Duisburg. Der Steinhof in Huckingen ist das älteste Gebäude Duisburgs. Es war ein langer Weg vom Rittergut zum Kultur- und Bürgerzentrum.

Das älteste Gebäude Duisburgs liegt im Schatten der A 59, nahe den Bahngleisen und direkt an der Landstraße zwischen Kaiserswerth und Duisburg. Nicht idyllisch, aber praktisch als Standort für das Bürgerzentrum des Stadtteils Huckingen – und als inzwischen weit darüber hinaus bekannte Kulturbühne.

Die Geschichte des ehemaligen Ritterguts, das urkundlich erstmals 1454 erwähnt wurde, ist lang, (Raubritter-)sagenumwoben und turbulent.

Am längsten gehörte der Steinhof, mutmaßlich als Straßen- und Zollstation erbaut, dem Kapitel des St. Lambertusstiftes Düsseldorf (1454–1805), nach der Säkularisation übernahm ihn dann die Staatliche Domänenverwaltung bis 1819, gehörte für 30 Jahre dem Grafen von Spee, seit 1949 der Stadt Duisburg.

Der landwirtschaftliche Betrieb wurde 1971 eingestellt, und nur engagierte Bürger konnten verhindern, dass die Gebäude inklusive Turm, dessen unterer Teil aus dem 12. Jahrhundert stammt, für eine Schnellbahn-Hochtrasse zwischen Düsseldorf und Duisburg abgerissen wurden.

Arno Eich und Jochen Kriegel im historischen Turmzimmer, in dem es Konzerte und Ausstellungen gibt.
Arno Eich und Jochen Kriegel im historischen Turmzimmer, in dem es Konzerte und Ausstellungen gibt.

Huckinger – in diesem Fall die Schützenbruderschaft – hatten nicht zuletzt wegen der aussterbenden Gasthöfe auch die Idee, das alte Gemäuer zum Bürgerzentrum zu machen. Doch dem 1999 gegründeten Trägerverein ging beim Umbau, der mit Landesmitteln gefördert und mit viel freiwilliger Arbeit begonnen wurde, 2001 finanziell die Luft aus.

Bis 2005 lag die Baustelle brach, angesichts von drei Millionen Euro Verbindlichkeiten fehlte verständlicherweise der Mut, die Verantwortung zu übernehmen. Erst Elke Sommer und Arno Eich trauten sich zu, diese Riesenaufgabe zu stemmen. Insolvenzverfahren, Übernahme von der Gebag, Businessplan, Finanzierung: „Es war komplett auf Ehrenamtlichkeit ausgerichtet und schwierig, Partner zu finden. Viele haben gesagt: Das hat sich in zwei Jahren sowieso erledigt“ erinnert sich Arno Eich (54), hauptberuflich Kripo-Beamter. Er ist seit 13 Jahren dabei, hat als 1. Vorsitzender des Vereins Kultur- und Bürgerzentrum viel Arbeit geleistet und viele Nerven gelassen, kann aber heute stolz sein auf die gelungene Rettung. Als Rückzahlungen drohten, hätten ihm die Stadt und Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland Rückhalt gegeben.

Langsam und nachhaltig entwickelt

Ab 2007 wurde in enger Zusammenarbeit mit der Gebag am denkmalgeschützten Gebäudekomplex wieder gebaut, Mitglieder von Bürgerverein, Schützenverein oder Männergesangverein „Erholung“ sorgten über Monate für Material und Muskelkraft. 2008 ging der Steinhof mit 600-Plätze-Saal in Betrieb. „Wir haben das langsam und nachhaltig entwickelt“, sagt Eich.

Über Crowdfunding wurden Mobiliar und Veranstaltungstechnik angeschafft. Heute kommt der Steinhof ohne öffentliche Förderung aus, zahlt eine ordentliche Pacht und die Betriebskosten mit hauptamtlichem Hausmeisterteam. „Sportlich“ sei es, die jährlich erforderlichen rund 300.000 Euro zu erwirtschaften. „Das waren vor fünf, sechs Jahren noch 100.000 Euro weniger“, sagt Jochen Kriegel (53).

Der IT-Berater, der vor zehn Jahren nach Huckingen gezogen ist, gehört dem erweiterten Vorstand an. Sogar einen Auszubildenden zum Veranstaltungstechniker beschäftigt der Verein inzwischen. Der Steinhof ist zum Treffpunkt für Vereine geworden, kann aber auch als „Eventlocation“ vermietet werden.

Kulturprogramm ist Triebfeder für den Steinhof

Die eigentliche Triebfeder für den großen Einsatz aber sei das Kulturprogramm für den Duisburger Süden gewesen, sagt Eich. Dabei geht man nie über Veranstalter, sondern sorgt selbst für Kabarett und Comedy, Ausstellungen und Konzerte von Jazz über Musical bis hin zu Klassik. Die Besucher kommen aus ganz NRW, zum Teil auch aus den Niederlanden. „Wir verdienen mit Kultur Geld, weil wir komplett ehrenamtlich arbeiten.“

Die Eintrittspreise überschreiten selten die 30 Euro, die Wohnzimmerkonzerte liegen bei 15 Euro. 60 Vereinsmitglieder gehören zum Helferteam, das von Schriftführerin Dagmar Kessel organisiert wird. Aus dem Vorstand ist Kaufmann Jörg Bunert der Netzwerker, der Jurist Andreas Koosen ist Geschäftsführer, die Juristin Dr. Maresa Hormes ist Kassierin, und Dagmar Lutz setzt die Bühnenanweisungen der Künstler um – von Hotel bis zum richtigen O-Saft.