Die Nachricht vom Kauf des Krieger-Geländes durch die Stadt hat Freude ausgelöst. Die Redaktion sprach mit der Politik über Ideen zum Projekt.
CDU: „Sofort auf Altlasten untersuchen und den Güterbahnhof abreißen“
Die CDU begrüßt den Ankauf des Krieger-Geländes durch die städtische Gebag. Doch bevor dort tatsächlich ein neues Projekt umgesetzt werden könne, werden nach Einschätzung von CDU-Fraktionschef Rainer Enzweiler gut zwei Jahre vergehen. Diese Zeit werde aber auch benötigt, um sich intensiv um sicherlich vorhandene Altlasten auf dem Gelände zu kümmern. Enzweiler: „Deshalb am besten sofort prüfen, ob es eine Förderfähigkeit beim Land für Altlasten-Kontrolle und Sanierung dieses Geländes gibt! Ein potentieller Investor muss diese Kosten unbedingt kennen und abschätzen können.“
Dies werde ca 1,5 Jahre dauern , ein weiteres halbes Jahr werde vergehen, um dann mit einem Rohkonzept an die Öffentlichkeit gehen zu können. Enzweiler: „Aber der grauenhafte alte Güterbahnhof, der muss unbedingt vorher abgerissen und beseitigt werden. Eine Gruselkulisse, ein schrecklicher Anblick. “ Ob das Gelände durch nur ein einzigen Investor oder von mehreren entwickelt werden soll, darauf will sich die CDU derzeit gar nicht festlegen. Vermutlich, so Enzweiler, würde aber ein einziger Investor besser in der Lage sein, für eine Einheitlichkeit des Projektes zu sorgen.
Den von der Industrie- und Handelskammer Niederrhein gemachten Vorschlag von einem möglichen Ableger der Gewerbeflächen am Düsseldorfer Flughafens („Airport City Duisburg“) findet Fraktionschef Enzweiler „beachtenswert“.
Die Linken: „Entwicklung im Einklang mit dem Foster-Plan“
„Nachdem die Stadt nun den Vorstellungen gefolgt ist, die u.a. von der Linksfraktion vertreten wurden, und über die Gebag das Gelände erworben hat, können unsere ursprünglichen Forderungen umgesetzt werden“, sagt Fraktionschefin Martina Ammann-Hilberath. Die Linke strebe eine Entwicklung der Fläche an, „die allen Duisburgern zugutekommt und nicht Einzelinteressen von Investoren bedient. Daher fordern wir die Entwicklung des Geländes im Einklang mit dem Foster-Plan. Dies beinhaltet im Detail einen Anteil an Wohnbebauung, mit besonderem Fokus auf den sozialen und barrierefreien Wohnungsbau. Einen weiteren Anteil an ausgedehnter Grün- und Parkfläche, sowie einen Anteil an Bürofläche mit Schwerpunkt auf universitätsnahe Campuseinrichtungen. Für alle drei Bereiche ist im Innenstadtbereich zunehmender Bedarf zu erkennen. Der große Standortvorteil dieses Geländes für alle Bereiche ist die ideale Verkehrsanbindung.“
Auch die Linken wollen die Bürger in den Prozess mit einbinden, „damit auf die Bedürfnisse aller Duisburger an dieser wichtigen städtebaulichen Stelle bestmöglich eingegangen werden kann.“
Die Grünen: „Es muss gelten: Qualität vor Schnelligkeit“
„Wir begrüßen außerordentlich, dass die Gebag nun diese Fläche für die Stadt Duisburg gekauft hat. Die Grünen Duisburg werden sich aktiv an einer gründlichen und zügigen Planung und Entwicklung eines neuen Quartiers an dieser Stelle beteiligen“, sagt Fraktionssprecherin Claudia Leiße. Und weiter: „Besonders wichtig für uns ist, dass die Stadtgesellschaft umfassend in diesen Prozess einbezogen wird. Dabei muss gelten: Qualität vor Schnelligkeit.“
Als Grundlage für diesen Prozess soll der Masterplan von Lord Norman Foster dienen. Dieser müsse allerdings aktualisiert und angepasst werden. Die Planungen müssten beispielsweise den sich verändernden Klimabedingungen entsprechen und umfangreiche Grün- und Freiflächen enthalten. „Ein intelligentes Verkehrskonzept muss den Fahrzeugverkehr minimieren und neue Entwicklungen insbesondere im Radverkehr berücksichtigen. Wir erwarten, dass ein breiter Grünzug vom Hauptbahnhof bis zum Sportpark Wedau das neue Quartier mit den bestehenden Stadtvierteln verbindet.“
HSV: „Fläche der Düsseldorfer Messe anbieten“
„Wir sollten jetzt zunächst einmal der Gebag die Chance geben, einen vernünftigen Plan zu entwickeln und diesen dann vorzulegen“, sagt Karsten Vüllings, Chef der HSV-Fraktion. Eine Präferenz und Vorstellung, wie es auf dem Gelände weitergehen sollte hat seine Fraktion dennoch sehr wohl.
Und die lautet: Der alte Foster-Plan sollte weiterentwickelt werden. „Wenn man vom Foster-Plan redet, dann bedeutet dies üblicherweise, dass man eine Kombination aus Arbeiten und Wohnen wünscht. Das heißt, auf dem Gelände sollten Büros und Wohnungen und Grünflächen entstehen. Aber es ist natürlich eher schwer einen Investor zu finden, der auch bereit wäre in Grünflächen zu investieren“, sagt Vüllings. Die HSV-Fraktion hätte eine Idee, einen Vorschlag: „Statt Airport-City Duisburg, wie die IHK vorschlägt, schlagen wir vor, diese Fläche der Düsseldorfer Messe anzubieten.“
Es wäre doch großartig, wenn diese Fläche eine Schwester der Messe Düsseldorf würde. „In Düsseldorf platzt die Messe aus allen Nähten und das Duisburger Güterbahnhof-Gelände liegt in relativer Griffnähe zur Messe Düsseldorf.“
Die Idee von Airport-City der Industrie- und Handelskammer habe den Nachteil, dass ja schon Airport City Düsseldorf - also das Original - enorme Leerstände zu verkraften hat. Deshalb glaubt Karsten Vüllings: „Ein Ableger davon in Duisburg würde nicht funktionieren.“
FDP: „Wir waren ein großer Fan von Multi Casa“
„An dieser Fläche plant man schon seit 20 bis 30 Jahren vergeblich rum und rein gar nichts ist bis heute passiert. Hier muss jetzt unbedingt eine Flächenentwicklung hin. Ich persönlich habe aber so meine Zweifel, ob man tatsächlich ein Wohnquartier direkt an einer Autobahn hinbekommen kann. Aber es gibt ja sicherlich gute Architekten mit guten Ideen, die baulich dazu Vorschläge machen könnten. Es handelt sich schließlich tatsächlich um ein 1a-Grundstück in zentraler Citylage mit dem Bahnhof daneben“, sagt FPD-Fraktionschef Wilhelm Bies.
Es sei ein Stück aus dem Tollhaus, „dass diese Fläche zu einer geheimen Summe von einem Unternehmen (Anm. d. Red.: gemeint ist die Gebag) zurückgekauft wurde, das selber noch vor kurzem Schlagzeilen mit der Küppersmühle gemacht hat und das selber mehr als einmal vor dem Ruin gestanden hat.“ Grundsätzlich seien die Liberalen aber völlig offen, ob Wohnen und Arbeiten, oder nur Arbeiten in einem reinen Gewerbegebiet.
„Wenn ein schlauer Architekt oder Entwickler käme und gute Ideen vorlegen würde, dann herzlich gerne. Wir waren damals ein großer Fan von Multi Casa. Aber warum nicht auch einmal ganz gegen den Strich denken, wie einst unser Vorsitzender Thomas Wolters, der im vergangenen Jahr die Idee einer Freizeit-Oase plus Wellnessbad für diesen Standort ins Gespräch gebracht hat. Auch dafür wären wir vom Grundsatz offen.“