Duisburg. Die Duisburger Philharmoniker haben in der Mailand unter der Leitung von Fabrizio Ventura gastiert. Sie hinterließen einen nachhaltigen Eindruck.


Mehrtägige Gastspielreisen der Duisburger Philharmoniker ins Ausland sind selten geworden. Die letzte liegt sieben Jahre zurück und führte nach Istanbul. Dabei mangele es nicht an Einladungen, wie Intendant Dr. Alfred Wendel betont. Aber die vielen Auftritte als Opern- und Konzertorchester vor Ort lassen allenfalls kurze Stippvisiten nach Amsterdam oder zum Bertelsmann-Gesangswettbewerb in Gütersloh zu.

Jetzt hat sich doch ein dreitägiges Zeitfenster für ein Gastspiel in Mailand gefunden. Eingeladen hatte die private Kulturinitiative „Fondazione Società dei Concerti“, und die Philharmoniker hinterließen einen derart nachhaltigen Eindruck beim Publikum wie auch bei der Präsidentin der Società, Enrica Ciccarelli Mormone, dass gleich über einen weiteren Besuch im Jahr 2021 gesprochen wurde.

Mit 76 Musikern auf Reise

Mit 76 Musikern reiste das Orchester in die lombardische Hauptstadt. Die Anspannung war groß, das Publikum in der europäischen Kultur- und Musikmetropole ist anspruchsvoll, und im „Sala Verdi“ des Mailänder Konservatoriums wandelte man auf den Spuren des großen Opern-Titanen.

Die 1400 Plätze des Saals waren ausverkauft, als die Philharmoniker unter Leitung von Fabrizio Ventura ihre Plätze einnahmen. Mit ihren steil ansteigenden Sitzreihen eher an einen Kinosaal erinnernd, ist die Akustik der Halle stark auf die technischen Bedürfnisse der Rundfunkanstalt RAI ausgerichtet. Live klingt der voll besetzte Saal stumpfer als in der vorausgegangenen Generalprobe vor leeren Reihen. Die Musiker selbst konnten jedoch gut aufeinander hören, so dass sie mit keinen bösen Überraschungen kämpfen mussten.

Auch Solisten des Orchesters glänzen

Maestro Fabrizio Ventura, der im Januar ein Philharmonisches Konzert in Duisburg bestritt, knüpfte die Kontakte zur Mailänder Società. Aus dem damaligen Programm wurde Nikolai Rimski-Korsakows Symphonische Dichtung „Scheherazade“ übernommen. Ein farben- und klangprächtiges Werk, mit dem sich nicht nur die Opulenz des gesamten Orchesters zur Schau stellen lässt, sondern das auch viele solistische Leckerbissen bereit hält.

So konnten sich alle Solo-Bläser wie auch Solo-Cellist Friedemann Pardall und Konzertmeister Siegfried Rivinius von ihrer besten Seite zeigen. Die an allen Pulten stark verjüngten und rundum hervorragend agierenden Bläsergruppen dürften auch dem neuen Duisburger Generalmusikdirektor Axel Kober einen reizvollen Ansatz geben, die Klangkultur des Orchesters mit neuen Kräften neu zu gestalten.

Freunde der Duisburger Philharmoniker bezahlen

Auf Rimski-Korsakows klingendes Bilderbuch reagierte das Publikum ebenso begeistert wie zuvor auf eine eindrucksvolle Interpretation von Johannes Brahms 2. Klavierkonzert. Rimski-Korsakows „Hummelflug“ als Zugabe glänzt vielleicht nicht als Beweis besonderer Originalität.

Doch die Virtuosität, mit der der populäre „Brummer“ zum Leben erweckt wurde, konnte sich hören lassen. Mit dem jungen russischen Pianisten Alexei Volodin saß ein Solist am Klavier, der die Tücken des Werks so souverän beherrschte, dass ein organisches Zusammenspiel mit dem Orchester erleichtert wurde. Zudem hat sich Volodin bereits durch einige Solo-Abende die Herzen des Mailänder Publikums erobert, so dass dem Erfolg nichts im Wege stand.

Der Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker ist es zu verdanken, dass die Musiker nicht gleich am nächsten Morgen die Rückreise antreten mussten, sondern durch eine zusätzliche Übernachtung noch einen Tag in Mailand verbringen konnten.