenommen, darüber MSV-Spieler wie Torsten Wohlert kennen gelernt und kurz darauf auch in die Boxbranche reingeschnuppert“, erzählt Kisse. Er arbeitet für eine Düsseldorfer Sportagentur, betreut Boxer bei Presseterminen, zu denen auch ein gewisser Vitali Klitschko gehört. Der spätere Weltmeister ist damals noch am Anfang seiner Karriere. „Wir hatten ein freundschaftliches Verhältnis“, erzählt der Neudorfer. „Einfach ein sehr sympathischer Typ. Hätte auch ein Junge aus Duisburg sein können...“
Höhepunkt war Reise zum D-Day in der Normandie
Kisse findet Gefallen an dem Business, gründet Mitte der 90er Jahre seine eigene Agentur, investiert viel Geld. Doch der gewünschte Erfolg bleibt aus. Anfang 2001 zieht er schließlich die Reißleine, konzentriert sich wieder mehr auf seinen Job als Maler und Lackierer und entdeckt eine alte Liebe wieder: die Bundeswehr. „Ich habe Kontakt zu einer Reservistenkameradschaft bekommen“, erzählt der 53-Jährige. „Das fing mit einigen Treffen an den Wochenenden an. Höhepunkt war eine Reise 2009 zum D-Day nach Frankreich anlässlich des 65. Jahrestags der alliierten Landung in der Normandie. Ich hab irgendwann gemerkt, wie sehr mir die Bundeswehr gefehlt hat und mich entschieden, Dauerreservist zu werden.“
Anfangs ist er für drei, dann für sechs, später für zehn Monate im Einsatz. „Ich habe Soldaten für Afghanistan vorbereitet oder war in die Friedensmission in Mali eingebunden“, so Kisse. „Nun bin ich als Objektschützer der Luftwaffe in Schortens im Norden stationiert, mache das seit 2014 hauptberuflich.“ Es ist eine Aufgabe, die ihn erfüllt und die für ihn obere Priorität hat. Daran ändert auch eine zufällige Begegnung im selben Jahr nichts, die ihn die Welt der TV-Reality-Dokus führen sollte. „Ich hab an einem Wochenende eine Bekannte getroffen, die Castings für TV-Formate macht“, so der Neudorfer. „Sie sagte, dass solche Ruhrpott-Typen wie ich gesucht werden. Ich hatte überhaupt keine Schauspielerfahrung, fand das aber schon interessant.“
Anruf auf dem Truppenübungsplatz
Mitten auf dem Truppenübungsplatz steht Kisse, als er einen Anruf bekommt und zum ersten Casting eingeladen wird. Seitdem ist er in unregelmäßigen Abständen in diversen TV-Formaten zu sehen. „Anfangs waren die Szenen noch sehr holprig, aber mit der Zeit wurde es immer besser“, so der 53-Jährige. „Auf Streife“ (SAT.1), „Der Blaulicht-Report“ oder „Verdachtsfälle-Spezial: Wache Köln-Ost“ (beide RTL) – gerne wird er als Polizist eingesetzt, aber nicht nur. Im vergangenen Jahr dreht er im Duisburger Norden für „Die Ruhrpottwache“ und mimt einen bösen Vater. Sein letztes Projekt: „Krass Schule – Die jungen Lehrer“ (RTL II).
100 bis 200 Euro bekommt er pro Folge, sagt der Duisburger. „Wegen des Geldes mache ich das aber nicht. Es macht mir einfach Spaß.“ Und eine gewisse Prominenz hat er dadurch auch erlangt. Wenn er bei einem seiner Heimatbesuche in der City ein Weinchen trinkt, werde er schon mal angesprochen. Und als er neulich an einem Berufskolleg im niedersächsischen Wittmund eigentlich die Werbetrommel für die Bundeswehr rühren will, spricht ihn plötzlich ein Mädchen an. „Sie kenn ich doch aus dem Fernsehen...“
Die Tochter als heimliche Beraterin
Oliver Kisse ist geschieden und derzeit liiert.
Seine 16-jährige Tochter Sophie-Mia sei bei Anfragen für Reality-Dokus seine heimliche Beraterin. „Manche Formate“, gesteht Kisse, „habe ich vorher gar nicht gekannt. Da frage ich sie dann immer, was ich machen oder lieber lassen soll.“