Duisburg. . Das Verfahren im Loveparade-Prozess wird voraussichtlich am Mittwoch in Teilen eingestellt. Die Betroffenen-Initiative kritisiert das Vorgehen.
Im Loveparade-Prozess wird das Landgericht Duisburg am Mittwoch voraussichtlich die Verfahren gegen sieben Angeklagte ohne Auflagen einstellen. Sie und die Staatsanwaltschaft hatten am Dienstag einem entsprechenden Vorschlag des Gerichts zugestimmt. Drei Angeklagte, die eine Geldauflage in Höhe von etwa 10 000 Euro hätten zahlen sollen, lehnten eine Einstellung ab. Sie wollen, dass im Prozess ihre Unschuld deutlich wird.
Die „Betroffenen Initiative LOPA 2010“ kritisiert diese Entscheidung. „Es ist für die meisten Betroffenen unerträglich, dass die Mehrheit der Angeklagten ohne ernsthafte Konsequenzen aus dem Verfahren hervorgehen werden“, teilte sie in einer Presseerklärung mit. „Die Mehrheit der Betroffenen war von Anfang an skeptisch, bezüglich der Ernsthaftigkeit der Justiz im Hinblick auf eine möglichst vollständige Aufklärung der Katastrophe betraf“, heißt es: „Sehr zu unserem Bedauern müssen wir feststellen, dass unsere anfängliche Skepsis mehr als berechtigt war.“
Kosten selber tragen
Die Initiative fürchtet, dass die Nebenkläger auf den Prozesskosten sitzen bleiben könnten. „Völlig unverständlich ist uns, dass die Kosten der Nebenkläger trotz der bereits geäußerten Bedenken immer noch von den Betroffenen selber zu tragen wären. Im Ergebnis wird dies bedeuten, dass einige Nebenkläger, also die Opfer des Handelns der Angeklagten, finanziell weitaus stärker belastet werden als die Täter. (...) Wir bitten die Politik und die Öffentlichkeit die Betroffenen nicht im Stich zu lassen. Es darf nicht sein, dass die Opfer der Katastrophe wieder einmal zu Opfern gemacht werden.“
Zu Beginn des 101. Hauptverhandlungstages am Mittwoch will ein Angehöriger als Nebenkläger eine Stellungnahme zu den Einstellungen vortragen. Möglicherweise werden sich auch noch weitere Nebenkläger zu Wort melden. Das Gericht will diese Stellungnahmen anschließend würdigen und dann im Fall der sieben Angeklagten eine Entscheidung fällen. Im Fall einer Einstellung ist die Hauptverhandlung damit für sie nach knapp 14 Monaten beendet.
Vorwurf: Schwere Planungsfehler
Wegen der Vielzahl der Beteiligten findet der Prozess aus Platzgründen in einer Düsseldorfer Kongresshalle statt. Dies soll nach Angaben eines Gerichtssprechers auch fortgesetzt werden, wenn nur noch gegen drei Angeklagte verhandelt wird.
Der Prozess hatte im Dezember 2017 begonnen. Bei der Loveparade im Juli 2010 in Duisburg wurden in einem Gedränge 21 junge Menschen zu Tode gedrückt und mehr als 650 verletzt.
Bei den sieben handelt es sich um die sechs angeklagten Mitarbeiter der Stadt Duisburg sowie einen Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent. Die drei anderen sind ebenfalls Lopavent-Mitarbeiter. Allen Angeklagten waren unter anderem fahrlässige Tötung und schwere Planungsfehler vorgeworfen worden. (dlb mit dpa)