Ruhrort. . In der Ruhrorter Christengemeinde werden seit fünf Jahren Geräte aller Art ehrenamtlich repariert. Ein Bastlertreff für Helfer und Ratsuchende.
Den kaputten Drucker ihrer Mutter hat die Dame in der Tasche, als sie das Repaircafé in den Räumen der Ruhrorter Christengemeinde betritt. Den hätte sie gerne repariert, aber zum Warten hat sie keine Zeit. Ob sie nicht nachher zum Abholen wiederkommen könnte? Jenny Katzubek am Empfang bleibt sehr höflich, macht aber trotzdem ganz klar, dass es ohne eigene Anwesenheit keine Reparatur geben wird. Die Dame nimmt den Drucker wieder mit und überlegt, ob sie zum nächsten Termin mit mehr Zeit wiederkommt.
„Wir möchten hier nach wie vor kostenlos Hilfe zur Selbsthilfe leisten, als Selbstbedienungsladen verstehen wir uns aber nicht“, sagt Elektro-Ingenieur Oliver Jantz. Nach fünf Jahren Repaircafé haben sich die Abläufe professionalisiert. Es gibt unterschiedliche Laufzettel für elektrische und elektronische Probleme, jedes reparierte Gerät wird zur Sicherheit einer VDE-Prüfung unterzogen, bevor die glücklichen Besitzer es wieder mitnehmen können.
Aber das Wichtigste ist nach wie vor der menschliche Kontakt. Bei einem guten Gespräch im Wartebereich oder mit den Bastlern wird manchmal mehr heil als nur der alte Toaster. Oder die geliebte Hängelampe von Roswitha Ludwig, die extra aus dem Duisburger Süden angereist ist und das nicht zum ersten Mal.
„Ich finde es so schön, dass ich hier eine Anlaufstelle habe, wo meine Sachen wertgeschätzt werden“, sagt sie und hält den Lampenschirm fest, damit Bastler Abdellah Youssfi besser arbeiten kann. Schnell hat er den Kabelbruch beseitigt. Auch er schraubt schon von Anfang an im Ehrenamt mit. Ein Repaircafé macht nicht nur die Kunden zufrieden.
Weitere Repaircafés gegründet
„Wir freuen uns alle, dass die Idee hier in Duisburg so eingeschlagen ist“, sagt Jantz. Am Recyclingzentrum Nord der Wirtschaftsbetriebe gibt es inzwischen auch ein vom gleichen Bastlerkreis betreutes Café. Und im Hochfelder City-Wohnpark ist eine offene Werkstatt mit dem schönen Namen „Duisentrieb“ an den Start gegangen.
In den von der Gebag zur Verfügung gestellten Räumen können die Schrauber im Ehrenamt frei schalten und walten. Dort haben sie Lagermöglichkeiten und reparieren mit jungen Leuten Computer und manches Fahrrad. „Ich hatte einen Vater der mit mir gebastelt hat“, sagt Jantz „Vielleicht ist es deshalb für mich heute die größte Freude, Kindern und Jugendlichen den Spaß an der Technik weiter zu geben.“
Die streikende Kaffeemaschine, das bockige Kinderrad, der geliebte uralte Videorekorder, ohne den die Videosammlung nur noch Müll wäre. Es kommen viele ältere Kunden, denen ihre Sachen am Herzen liegen. Und die, die an zweite Chancen glauben. Auch für Soyabella, die kombinierte Heiz-Mix-Maschine für die moderne Soyamilchherstellung.