Duisburg. Laut Schuldneratlas 2018 steigt die Zahl der überschuldeten Menschen in Duisburg weiter an. In einem Stadtteil ist die Quote besonders hoch.
Die Zahl der überschuldeten Menschen in Duisburg nimmt weiter zu. Das geht aus dem Schuldneratlas Ruhrgebiet hervor, den der Inkassodienstleister Creditreform am Dienstag veröffentlicht hat.
Demnach ist die Anzahl der Schuldner in Duisburg zwischen 2017 und 2018 von 70.051 auf 71.406 gestiegen – ein Anstieg um 1,93 Prozent, so groß wie in keiner anderen Stadt im Ruhrgebiet. Der Anteil der Schuldner an der Gesamtbevölkerung der Stadt beträgt demnach 17,2 Prozent. Duisburg steht damit nicht nur in der negativen Spitzenliste im NRW-Vergleich weit oben, sondern auch im bundesweiten Vergleich und ist ein Teil der unrühmlichen Top-Ten.
Drei Ruhrgebietskommunen gehören zu den zehn deutschen Städten mit der höchsten Überschuldungsquote in 2018. Dies sind Herne an fünftletzter, Gelsenkirchen an sechstletzter und eben Duisburg an achtletzter Stelle mit einer Quote von teilweise deutlich über 17 Prozent. Die Rangliste der deutschen Großstädte mit mehr als 400.000 Einwohnern führt Duisburg sogar im siebten Jahr in Folge an.
Laut der Studie ist Ruhrort mit 28,7 Prozent der Stadtteil mit der zweithöchsten Schuldnerquote im gesamten Ruhrgebiet. Nur die Dortmunder Nordstadt hat mit 28,8 Prozent eine noch höhere Quote. Unter den 20 schuldnerreichsten Postleitzahl-Bereichen des Ruhrgebiets befinden sich insgesamt sieben Duisburger Bezirke. Neben Ruhrort sind das Hochfeld in der Stadtmitte, Meiderich-Beeck, Unter-, Mittel- und Obermeiderich, Hamborn/Marxloh/Bruckhausen, Röttgersbach im Norden der Stadt und Friemersheim westlich des Rheins. In diesen Stadtteilen liegt die Schuldnerquote zwischen 21 und fast 29 Prozent.
Auf der anderen Seite stehen die Postleitzahl-Bezirke Baerl (6 Prozent), Großenbaum/Rahm (7,06 Prozent) und Rumeln-Kaldenhausen (7,36 Prozent) noch in der Rangliste der 20 schuldenfreisten Bezirke im Ruhrgebiet.
Gründe für Überschuldung
600 Haushalte hat die Awo-Schuldnerstelle allein in vergangenen Jahr beraten. Zum Vergleich: 1993 waren es noch 280. Ein Drittel der Menschen, die zur Beratung kommen, sind Alleinerziehende. Die meisten jedoch, die von Schulden betroffen sind, sind junge Familien mit Kindern unter zehn Jahren. Auch Senioren haben häufig Schulden. Meist kommt es dazu, wenn aus zwei Einkommen eins wird: etwa wenn ein Partner stirbt.
Die Gründe für den Sturz in die Überschuldung haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der guten Konjunktur verändert. Zwar ist nach wie vor Arbeitslosigkeit der Hauptauslöser für Überschuldungsprozesse, wie das Statistische Bundesamt herausfand. Doch ganz so dominierend wie noch vor einigen Jahren sei das Thema Arbeitsplatzverlust in Zeiten des Fachkräftemangels nicht mehr. Stattdessen gewannen in den vergangenen Jahren Erkrankungen, Suchtprobleme und Unfälle, aber auch unwirtschaftliche Haushaltsführung immer größere Bedeutung als Auslöser für Überschuldungsfälle.