Duisburg. . Das Repertoire der Kriminellen ist vielfältig, der Ideenreichtum der Täter kennt kaum Grenzen. Eine Übersicht aus der Trickkiste der Diebe.
Nur einen winzigen Augenblick nicht aufgepasst, der fremden Person lediglich für eine Sekunde den Rücken zugedreht und schon ist es passiert: Sie sind Opfer eines Trickdiebs geworden. Zuletzt ist das am Montag einer 90-Jährigen in Mittelmeiderich passiert, die vermeintliche Techniker in ihre Wohnung ließ.
Seit Jahren reißt die Serie hinterlistiger Taten nicht ab. Kriminalhauptkommissar Ralf Schäfer ist bei der Duisburger Polizei für Kriminalprävention und Opferschutz zuständig. Er kennt die meisten Tricks der Diebe. Zusammen mit unserer Redaktion hat er einige Maschen zusammengetragen, um für das Thema zu sensibiliseren und zu warnen.
- 363 Trickdiebstähle „zum Nachteil älterer Menschen“ hat die Duisburger Polizei im Kalenderjahr 2017 registriert.
- Einschließlich November waren es im vergangenen Jahr 223 Fälle.
- Im Juli und August 2018 gab es keine bis kaum Trickdiebstähle in Duisburg. In den Monaten davor und danach zog die Zahl der Fälle deutlich an.
Im vergangenen Jahr hat es 121 mal den Versuch gegeben, Senioren hinters Licht zu führen, indem sich Unbekannte als Behördenmitarbeiter ausgegeben haben. Elf mal hatten die Kriminellen dabei Erfolg.
Die Vorgehensweise
„Die Vorgehensweise beim Trickdiebstahl fußt auf dem Prinzip der Ablenkung und ist grundsätzlich immer gleich. Das Repertoire ist vielfältig, der Ideenreichtum der Täter kennt kaum Grenzen“, weiß Schäfer zu berichten. „Trotzdem kann man alle Facetten einfach beschreiben mit: Vorne wird abgelenkt und von hinten geklaut.“
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Der Trickdiebstahl werde zwar auch von Einzeltätern, aber meist von mehreren Tätern arbeitsteilig begangen. Das können bis zu sechs oder mehr Beteiligte sein, denen in der Diebesgruppe feste „Aufgaben“ zugewiesen sind. „Hier bewahrheitet sich für das Opfer das Sprichwort ‘Im Hinterkopf hat man keine Augen’“, erklärt der Kriminalhauptkommissar. Während einer oder mehrere Täter das Opfer geschickt ablenken, begeht ein anderer Mittäter den eigentlichen Diebstahl.
So schützt man sich
Ralf Schäfer rät: „Tragen Sie Ihr Geld nicht dort, wo der Täter es generell vermutet (bei Frauen in der Handtasche, bei Männern in den hinteren Hosentaschen).
Nutzen Sie Innentaschen mit Knopf und Reißverschluss oder Bauchtaschen. Am besten: Nehmen Sie zwei Portemonnaies. Bedenken Sie, dass jedermann in Ihr Portemonnaie schauen kann, z.B. wenn sie im Geschäft bezahlen. Es ist vergleichbar mit einem ungesicherten, geöffneten Tresor. Sie nehmen vielleicht nur Kleingeld heraus, zeigen aber dabei den gesamten Inhalt. Trennen Sie deshalb das Geld, mit dem Sie Kleinigkeiten kaufen, von größeren Beträgen und wichtigen Dingen, wie Ihren Ausweisdokumenten. Tragen sie das „wichtige“ Portemonnaie mit viel Bargeld und Papieren verdeckt und gesichert. Sie brauchen es ja nicht andauernd. Eine Ersatzbeschaffung ist teuer und zeitaufwendig. Auch ohne Bargeldverlust summieren sich die Kosten dafür schnell auf über 200 Euro.
Aus dem Diebes-Repertoire
Antanzen Ein „gut gelaunter“ Partygänger (oder mehrere) rückt dem Opfer tanzend auf die „Pelle“. Während das verblüffte Opfer mitmacht oder versucht, sich den „angeheiterten“ Bedränger vom Leib zu halten, stehlen flinke Finger die Wertsachen.
Rempeln Das Opfer wird im Gedränge angerempelt oder „in die Zange“ genommen; beim Einsteigen stolpert der Vordermann, er bückt sich oder bleibt abrupt stehen. Während das Opfer aufläuft und abgelenkt ist, greift ein Komplize in die Tasche.
Drängeln In vollen Bussen oder Bahnen rückt ein Dieb unangenehm dicht von hinten an das Opfer heran, das ihm die Tasche „griffbereit“ anbietet.
Stadtplan Fremde fragen das Opfer nach dem Weg, halten ihm eine Karte vor oder bitten es – etwa auf Bahnhöfen – an einen ausgehängten Plan. Während sich das Opfer orientiert und abgelenkt ist, plündert ein Komplize die Hand- oder Umhängetasche.
Klemmbrett Vermeintliche Spenden- und Unterschriftensammler halten ihren Opfern, die im Café sitzen und ihre Handys auf den Tisch gelegt haben, ein Klemmbrett vor die Nase. Sie verdecken damit die Sicht auf die Mobiltelefone und stecken diese blitzschnell ein.
Geldwechsel Fremde bitten das Opfer, eine Münze zu wechseln. Wenn das Opfer die Börse zieht und das Münzfach öffnet, wird es vom Täter abgelenkt. Während dieser beispielsweise seine Münze in die Börse wirft, nimmt er zugleich Banknoten heraus.
Beschmutzen Nach einem Bankbesuch wird das Opfer „versehentlich“ mit Ketchup, Eis oder Getränken bekleckert. Beim wortreichen Entschuldigen und dem Versuch, den Fleck zu beseitigen, verschwindet dann das Geld.
Supermarkt Im Supermarkt fragen Fremde das Opfer nach einer Ware. Während es danach sucht, wird die Tasche am Einkaufswagen ausgeräumt.
Hochheben In einer Kneipe, einem Café oder einer Bar behauptet jemand, das Gewicht des Opfers schätzen zu können. Beim Hochheben „zieht“ er oder ein Komplize die Geldbörse.
Taschetragen Ausgespäht werden gern ältere Damen. Hilfsbereit bieten Täter an, den Einkauf nach Hause zu tragen. Dort eilen sie mit der Tasche die Treppe hinauf, während der langsamere Senior folgt. Unterwegs nehmen sie die Geldbörse heraus, stellen die Tasche vor die Tür und kommen dem Opfer grüßend entgegen.
Enkeltrick Als Enkeltrick wird ein betrügerisches Vorgehen verstanden, bei dem sich Trickbetrüger gegenüber älteren Personen als deren nahe Verwandte ausgeben, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an deren Bargeld oder Wertgegenstände zu gelangen. Sie tischen ihrem „Opa“ oder ihrer „Oma“ dann ein Märchen auf, warum sie das Geld nicht selber abholen könnten und schicken einen Freund vorbei.
Falscher Handwerker oder Polizist Diese Masche läuft immer sehr ähnlich ab: Fremde Männer oder Frauen geben sich als Handwerker oder Polizisten aus und geben vor, in ihrer Wohnung Wasserdruck messen zu müssen oder nach einer vermeintlichen Serie von Einbrüchen in der Nachbarschaft nach dem Rechten sehen zu müssen. Wenn die – in der Regel etwas älteren – Bewohner dann für einen Augenblick nicht hinsehen, stehlen die Fremden Geld und Wertgegenstände.