Duisburg. . Die geglückte Bombenentschärfung in Duisburg am Donnerstag verzögerte sich, weil sich Uneinsichtige in ihren Wohnungen verbarrikadiert hatten.
Bombenfunde gehören in Duisburg beinahe zum Alltag: Doch die Entdeckung eines britischen Fünf-Zentner-Sprengkörpers am Donnerstag auf der Straße Emstermannshof in Untermeiderich, direkt an der Sportanlage von Meiderich 06/95 gelegen, brachte einige unglaubliche, bisher nicht erlebte Begleiterscheinungen mit sich.
Ein Trotzkopf rannte sogar davon
Die für 15 Uhr geplante Entschärfung des Weltkriegs-Reliktes, das mit einem Säurezünder ausgestattet war, verzögerte sich um anderthalb Stunden. Der kuriose Grund: Gleich mehrere Anwohner der Evakuierungszone, die 250 Meter um den Bombenfundort herum lag, wollten ihre Wohnungen nicht sofort verlassen. Einer verbarrikadierte sich laut Stadt Duisburg sogar derart hartnäckig, dass Polizeikräfte seine Tür gewaltsam öffnen mussten. Ein junger Mann flüchtete aus seiner Wohnung und rannte ausgerechnet in Richtung Bombenfundort. Auch er wurde letztlich – wie alle anderen Trotzköpfe auch – mit Verspätung aus der Gefahrenzone gebracht.
„So etwas haben wir in all den Jahren noch nicht erlebt“
Wegen dieser Verzögerungen dauerte es bis 16.50 Uhr, ehe Feuerwerker Frank Stommel und sein Team vom Kampfmittelbeseitigungsdienst die Bombe entschärft hatten. „So etwas haben wir in all den Jahren noch nicht erlebt“, sagte Stadtsprecherin Anja Kopka und schüttelte verständnislos den Kopf. 553 Personen leben in der Evakuierungszone, die es zu räumen galt. „Dass sich so viele Menschen weigerten, den Anweisungen von Polizei und Ordnungsamt zu folgen, ist ein Ding“, so Kopka.
Kräfte des Ordnungsamtes hatten gegen 14 Uhr begonnen, die Menschen rund um den Fundort zu informieren, dass sie ihre Wohnungen verlassen mussten. In der Katholischen Grundschule an der Nombericher Straße hatte die Stadt einen Aufenthaltsraum eingerichtet, wo Betroffene versorgt wurden. 20 Anwohner machten vom Angebot Gebrauch.
822 Menschen leben in der Sicherheitszone
822 Menschen leben in der Sicherheitszone, die 500 Meter um den Fundort lag. Hinzu kamen die Kinder, die die städtische Kita am Nombericher Platz besuchen. „Die Kinder dort durften die Kita erst nach der geglückten Entschärfung verlassen. Wir hatten die betroffenen Eltern darüber informiert“, so Stadtsprecher Sebastian Hiedels.
Für mobilitätseingeschränkte Personen stand laut Stadt ein DVG-Bus zur Verfügung. Zudem wurden insgesamt acht Personen per Krankentransport aus der Evakuierungszone gebracht.
Kilometerlange Rückstaus auf der A59
Betroffen von der Entschärfung war auch die nahe gelegene Autobahn 59. Sie wurde ab 14.45 Uhr zwischen den Autobahnkreuzen Duisburg und Duisburg-Nord in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Es bildeten sich sofort kilometerlange Rückstaus – und zwar auf allen umliegenden Autobahnen, aber auch auf zahlreichen innerstädtischen Straßen. Wer in Richtung Essen, Oberhausen oder Dinslaken unterwegs war, versuchte innerstädtisch zum Kreuz Kaiserberg zu gelangen, um dort auf die A 40 oder A 3 aufzufahren. Auf der A 59 herrschte in diesen Stunden quasi Dauerstillstand.
Auch einige Busse der Duisburger Verkehrsgesellschaft kamen wegen der A-59-Sperrung kaum voran: Der SB 40 musste ebenso eine Umleitung nehmen, die zu massiven Verspätungen führte, wie die Busse der Linien 906 und 910.
Nach dem Ende der Entschärfung wurde die Bevölkerung in der umliegenden Nachbarschaft wieder mit Hilfe der Sirenen informiert. Das Alarmsystem funktionierte offenbar reibungslos. Laut Stadt waren rund um die Entschärfung insgesamt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Polizei, Feuerwehr sowie Bürger- und Ordnungsamt im Einsatz.