Mitte. Die Ausstellung „Mit anderen Augen sehen“ gibt einen Einblick in das Leben von Familien mit schwer kranken oder zu früh geborenen Kindern.
Kinder, die fröhlich in die Kamera schauen oder in ihr Spiel vertieft sind: „Wir alle kennen nette und lustige Kinderfotos. Wenn Schlauch und Hilfsmittel drauf sind, ist das auch in Ordnung“, sagt Projektleiter Ditmar Schädel von der Universität Duisburg-Essen.
Die Ausstellung „Mit anderen Augen sehen“ in der Zentralbibliothek zeigt rund 20 Porträts von kranken und zu früh geborenen Kindern. „Die Bilder sollen zeigen, dass die Kinder stark und fröhlich sind“, so der Dozent. Die Erfolgsgeschichten werden in Fotografien und Texten erzählt und geben einen Einblick in den Alltag der Familien. Die kleinen Erfolge und die positiven Entwicklungen sind eine Bestätigung für die Arbeit des Bunten Kreises in Duisburg.
Hilfe geht über die Pflege hinaus
Er unterstützt Familien mit Kindern, die zu früh geboren wurden, schwer krank sind oder eine Behinderung haben. „Wir erstellen einen individuellen Hilfeplan im Team, der alle 14 Tage auf die Bedürfnisse angepasst wird“, erklärt die erste Vorstandsvorsitzende und Kinderärztin Dr. Gabriele Weber. Die Mitarbeiterinnen stehen über die Pflege hinaus aber den Eltern bei, die Belastungen zu verarbeiten, die ein krankes Kind mit sich bringt, und sorgen dafür, dass auch die Geschwisterkinder nicht zu kurz kommen.
Auch das Erarbeiten der Texte mit den Eltern habe „therapeutische Qualität“, so die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. Dr. Sassa von Roehl. Sie hat die Eltern der Kinder interviewt. „Die Eltern sind sehr stolz. Das ist schön“, sagt Roehl. Es sei aber auch manchmal schwer, da auch oft Tränen kommen. „Es ist auch nicht immer leicht, den richtigen Grad zwischen Herz ausschütten und mitteilen zu finden“, ergänzt sie. Der Fokus solle nämlich hauptsächlich auf den Kindern liegen.
Ein Familienvater hat den Text für seine Tochter Pia, die mit Trisomie 21 auf die Welt gekommen ist, direkt selbst verfasst. Er teilt seine Gedanken, die er hatte, als er von der Diagnose seiner Tochter erfahren hat. In dem emotionalen Brief entschuldigt er sich dafür, dass er erst ein „Fähnchen im Wind“ war und jetzt sein Glück kaum fassen könne. Ein weiterer Text beschreibt eine Suche nach einem Stammzellenspender über das Internet, wo ein passender Spender am anderen Ende der Welt gefunden wurde. Doch auch kleine Erlebnisse aus dem Alltag werden beschrieben und gezeigt.
Die Fotos zu den Texten haben Studierende der Universität Duisburg-Essen in einem Praxisseminar vom Dozenten Ditmar Schädel gemacht. Für die Studierenden sei die Begegnung oft sehr emotional. „Oft entstehen Leistungen nur für die Prüfungen. Aus der Erfahrung nehmen die Studenten viel mit“, erklärt Ditmar Schädel. Sie gehen mit ihren Kameras in die Familien. „Erst muss das Eis gebrochen werden. Meistens wird mit den Kindern gespielt“, so Dr. Sassa von Roehl. „Für die Eltern ist es eine schöne Erfahrung, dass sich Studenten für ihre Kinder interessieren“, fügt die Kinderärztin hinzu.
Über die Ausstellungen in den letzten Jahren haben auch schon einige Eltern zum Bunten Kreis gefunden: „Eine Mutter mit einem gehandicapten Kind hat die Bilder gesehen. Das Kind hatte noch keine Diagnose. Die Mitarbeiterin hat die Mutter an uns vermittelt“, erzählt die erste Vorsitzende. Die Ausstellung ist bis zum 30. März in der Stadtbücherei.